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       # taz.de -- Geistliche Seelsorger in der Bundeswehr: Muslime warten
       
       > Die Einführung von Militärimamen bei der Bundeswehr ist nicht in Sicht.
       > Der Dachverband der Muslime drängt seit Langem auf Gespräche.
       
   IMG Bild: Muslimische Soldaten müssen noch lange auf einen Militärimam warten
       
       Die Bundeswehr bekommt demnächst erstmals Militärrabbiner als Seelsorger
       für jüdische Soldaten. Die Einführung von Militärimamen ist aber noch in
       weiter Ferne. In Islamverbänden und im Verteidigungsministerium gibt es
       seit Jahren Überlegungen darüber, wie die Militärseelsorge für die
       geschätzt 3.000 muslimischen SoldatInnen der Bundeswehr organisiert werden
       könnte.
       
       Während das Verteidigungsministerium und der Zentralrat der Juden am
       Freitag einen [1][Staatsvertrag] abgeschlossen haben, ist eine Einigung mit
       VertreterInnen des Islams aber nicht absehbar.
       
       Das Problem aus Sicht der Regierung: Die Konfessionen und Organisationen
       des Islams in Deutschland sind zu zersplittert. „Mit dem Zentralrat der
       Juden können wir einen Staatsvertrag schließen, weil er die Juden in ihrer
       Mehrheit vertritt und für die Bundesregierung ein rechtlich passendes
       Gegenüber ist. Bei Muslimen gibt es keine zentrale Vertretung in dieser
       Form“, sagte eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums.
       
       Man wolle zwar eine Lösung finden, um „trotzdem das seelsorgerliche
       Betreuungsangebot für Soldatinnen und Soldaten islamischen Glaubens“ zu
       verbessern. Das brauche aber noch Zeit.
       
       ## Muslime wollen Fahrplan
       
       Aus Sicht von Aiman Mazyek dauert der Prozess schon zu lange. Der
       Vorsitzende des [2][Zentralrats der Muslime], eines von mehreren
       islamischen Dachverbänden, sagte der taz, seine Organisation werbe schon
       seit zwanzig Jahren für Militärimame. „Wir sind bereit. Wir bekommen viele
       Rückmeldungen von Soldatinnen und Soldaten, die das Bedürfnis nach
       Militärimamen haben. Unser Appell an das Ministerium ist, dass wir uns
       zusammensetzen und zumindest einen Fahrplan entwickeln.“
       
       Zumindest langfristig solle das Ziel auch für die islamische
       Militärseelsorge ein Staatsvertrag sein.
       
       Bis auf Weiteres bleibt für Muslime aber nur der Service der „[3][Zentralen
       Ansprechstelle für Soldatinnen und Soldaten anderer Glaubensrichtungen]“.
       Die 2015 gegründete Bundeswehr-Abteilung vermittelt auf Anfrage zivile
       Seelsorger – nicht nur für Muslime, sondern auch für Orthodoxe, Buddhisten
       oder Hindus in der Bundeswehr. Staatsverträge für diese oder andere
       Religionsgruppen sind derzeit nicht geplant.
       
       Gänzlich unumstritten ist das System sowieso nicht. „Militärseelsorge an
       sich lehnen wir ab, da die Militärseelsorger*innen in das militärische
       System eingebunden sind“, sagt der Linken-Abgeordnete Tobias Pflüger. Wenn
       es schon Militärseelsorge gebe, sei eine Gleichbehandlung der
       verschiedenen Religionen und Nichtreligiösen nötig. „Dieser Beistand muss
       jedoch immer völlig unabhängig von der Bundeswehr sein.“
       
       20 Dec 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2018/kw39-de-vertrag-zentralrat-der-juden-568928
   DIR [2] http://www.zentralrat.de/
   DIR [3] https://www.bundeswehr-support.de/bws/ansprechstellen/zentrale-ansprechstelle-fuer-soldatinnen-und-soldaten-anderer-glaubensrichtungen.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tobias Schulze
       
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