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       # taz.de -- Anhörung zum Hamburger Klimaplan: Gut, aber nicht gut genug
       
       > Experten loben zwar den Ansatz des Hamburger Klimaschutzgesetzes,
       > fürchten aber, die Probleme werden sich erst bei der konkreten Umsetzung
       > zeigen.
       
   IMG Bild: Zeigt den Handlungbedarf bei der Gebäudesanierung: Wärmebild
       
       Hamburg taz | Der Klimaplan des rot-grünen Senats ist vom Ansatz her gut –
       wie gut, entscheidet der Teufel dann aber im Detail. Dieses Fazit lässt
       sich aus einer Expertenanhörung der Bürgerschaft zur [1][Fortschreibung des
       Klimaplans] von 2015 und dem damit einhergehenden neuen Klimaschutzgesetz
       ziehen.
       
       Mit dem geplanten Gesetz sei Hamburg im Ländervergleich „erst mal
       bundesweit spitze“, sagte [2][Veit Bürger] vom Freiburger Öko-Institut am
       Dienstag im Rathaus. Allerdings hätten viele Bundesländer noch gar kein
       Klimaschutzgesetz erlassen. Und: Für die formulierten Ziele reichten die
       geplanten Maßnahmen „bei weitem nicht aus.“
       
       Auch [3][Hans Schäfers] von der Hochschule für angewandte Wissenschaften
       (HAW) fand, der Gesetzentwurf stelle den Klimaschutz auf eine neue Basis.
       Er warnte aber: „Es wird eng, wenn die Zielerreichung 2050 so steht.“ Bis
       dahin soll Hamburg klimaneutral werden.
       
       Angesicht der doch eher bescheidenen Erfolge der vergangenen 30 Jahre in
       Sachen Klimaschutz äußerte der Professor Zweifel – insbesondere an der
       Umsetzung des geplanten Maßnahmenpakets. Es handele sich um „eine Sammlung
       von Maßnahmen, deren Umsetzung nicht geprüft wird.“ Das geplante Monitoring
       sei unklar. „Wer prüft was auf Basis welcher Indikatoren?“, fragte
       Schäfers. Und wie werde dann nachgesteuert, wenn das nötig ist?
       
       ## Schon früher nicht funktioniert
       
       Die gleiche Kritik äußerte [4][Peter Friemert] vom Zentrum für Bauen,
       Energie und Umwelt (Zebau). Manfred Braasch vom [5][Umweltverband BUND]
       spitzte das auf die Formulierung zu, zum Teil würden „die eigentlichen
       Umsetzungsprobleme auf die Verordnungsebene verschoben.“ Dort formuliert
       der Senat aus, wie das Gesetz anzuwenden ist.
       
       2,3 der 4,1 Millionen Tonnen, die der Senat bis 2030 einsparen will, seien
       nicht hinreichend mit Maßnahmen hinterlegt, kritisierte der
       BUND-Landeschef. Rund eine Million Tonnen sollen mit Projekten eingespart
       werden, „die in der Vergangenheit schon nicht funktioniert haben“, wie
       Braasch sagte.
       
       In dem Zusammenhang unterlief der Umweltbehörde zudem eine Panne: Das
       geplante Verbot von Öl- und Stromheizungen sowie Klimaanlagen muss von der
       EU-Kommission abgenickt werden. Dazu hätte die Kommission drei Monate vor
       Verabschiedung des [6][Gesetzes] informiert werden müssen. Umweltsenator
       Jens Kerstan (Grüne) bat die Bürgerschaft deshalb, die entsprechenden
       Paragraphen aus dem Gesetzentwurf zu nehmen. Für das Ölheizungsverbot ist
       eine CO2-Einsparung von rund 300.000 bis 400.000 Tonnen eingeplant.
       
       Der Klimaplan sei ein großes Konjunkturprogramm, das den Umsatz der
       bundesweiten Gastronomie erreiche, sagte HAW-Professor Schäfers. Peter
       Friemert vom Zebau sprach mit Blick auf die angestrebte Gebäudesanierung
       von einer „Jobmaschine“. Allerdings fehlten schon heute die nötigen
       Fachkräfte. Dazu brauche es mehr Aus- und Weiterbildung.
       
       Auch die Vertreter der Wohnungswirtschaft warnten vor zu hohen Erwartungen
       bei der Gebäudesanierung. „Die Wahrheit ist: Das wird ziemlich teuer“,
       sagte Martin Siebert von der Wohnungsbaugenossenschaft [7][Lehrerbau]. Die
       Wärmedämmung sei im Wesentlichen ausgereizt. Was jetzt noch gemacht werden
       könne, sei unverhältnismäßig kostspielig. Billiger und einfacher wäre es,
       die Heizung auf 18 Grad zu begrenzen, sagte er und empfahl: „Mal einen
       Pullover anziehen“.
       
       9 Jan 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Klimaplan-fuer-Hamburg/!5641601
   DIR [2] https://www.oeko.de/das-institut/team/veit-buerger/
   DIR [3] https://www.haw-hamburg.de/cc4e/new-40/prof-dr-ing-schaefers.html
   DIR [4] https://duckduckgo.com/?q=Friemert+Zebau&t=ffsb&ia=web
   DIR [5] https://www.bund-hamburg.de/service/kontakt-service/landesgeschaeftsstelle/
   DIR [6] https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokumentennummer/1
   DIR [7] https://www.lehrerbau.de/impressum.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gernot Knödler
       
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