# taz.de -- Terroralarm in Berlin: „Noch viele Fragen offen“
> Niklas Schrader (Linke) zur Räumung des Weihnachtsmarktes. Die
> Sicherheitsbehörden hätten große Angst, etwas falsch zu machen.
IMG Bild: Polizei lässt den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz räumen
taz: Herr Schrader, am Samstag hat die Polizei den Weihnachtsmarkt auf dem
Breitscheidplatz wegen Terrorverdachts räumen lassen. Wann sind Sie vom
Innensenator informiert worden?
Niklas Schrader: Noch am selben Abend. Aber die vollständigen Informationen
liegen mir noch nicht vor. Da sind schon noch einige Fragen offen.
Was ist Ihr Kenntnisstand?
Dass dort zwei Personen von der Polizei festgehalten worden sind, die sich
verdächtig verhalten haben. Sie sollen weggelaufen sein bzw. sich schnell
entfernt haben.
Die beiden sollen traditionelle Kleidung getragen haben, wie es Salafisten
zum Teil tun.
Alleine, dass Menschen sich schnell bewegen und solche Kleidung tragen,
stellt für mich keinen Anlass dar, einen Weihnachtsmarkt zu räumen. Dazu
muss schon mehr vorliegen. Aber solange mir nicht alle Informationen
vorliegen, kann ich das nicht bewerten. Der Vorgang insgesamt zeigt aber,
dass die Sicherheitsbehörden große Angst haben, etwas falsch zu machen.
Wie meinen Sie das?
Denkbar ist, dass sie lieber einmal zu viel räumen, als sich hinterher dem
Vorwurf auszusetzen, etwas falsch gemacht zu haben. Ob das am Samstag die
richtige Entscheidung war, das ist für mich noch nicht geklärt.
Eine Namensverwechselung hat dann zur Räumung geführt.
Das mit der Namensverwechselung kennt man ja schon von der Berliner
Polizei. Auch im Zusammenhang mit dem Brandanschlag auf Ferat Kocak in
Neukölln war das so.
Die beiden Personen sollen laut Medien von der Polizei vor Ort observiert
worden sein.
Soweit ich weiß, handelte es sich um Zivilstreifen, die die beiden Personen
auf dem Weihnachtsmarkt gesehen haben.
Hat die Polizei wachsam oder hysterisch reagiert?
Der Fall zeigt, dass die Polizei wachsam und vorsichtig ist. Vielleicht
auch, dass sie übervorsichtig ist. Vor dem Hintergrund des Anschlags vor
drei Jahren mag das verständlich sein. Aber solche Räumungen dürfen nicht
zum Alltag werden. Auch das verstärkt die subjektive Angst vor Terror, die
ja nicht unbedingt an eine tatsächliche Gefahr gebunden ist. Wir müssen das
gründlich auswerten.
23 Dec 2019
## AUTOREN
DIR Plutonia Plarre
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wollen. Beim Thema innere Sicherheit knirscht es, weiß Niklas Schrader.