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       # taz.de -- Abschluss der COP25 in Madrid: Klimakonferenz „verkackt“
       
       > Der 25. Weltklimagipfel geht enttäuschend zu Ende. Greenpeace sieht einen
       > Angriff auf das Herz des Pariser Abkommens. Andere sind kämpferischer.
       
   IMG Bild: Demonstrant*innen während des Klimagipfels. Auch vom Ende sind sie enttäuscht
       
       Madrid dpa/taz Um mehr als 40 Stunden ist die [1][Weltklimakonferenz in
       Madrid] verlängert worden, noch nie wurde so lange überzogen. Gebracht hat
       es wenig: Am Ende gibt es nun eine gemeinsame Abschlusserklärung, doch
       offenbar sind wichtige Fragen schlicht vertagt worden: „Die Beschlüsse der
       UN-Klimakonferenz von Madrid sind so müde wie die Delegierten nach zwei
       durchverhandelten Nächten“, schreibt die Umweltschutzorganisation WWF.
       
       Immerhin erinnerte nach zweiwöchigen Verhandlungen das Plenum alle rund 200
       Staaten an ihre Zusage, im nächsten Jahr ihre Klimaschutzziele für 2030
       möglichst zu verschärfen. Doch beim wichtigsten Punkt gab es keine
       Einigung: Unklar ist weiterhin, wie [2][der internationale Handel mit
       Klimaschutz-Gutschriften] funktionieren soll.
       
       Staaten können damit einen Teil ihrer Treibhausgasminderung auch im Ausland
       erbringen – NGOs warnen allerdings, dass falsche Regeln Schummeleien und
       Greenwashing Tür und Tor öffnen könnten. Brasilien etwa versuchte einen
       Passus durchzusetzen, mit dem CO2-Einsparungen doppelt hätten verrechnet
       werden können – fast allen anderen Länder waren dagegen.
       
       ## „Eine letzte Abwehrschlacht der Kohle- und Öl-Lobby“
       
       Damit sind die wichtigsten Debatten aufs kommende Jahr verschoben. Schlecht
       muss das nicht sein, denn die Position vieler Staaten – darunter
       Deutschland – war, lieber keinen Kompromiss zu machen als einen schlechten.
       „Diese Weltklimakonferenz zeigt die Stärke und Schwäche des Pariser
       Abkommens: Alle Länder sehen, dass der Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas nun
       in eine ernsthafte Phase kommt. Deshalb organisieren einige Staaten, die
       eng mit der Kohle- und Öl-Lobby verbandelt sind – wie die USA, Brasilien
       und Australien – eine letzte Abwehrschlacht“, kommentierte Christoph Bals,
       Politischer Geschäftsführer der Umwelt- und Entwicklungsorganisation
       Germanwatch.
       
       Die Umweltschutzverbände Greenpeace und WWF sehen die internationalen
       Bemühungen für mehr Klimaschutz allerdings in einer tiefen Krise. „Diese
       Klimaschutzkonferenz war ein Angriff auf das Herz des Pariser Abkommens“,
       sagte Martin Kaiser von Greenpeace einer Mitteilung zufolge am Sonntag.
       „Die Regierungen haben es verkackt“, twitterte die Organisation.
       
       Die Klimakonferenz verrate alle Menschen, die weltweit längst unter den
       Folgen der Klimakrise litten und nach schnellen Fortschritten riefen. „Die
       zynische Gier der fossilen Industrie hat den gemeinsamen, multilateralen
       Kampf gegen die unübersehbare Klimakrise in ihre tiefste Krise gestürzt“,
       erklärte Kaiser. Zudem habe die Politik von US-Präsident Donald Trump und
       des brasilianischen Staatsoberhaupts Jair Bolsonaro zu einer handfesten
       Blockade beigetragen.
       
       ## Von der Leyens Mondrakete gefragt
       
       Der WWF sieht „einen gruseligen Fehlstart in das für die Umsetzung des
       Pariser Klimaabkommens so entscheidende Jahr 2020“. WWF-Klimachef Michael
       Schäfer sagte: „Jetzt erst recht! Jetzt kommt es darauf an, dass wir
       [3][Ursula von der Leyens Mondrakete] zünden, also den EU-Klimabeitrag
       deutlich anheben und den Funken auf andere überspringen lassen.“ Die
       Bundesregierung dürfe beim Klimaschutz in Europa nicht weiter „auf der
       Bremse stehen“.
       
       Ziel des Pariser Abkommens ist, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei
       Grad zu begrenzen. Dafür muss der Ausstoß von Treibhausgasen vor allem aus
       der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas in den kommenden Jahren drastisch
       sinken, bisher steigt er aber immer weiter.
       
       Vorgesehen ist, dass 2020 die Staaten ihre nationalen Pläne für den
       Klimaschutz nachbessern – das sollte der Gipfel in Madrid vorbereiten.
       Heftig umstritten war, wie nachdrücklich die Länder in der
       Abschlusserklärung ermahnt werden sollen, ihre Zusagen einzuhalten. Der
       nächste UN-Klimagipfel findet im November 2020 in Glasgow statt.
       
       15 Dec 2019
       
       ## LINKS
       
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