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       # taz.de -- Die Wahrheit: Von Porto an den Nordpol
       
       > Mit einer Boeing nach Edinburgh fliegen: schlechte Idee. Nicht allein
       > wegen Klima, sondern wegen dem schwierigen Pflaster, das dort wartet.
       
       Es ist beruhigend, dass man über manche Zwischenfälle auf Flughäfen erst
       später informiert wird. Sonst wäre ich neulich nicht nach Edinburgh
       geflogen. Auf dem verkehrsreichsten Flughafen Schottlands tragen sich
       merkwürdige Dinge zu.
       
       Vor einiger Zeit haben sich dort zwei Flugzeuge nur knapp verfehlt. Eine
       Maschine der Norwegian Air aus den USA landete, zwei Sekunden nachdem ein
       EasyJet-Flugzeug gestartet war. Der Fluglotsen-Lehrling hatte nichts
       bemerkt – im Gegensatz zum Piloten von Norwegian Air, der das andere
       Flugzeug gesehen und beim Tower nachgefragt hatte, ob er die Landung
       abbrechen solle.
       
       Der Lehrling hörte ihn zwar, aber er verstand ihn nicht und fragte beim
       Ausbilder nach. Der war wie gelähmt, als das Flugzeug plötzlich aus den
       Wolken auftauchte. Als er wieder reagieren konnte, entschied er, die Dinge
       ihren Lauf nehmen zu lassen. Hätte er die Landung abbrechen lassen, sagte
       er, wären beide Flugzeuge in den Wolken gewesen, und da hätte alles
       Mögliche passieren können.
       
       Noch weniger vertrauenserweckend ist es, wenn eine Boeing-Maschine Kurs auf
       Edinburgh nimmt. Das Flugzeug kam aus Porto und wäre beinahe am Nordpol
       gelandet. Das zeigten jedenfalls die Bordinstrumente an. Als der Pilot aber
       den Golf von Biscaya (Südwestfrankreich) unter sich sah, schaltete er die
       Automatik ab. Bei der manuellen Landung in Edinburgh spielte der
       Bordcomputer verrückt und deaktivierte das automatische Bremssystem. Die
       ohnehin angeschlagene Flugzeugbaufirma Boeing gab später bekannt, man habe
       die Gebrauchsanweisung für die 737 ergänzt. Man rät den Piloten nun, die
       Angaben des Bordcomputers mit Vorsicht zu genießen.
       
       ## Drum prüfe, wer sich ewig bindet
       
       Vorsichtig müssen auch die Taxifahrer am Flughafen von Edinburgh sein.
       Einer hatte gerade eine Studentin abgesetzt, als sich drei neue Fahrgäste
       in seinen Wagen setzten. Das war dem Flughafenchef Gordon Dewar ein Dorn im
       Auge, denn eigentlich hätte sich der Fahrer ans Ende der Taxischlange
       begeben müssen. Der listige Dewar hatte auf solches Fehlverhalten gelauert
       und nahm die Sache in die Hand. Als der Taxifahrer losfahren wollte, warf
       sich der Flughafenchef beherzt auf die Motorhaube. Die Fahrgäste suchten
       erschreckt das Weite.
       
       Das Weite hatte auch eine angehende Braut gesucht. Ihr Verlobter wollte mit
       30 Freunden zum Junggesellenabschied nach Mallorca fliegen. Als die Gruppe
       am Flughafen ankam, stellte sich die Buchungsbestätigung als Fälschung
       heraus. Die Verlobte, die mit der Buchung betraut worden war, hatte die
       10.000 Pfund im Online-Casino verspielt. Ihr Verlobter sagte die Hochzeit
       ab.
       
       Seine Ex-Verlobte schickte ihm daraufhin ein Ultraschallfoto und
       behauptete, schwanger zu sein. Man fand später auf ihrem Computer ein
       Programm zu Herstellung falscher Ultraschallbilder.
       
       Das nächste Mal fliege ich sicherheitshalber nach Glasgow. Von dort dauert
       es mit der Bahn nur eine halbe Stunde nach Edinburgh.
       
       16 Dec 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ralf Sotscheck
       
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