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       # taz.de -- Druck auf Journalist*innen in Russland: Überall Agenten
       
       > In Russland können Journalist*innen und Blogger*innen als „ausländische
       > Agenten“ eingestuft werden. Präsident Putin erlässt ein entsprechendes
       > Gesetz.
       
   IMG Bild: Kremlchef Wladimir Putin behält gern alles im Blick
       
       Moskau taz/afp/dpa | Kreml-Herrscher Wladimir Putin hat bekanntlich seine
       berufliche Laufbahn [1][beim sowjetischen Geheimdienst KGB begonnen und war
       unter anderem in Dresden] stationiert. Eine gewisse Vorstellung von der
       Tätigkeit ausländischer Agent*innen dürfte er also haben. Nun möchte er
       offenbar mehr Menschen in diesen Personenkreis einschließen.
       
       In Russland können Journalist*innen und Blogger*innen ab sofort als
       „ausländische Agenten“ eingestuft werden. Putin erließ am Montag offiziell
       ein entsprechendes, umstrittenes Gesetz. Laut dem auf der Regierungswebsite
       veröffentlichten Gesetzestext kann das Justizministerium damit
       Einzelpersonen, die für Medien arbeiten, nun als „ausländische Agenten“
       bezeichnen. [2][[Link auf http://duma.gov.ru/news/47001/]]
       
       Schon seit 2012 werden in Russland politisch tätige Organisationen, die
       ganz oder teilweise aus dem Ausland finanziert werden, dazu gezwungen, sich
       als „ausländische Agenten“ registrieren zu lassen. [3][Seit 2017 gelten die
       Vorgaben auch für Medienunternehmen]. Mit dem neuen Gesetz wird die
       Regelung nun auch auf Einzelpersonen ausgeweitet. [4][Das russische
       Parlament hatte diesen Zusatz im November beschlossen].
       
       Der Deutsche Journalistenverband reagierte am Dienstag mit deutlichen
       Worten: „Putin, den der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder
       als,lupenreinen Demokraten' gegen Kritik in Schutz nahm, zeigt keine
       Hemmungen bei der Unterdrückung der Pressefreiheit“, teilte Sprecher
       Hendrik Zörner mit. Russische Journalist*innen hielten sich sowieso mit
       Kritik an Putin zurück, wüssten sie doch, dass jedes falsche Wort
       persönliche Konsequenzen nach sich ziehen kann. „Das Gesetz über die
       ausländische Agententätigkeit macht keinen Unterschied zwischen russischen
       und ausländischen Journalisten“, so Zörner.
       
       Menschenrechtsorganisationen äußerten sich besorgt über das Gesetz. Amnesty
       International bezeichnete das Gesetz kürzlich in einer gemeinsamen
       Stellungnahme mit Reporter ohne Grenzen und anderen NGOs als „weiteren
       Schritt zur Einschränkung freier und unabhängiger Medien“ in Russland. Sie
       warnten vor einem „mächtigen Instrument“, das dazu genutzt werden könne,
       „oppositionelle Stimmen zum Schweigen zu bringen“.
       
       Zuletzt hatten die russischen Behörden unter anderem den Druck auf die
       Deutsche Welle erhöht. Ein Sonderausschuss des Parlaments „Zur Verteidigung
       der staatlichen Souveränität Russlands und Abwehr ausländischer
       Einmischung“ hatte dem deutschen Auslandssender im September vorgeworfen,
       zu Protesten gegen die Regierung aufgerufen zu haben. Der Sender wies die
       Vorwürfe zurück. Im November hatte sich Russlands Außenminister Sergej
       Lawrow schließlich gegen den Entzug der Arbeitserlaubnis ausgesprochen.
       
       3 Dec 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Dresdener-Stasi-Unterlagenbehoerde/!5558229
   DIR [2] http://duma.gov.ru/news/47001/
   DIR [3] /Russischer-Auslandssender-RT-in-den-USA/!5459578
   DIR [4] http://duma.gov.ru/news/47001/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marco Zschieck
       
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