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       # taz.de -- Zentrum für Politische Schönheit: Von Papens Totenruhe
       
       > Die Grabplatte von Franz von Papen ist wieder aufgetaucht – vor der
       > CDU-Zentrale in Berlin. Es ist der zweite Akt einer umstrittenen
       > Gedenkaktion.
       
   IMG Bild: Da liegt er nun und mahnt die CDU: Franz von Papen, Nazi-Ermächtiger
       
       Berlin epd | Anfang der Woche war sie plötzlich verschwunden, die
       Grabplatte [1][des früheren Reichskanzlers Franz von Papen] (1879-1969).
       Statt an seinem Grab im saarländischen Wallerfangen tauchte sie am
       Samstagmorgen allerdings vor der CDU-Bundeszentrale in Berlin wieder auf.
       Wie ein Polizeisprecher bestätigte, wurde die Steinplatte mutmaßlich von
       Aktivisten des umstrittenen Zentrums für Politische Schönheit (ZPS) vor dem
       Gebäude abgelegt. Sie sei von der Polizei sichergestellt und ein
       Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, sagte der Sprecher. Die Polizei
       geht davon aus, dass es sich um das Original handelt.
       
       Auf ihrer Webseite bestätigten die Aktionskünstler die Aktion und
       erklärten, Franz von Papen „möchte mit der Union die Gefahren besprechen,
       wenn man sich mit Faschisten einlässt und ob Demokratiefeinde durch Macht
       überhaupt domestiziert, demaskiert oder eingehegt werden können“. „Hitlers
       Ermächtiger, verantwortlich für Millionen von Toten in ganz Europa,
       Hauptangeklagter in Nürnberg“, sei mit vier Jahren Haft bestraft worden,
       habe dann in „Saus und Braus auf seinem Schloss“ gelebt und dann ein
       Ehrengrab in Wallerfangen bekommen: „So geht deutsche Erinnerungskultur“,
       heißt es.
       
       Mit der Grabplatte vor dem Konrad-Adenauer-Haus hat die Künstlergruppe
       [2][eine Aktion] fortgesetzt, die vor allem wegen der Störung der Totenruhe
       stark kritisiert worden war. Eine Anfang der Woche eröffnete Gedenkstätte
       gegenüber vom Reichstag unter dem Titel [3][„Sucht nach uns“] war wegen der
       Verwendung von angeblicher Asche von Holocaust-Opfern auf heftigen Protest
       vor allem bei jüdischen Organisationen gestoßen. Sie kritisierten, dass die
       Aktionskünstler die jüdische Totenruhe gestört haben.
       
       In einer Stahlsäule sollten sich angeblich sterbliche Überreste von
       Holocaust-Opfern aus der Umgebung nationalsozialistischer
       Konzentrationslager befinden, die bei der Entnahme von Bodenproben gefunden
       wurden. Der Inhalt der Säule wurde nach Angaben des ZPS schließlich am
       Freitag an die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland übergeben, die sich
       bereit erklärte habe, die Überreste noch vor Beginn des Sabbat zu
       bestatteten.
       
       „Wir waren uns bewusst, dass wir die Gefühle von vielen Menschen aufwühlen
       würden, wenn wir berichten, was wir vorgefunden haben“, erklärten die
       Künstler in einer Stellungnahme vom Samstag: „Dennoch lag uns nichts
       ferner, als die religiösen und ethischen Gefühle von Überlebenden und
       Nachkommen der Getöteten zu verletzen. Wir wollen bei Betroffenen,
       Angehörigen und Hinterbliebenen aufrichtig um Entschuldigung bitten, die
       wir in ihren Gefühlen verletzt haben.“
       
       „Wenn sich Menschen, auf deren Seite wir uns sehen und mit denen uns tiefe
       Sympathie verbindet, gegen uns Position beziehen, dann zeigt das, dass wir
       Fehler gemacht haben“, erklärten die Künstler. „Diese Fehler wollen wir
       jetzt korrigieren.“ Die Gedenkstätte sei nun komplett überarbeitet worden.
       Es handele sich jetzt um eine „Schwurstätte gegen den Verrat an der
       Demokratie“.
       
       7 Dec 2019
       
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