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       # taz.de -- Meisterpflicht im Handwerk: Fliesenleger & Co sind wieder wer
       
       > Eine breite Mehrheit im Bundestag stimmt für die Wiedereinführung der
       > Meisterpflicht in zwölf Gewerken.
       
   IMG Bild: Fliesenleger bei der Arbeit. Künftig wieder mit Meistertitel
       
       Berlin taz FliesenlegerInnen, DrechslerInnen, OrgelbauerInnen und andere
       HandwerkerInnen müssen ab 2020 wieder eine Meisterprüfung ablegen, wenn sie
       sich selbständig machen oder Lehrlinge ausbilden wollen. Der Bundestag
       stimmte am Donnerstag fraktionsübergreifend für die Wiedereinführung der
       Meisterpflicht in 12 Handwerksberufen.
       
       Das sei notwendig, um Leben und Gesundheit bei der Ausübung des Berufs zu
       schützen, heißt es im Gesetzentwurf. Zudem soll das materielle und
       immaterielle Kulturerbe gewahrt werden. Damit gilt für nunmehr 53 Berufe
       eine Meisterpflicht, darunter Bäcker und Friseure.
       
       2003 novellierte die damalige rot-grüne Bundesregierung die
       Handwerksordnung und entband 53 Gewerke von der Meisterpflicht. So wollte
       man Unternehmensgründungen erleichtern und Beschäftigung und Ausbildung
       ankurbeln. [1][Doch das Gegenteil trat ein]. Zwar stieg die Zahl der
       Betriebe, unter den Neugründungen waren aber auch viele Soloselbständige,
       die prekär oder schwarz arbeiten.
       
       Der Zentralverband des Handwerks wies darauf hin, dass seit der Novelle in
       einigen Gewerken deutlich weniger Menschen ihren Meister gemacht und die
       Betriebe weniger Lehrlinge ausgebildet hätten. Der Fachkräftemangel habe
       sich verschärft, die Qualität sei gesunken. Zudem seien deutlich mehr
       Betriebe insolvent gegangen, zum Ärger der Verbraucher.
       
       ## AfD-Wünsche „Folklore“
       
       Der Handwerksverband lobte die Wiedereinführung als ein „kraftvolles,
       richtiges und notwendiges Signal für mehr Qualität und Qualifizierung im
       Handwerk.“ Lob kam auch vom Deutschen Gewerkschaftsbund, der „die Weichen
       wieder in Richtung fairen Wettbewerbs gestellt“ sieht. Allerdings geht dem
       DGB die Reform nicht weit genug: Die Gewerkschaften fordern für deutlich
       mehr Berufe die Rückkehr zur Meisterpflicht, unter anderem auch für
       Gebäudereiniger.
       
       Ähnliche sieht es die AfD, die die Meisterpflicht für alle
       zulassungspflichtigen Handwerksberufe wiedereinführen will. Ein Ansinnen,
       welches der FDP-Abgeordnete Manfred Todtenhausen im Plenum als „Folklore“
       bezeichnete. Einig ist sich die FDP aber mit Grünen und Linkspartei, dass
       andere Hürden abgebaut werden müssten, um Handwerksberufe zu stärken.
       
       So forderten RednerInnen aller drei Parteien im Bundestag etwa
       gebührenfreie Prüfungen. Die Kosten für die Meisterprüfung beliefen sich im
       Durchschnitt auf 6.000 Euro so die Grünen-Abgeordnete Claudia Müller. Ein
       weiteres Problem sehen SPD, Linke und Grüne in der geringen Tarifbindung.
       Nur in rund 30 Prozent der 1 Million Handwerksunternehmung gelten
       Tarifverträge.
       
       Das Gesetz wird Anfang 2020 in Kraft treten. Betriebe, die seit 2004 ohne
       Meisterbrief gegründet wurden, genießen Bestandsschutz. Wechselt der
       Inhaber oder die Gesellschafter, müssen sie allerdings innerhalb von sechs
       Monaten einen Meister als BetriebsleiterIn einstellen. Nach fünf Jahren
       wird die Reform evaluiert.
       
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