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       # taz.de -- Entwurf der Siemensstadt 2.0: Nun müssen Land und Bezirk liefern
       
       > Mit der Siemensstadt 2.0 entsteht ein neuer Stadtteil in Spandau. Das
       > wirft Fragen wie die nach der Anbindung per Bahn auf. Ein
       > Wochenkommentar.
       
   IMG Bild: Alle sind begeistert: Vertreter von Siemens, Bezirk und Senat vor dem Entwurf für Siemensstadt 2.0
       
       Groß war die Freude, als am Mittwochabend der Siegerentwurf des
       städtebaulichen Wettbewerbs vorgestellt wurde. Für 600 Millionen Euro will
       der Siemenskonzern seine in die Jahre gekommenen Produktionsflächen in
       Spandau zu einer Siemensstadt 2.0 umgestalten – und wie es ausschaut,
       entsteht dabei nicht nur ein neues Quartier zum Arbeiten und Forschen,
       sondern auch ein neuer Stadtteil. Bislang war das Gelände nicht zugänglich,
       nun soll es sich öffnen, mit Plätzen, Wohnungen, Kitas und einer Schule.
       
       Die Geschwindigkeit, mit der die beteiligten Senatsverwaltungen für
       Stadtentwicklung, für Wirtschaft, die Senatskanzlei und Siemens das Ganze
       in Sack und Türen gepackt haben, war erstaunlich. Doch der im Dezember
       erfolgte Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan und der städtebauliche
       Wettbewerb sind erst der Beginn. Nun muss schnellstens auch geregelt
       werden, wie die Siemensstadt 2.0 verkehrlich erschlossen wird. Denn der
       U-Bahnhof Rohrdamm wird für die die Menschen, die im neuen Stadtteil wohnen
       und arbeiten, nicht reichen.
       
       Nun ist die Wiederbelebung der 1980 stillgelegten Siemensbahn, die vom
       Bahnhof Jungfernheide bis zum Bahnhof Gartenfeld führt, beschlossene Sache.
       Der Senat hat sich im Gegenzug zur Investition von Siemens dazu
       verpflichtet. Darüber hinaus hat die Deutsche Bahn eine Studie
       ausgeschrieben, die klären kann, ob und wie die Siemensbahn von Gartenfeld
       über die Wasserstadt Oberhavel bis Hakenfelde verlängert werden kann.
       
       Noch aber kann niemand genau sagen, wann der erste Abschnitt der
       Siemensbahn in Betrieb geht. Das für Januar 2020 angekündigte Ergebnis
       einer Untersuchung des Viadukts durch die DB liegt noch nicht vor. Das vom
       Senat angestrebte Ziel, die Siemensbahn ab 2025 fahren zu lassen, wird nur
       schwer zu halten sein. Hier muss es dem Senat nun gelingen, mit der
       Deutschen Bahn ähnlich effizient zusammenzuarbeiten wie mit Siemens.
       
       Die zweite Baustelle betrifft die Auswirkungen der Siemensstadt 2.0 auf den
       Bezirk Spandau. Neue Arbeitsplätze und neue Bewohner bedeuten: Nicht nur
       Berlin ist wachsende Stadt, auch Spandau wird wachsender Bezirk. Vor allem
       in den anliegenden Wohnquartieren muss diesem Wachstum Rechnung getragen
       werden. Hier müssen schnellstens Milieuschutzverordnungen erlassen werden,
       fordert der Spandauer SPD-Abgeordnete Daniel Buchholz zu Recht. Denn sonst
       drohen die alte Siemensstadt und die Großsiedlung aus der Weimarer Republik
       sowie die gründerzeitliche Wilhelmstadt zwischen der Armutswanderung aus
       der Innenstadt und der Gentrifizierung durch Siemens zerrieben zu werden.
       
       11 Jan 2020
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Uwe Rada
       
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