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       # taz.de -- SPD-Vorschlag zu Windrädern: Bürgergeld für Windwutbürger
       
       > Für die Rettung der Energiewende: Die SPD will Gemeinden und Anlieger für
       > Windräder „belohnen“. Es sind aber weniger Klagemöglichkeiten geplant.
       
   IMG Bild: Mit mehr Geld weniger Stress: Windräder in Gemünd in der Eifel
       
       Mit einem sogenannten Windbürgergeld will die SPD den [1][Widerstand gegen
       den Bau von Windkraftanlagen] abmildern. „Diejenigen, die Windräder in
       ihrer Nachbarschaft akzeptieren und damit den Ausbau der erneuerbaren
       Energie ermöglichen, sollen belohnt werden“, [2][sagte SPD-Fraktionsvize
       Matthias Miersch der Neuen Osnabrücker Zeitung] (paid).
       
       Dies könne einerseits durch Zahlungen an die Kommunen geschehen. Doch
       SPD-Umweltexperte Miersch denkt noch weiter: „Wir müssen auch direkte
       finanzielle Anreize für die Bürger schaffen, die in solchen Gebieten
       leben.“ In einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe würden derzeit mehrere Konzepte
       geprüft, um die Akzeptanz gegenüber Windrädern zu erhöhen. Im ersten
       Quartal 2020 wolle sich die Koalition einigen.
       
       Zugleich will die SPD die Möglichkeiten einschränken, mit Klagen Windräder
       zu verhindern. „Langatmige Planungsprozesse wie jetzt werden wir uns nicht
       mehr erlauben können, wenn wir die enorme Transformation bewältigen
       wollen“, sagte Miersch. Deswegen werde man „über eine Reform des
       Planungsrechts reden, also über höhere Hürden, gegen die Windkraft
       vorzugehen“.
       
       Auslöser der Vorstöße ist die Erkenntnis, dass der Einbruch beim Ausbau der
       Windkraft das Ziel der Regierung gefährdet, den Anteil der Erneuerbaren im
       Strommix bis 2030 auf 65 Prozent zu erhöhen. Im Jahr 2019 lag ihr Anteil,
       bezogen auf den Bruttostromverbrauch, bei etwa 43 Prozent. Allerdings
       wurden bis einschließlich November bundesweit nur 160 neue Windkraftanlagen
       gebaut – der tiefste Wert seit zwanzig Jahren.
       
       ## „Prüfstein für die Große Koalition“
       
       Miersch bezeichnete seine Pläne als „nächsten großen Prüfstein für die
       Große Koalition“. Von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU)
       erwartet er zudem eine flexiblere Entfernungsregelung anstelle der derzeit
       geplanten 1.000 Meter Mindestabstand aller Anlagen zu Wohngebieten.
       Speziell die Definition der Wohnbebauung, die derzeit ab fünf Häusern
       greift, steht dabei in der Kritik.
       
       Die Vorschläge aus der SPD-Bundestagsfraktion sind nicht gänzlich neu. Die
       Idee, mit Geldzahlungen an Anrainer die Konflikte durch Windräder
       einzudämmen, wurde in einigen Bundesländern bereits umgesetzt:
       Mecklenburg-Vorpommern hatte 2016 beschlossen, dass bei neuen Windparks
       mindestens 20 Prozent der Anteile den Gemeinden und den Bürgern in einem
       Umkreis von fünf Kilometern zu den Anlagen anzubieten sind.
       
       Im vergangenen Sommer hatte auch das Land Brandenburg ein Gesetz
       beschlossen, um „die Akzeptanz für Windenergieanlagen zu erhöhen und die
       regionale Wertschöpfung zu steigern“. Das soll geschehen, indem Betreiber
       jeder neuen Windkraftanlage 10.000 Euro im Jahr als Sonderabgabe an
       Gemeinden im Umkreis von 3 Kilometern abführen müssen. Das Geld soll so
       ausgegeben werden, dass „für die Einwohner ein Bezug zu den aus der
       Windenergieerzeugung generierten Geldmitteln erkennbar“ ist. Kritiker
       bemängeln dagegen, die Gemeinden könnten auch durch die Gewerbesteuer
       ausreichend von den Anlagen profitieren.
       
       Die Grünen, die im Bundesrat bei vielen Gesetzen mitreden können, begrüßten
       Mierschs Vorstoß: „Wir sind gerne bereit, mit der Union und SPD über
       finanzielle Beteiligungsmöglichkeiten zu sprechen“, sagte Fraktionsvize
       Oliver Krischer. Dafür müsste aber die 1.000-Meter-Abstandsregelung vom
       Tisch. Protest kam dagegen von der FDP: „Die SPD möchte den Menschen ihre
       politische Meinung zur Energiewende mit dem Geld des Steuerzahlers
       abkaufen“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer Marco Buschmann.
       
       2 Jan 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Streit-um-die-Energiewende/!5647522
   DIR [2] https://www.noz.de/deutschland-welt/politik/artikel/1967213/wer-windraeder-akzeptiert-muss-belohnt-werden
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernward Janzing
       
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