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       # taz.de -- 2020: Ausländerbehörde mit neuem Namen: Ein wohlklingendes Zeichen
       
       > Neu in diesem Jahr: Die Ausländerbehörde heißt nun Landesamt für
       > Einwanderung und sollte eine „echte Willkommensbehörde“ sein. Eigentlich.
       
   IMG Bild: Ist mittlerweile Geschichte, namentlich: die Ausländerbehörde
       
       Ausgerechnet in Zeiten, in denen die Furcht vor einer imaginierten
       Bedrohung durch Migranten und andere „Fremde“ grassiert, setzt Rot-Rot-Grün
       ein wohlklingendes Zeichen: die Ausländerbehörde – Ort des Schreckens für
       alle, die eine Aufenthaltserlaubnis brauchen oder mit Abschiebung rechnen
       müssen – wird umbenannt: Seit 1. Januar heißt sie Landesamt für
       Einwanderung.
       
       Doch um Missverständnissen gleich vorzubeugen: Hintergrund ist weniger ein
       ideologisches Bekenntnis von Rot-Rot-Grün zur multikulturellen
       Einwanderungsgesellschaft als handfestes Eigeninteresse: „Berlin braucht
       Fachkräfteeinwanderung vor allem aus wirtschaftlichen und
       arbeitsmarktpolitischen Gründen“, erklärte Innensenator Andreas Geisel
       (SPD) vor knapp zehn Monaten, als er die Umwandlung der Ausländerbehörde
       „zu einer echten Willkommensbehörde“ bekannt gab.
       
       Das Amt, das 2019 rund 400.000 „Kundenkontakte“ hatte, rund 170.000 Titel
       und Bescheinigungen ausgestellt hat und für rund 700 Ausweisungen
       verantwortlich war, soll demnächst auch jene 6.000 zusätzlichen Einwanderer
       pro Jahr willkommen heißen, mit denen die Innenverwaltung aufgrund des
       neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetzes rechnet, das im März in Kraft tritt.
       Dafür wird personell kräftig aufgestockt – von 460 Stellen auf 533.
       
       Es könnte sich allerdings bald herausstellen, dass die Erwartungen zu hoch
       geschraubt sind. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung etwa
       kritisiert am [1][Fachkräftegesetz], dieses werde kaum zu nennenswerter
       Einwanderung beitragen – die Hürden bei Berufsanerkennung und
       Sprachkenntnissen seien weiterhin zu hoch, das Prozedere viel zu
       kompliziert.
       
       Das Gute daran: Die vielen neuen MitarbeiterInnen könnten dann ihren
       offenbar überforderten KollegInnen unter die Arme greifen. Sowohl
       „KundInnen“ als auch Anwälte, die sie begleiten, berichten der taz immer
       wieder über teils massive Probleme der Behörde: Termine könnten oft nur für
       Monate im Voraus gebucht werden, bei Vorsprachen ohne Termin müsse man
       stundenlang warten. Zum Teil erzählen Betroffene, dass sie schon nachts
       angestanden hätten, um überhaupt die Chance auf eine Wartenummer zu haben –
       ganz zu schweigen von unfreundlichen und herablassenden MitarbeiterInnen.
       
       Angesichts solcher Erfahrungen könnte sich eine weitere Neuerung im neuen
       Landesamt als sehr nützlich erweisen: eine zentrale Beschwerdestelle und
       eine ehrenamtliche Ombudsperson, die den Beschwerden nachgehen soll.
       
       6 Jan 2020
       
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