URI: 
       # taz.de -- Macrons Rentenarchitekt tritt zurück: Unvermeidlicher Rücktritt
       
       > Jean-Paul Delevoye muss gehen, weil er Nebeneinkünfte verschwieg. Das ist
       > eine moralische Niederlage.
       
   IMG Bild: Der Aufstand gegen Macrons Rentenreform ist gewaltig
       
       Wie immer in Frankreich müssen Köpfe rollen (zum Glück heutzutage bloß noch
       symbolisch), wenn nichts mehr geht und sich keine Lösung abzeichnet. Der
       Rücktritt von Jean-Paul Delevoye aus der französischen Regierung ist darum
       keine Überraschung. Er wurde erwartet, nachdem bekannt geworden war, dass
       Macrons Rentenexperte es mit seiner Pflicht zur totalen Transparenz nicht
       so genau genommen hatte. Er hatte offenbar diverse Nebentätigkeiten und
       Mandate nicht offiziell angegeben.
       
       Delevoye selbst wollte dies zuerst als kleines „Versäumnis“ entschuldigen,
       rang sich aber nach mehreren Tagen und neuen Medienenthüllungen durch, eine
       „sträfliche Leichtfertigkeit“ einzuräumen. Mit seinem Schritt, so sagte er,
       wolle er vermeiden, dass der Wirbel um seine Person, die Regierung im
       [1][Streit um die Rentenreform], die er selber demnächst vor dem Parlament
       verteidigen sollte, belasten würde.
       
       In der französischen Politik heißt es in solchen Fällen, da sei „eine
       Sicherung durchgebrannt“, wenn ein Politiker geopfert wird, um den ganzen
       Rest vor einem Kurzschluss oder einem Brand zu bewahren. Katastrophal ist
       dieser unvermeidlich gewordene Rücktritt für die Staatsführung in der
       gegenwärtigen Entscheidungsphase des Konflikts mit den Gewerkschaften
       trotzdem.
       
       Zwar können die DemonstrantInnen am nationalen Aktionstag nun nicht mehr
       rufen „Delevoye – Démission!“, denn seinen „Kopf“ können sie bereits als
       Trophäe betrachten. Doch mit dem peinlichen Abgang des „Monsieur
       Rentenreform“ fehlt der Regierung der Mann, der das Dossier besser als alle
       kannte und der auch von den Gewerkschaften bisher als Chefunterhändler
       anerkannt und als Gegner respektiert worden war.
       
       Im [2][Seilziehen mit den ReformgegnerInnen] muss die Regierung nun eine
       moralische Niederlage einstecken, die ihre Position nur schwächen kann.
       Denn letztlich wird der Kampf in der öffentlichen Meinung entschieden. Wer
       kann es den Gewerkschaften da vorwerfen, wenn sie Delevoyes
       „Vergesslichkeit“ nun auszuschlachten wollen, um dessen Rentenform in den
       Mülleimer der Geschichte zu kippen?
       
       16 Dec 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Streit-ueber-Macrons-Rentenreform/!5649399
   DIR [2] /Neues-Rentensystem-in-Frankreich/!5622575
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rudolf Balmer
       
       ## TAGS
       
   DIR Rentenreform
   DIR Schwerpunkt Emmanuel Macron
   DIR Schwerpunkt Frankreich
   DIR Schwerpunkt Frankreich
   DIR Rentenreform
   DIR Schwerpunkt Emmanuel Macron
   DIR Schwerpunkt Frankreich
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Streik gegen Rentenreform in Frankreich: Gemeinsam, aber kein Gleichschritt
       
       Sämtliche Gewerkschaftsverbände hatten für Dienstag gemeinsam zu weiteren
       Protesten aufgerufen. Dieselben Ziele haben sie aber längst nicht.
       
   DIR Streit um Rentenreform in Frankreich: Monsieur Rente muss in Rente
       
       Seit Tagen demonstrieren Menschen in Frankreich gegen die geplante
       Rentenreform. Nun ist ihr „Vater“ über einen Transparenzskandal gestolpert.
       
   DIR Streit über Macrons Rentenreform: Macron überzeugt nicht
       
       Im Streit um Frankreichs Rentensystem geht es vor allem um den Kampf gegen
       soziale Ungleichheit. Der Widerstand ist dringend notwendig.
       
   DIR Rentenreform in Frankreich: Der Protest geht weiter
       
       Die Regierung verkauft ihre Rundumerneuerung der Altersbezüge als sozialen
       Fortschritt. Vergeblich. Die Gewerkschaften wollen die Streiks fortsetzen.