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       # taz.de -- Weihnachtsbeleuchtung in Madrid: Viva la Christbaumkugel
       
       > Der rechte Bürgermeister Madrids zankt sich mit der Stadt Vigo um die
       > geilste Festbeleuchtung. Und fährt eine sieben Tonnen schwere Kugel auf.
       
   IMG Bild: Voll die fette Kugel: stromfressende Weihnachtsbeleuchtung in Madrid
       
       Madrid taz | Es mutet mehr als skurril an. Ausgerechnet Madrid, die
       Gastgeberstadt für den Weltklimagipfel COP25, streitet sich mit Vigo, einer
       Provinzhauptstadt im spanischen Nordwesten, darüber, wer die größte und
       prunkvollste Weihnachtsbeleuchtung hat. Energievergeudung? CO2-Ausstoß?
       
       Das interessiert den Bürgermeister der spanischen Hauptstadt, José Luis
       Martínez-Almeida, nur wenig, wenn es um Lokalpatriotismus geht. „Vigo, mach
       das mal nach!“, rief der Konservative entzückt, als er vor laufenden
       Kameras per Knopfdruck die insgesamt 150 Kilometer langen Lichtergirlanden
       überall in der Innenstadt einschaltete. Martínez-Almeida lenkt dank eines
       Bündnisses mit Rechtsliberalen und Rechtsextremen seit Juli die Geschicke
       der größten Stadt Spaniens.
       
       Das Herzstück des Lichtermeeres: eine knapp sieben Tonnen schwere
       überdimensionale Christbaumkugel, die mit ihren 43.000 LEDs eine der
       wichtigsten Kreuzungen der Innenstadt ziert. Die Weihnachtsbeleuchtung wird
       bis Dreikönig strahlen.
       
       ## Lichtgirlanden üppiger als die Almeidas
       
       Das Spektakel kostet die Hauptstädter 3 Millionen Euro. Das sind rund 27
       Prozent mehr, als Almeidas Vorgängerin, die linksalternative Manuela
       Carmena, für die Weihnachtsbeleuchtung ausgab. Almeida ist stolz darauf.
       „Bis nach Vigo werden diese Lichter zu sehen sein“, schwärmt er. In den
       vergangenen Monaten nahm er bereits Verkehrsbeschränkungen für die
       Umweltzone „Madrid Central“ zurück, die vorsahen, dass dort nur Anwohner-
       sowie Elektro- und Hybridfahrzeuge bedingungslos hätten einfahren dürfen.
       Außerdem wollte er Radspuren an den großen Hauptverkehrsstraßen wieder
       entfernen lassen.
       
       Der Bürgermeister von Vigo, der Sozialist Abel Caballero, lässt sich nicht
       beeindrucken. „Ich habe gegen Tokio, New York und Paris gewonnen, da will
       mich Madrid herausfordern?“, prahlt er. Seine Lichtgirlanden sind noch
       üppiger als die Almeidas. Und neben einer Christbaumkugel, die der in
       Madrid zum Verwechseln ähnlich sieht, hat er in Vigo ein Riesenrad
       aufstellen lassen, das von 180.000 LEDs beleuchtet wird.
       
       Unerwartet hat sich ein Mitstreiter gefunden. Der Comedien Javier Cámara,
       der durch eine satirische TV-Serie als Juan Carrasco bekannt wurde,
       veröffentlicht auf Twitter einen Vorschlag für seine nordspanische
       Heimatstadt Logroño im Weinanbaugebiet La Rioja. Zu sehen ist eine
       Luftaufnahme vom weihnachtlichen Las Vegas. „Und der Klimawandel, Juan?“,
       stellt ihm einer seiner Follower die alles entscheidende Frage, auf die
       auch COP25-Gastgeber Almeida bisher nicht geantwortet hat.
       
       3 Dec 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reiner Wandler
       
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