URI: 
       # taz.de -- Streiks um Rente in Frankreich: Philippes Augenwischerei
       
       > Auf Druck der Bevölkerung hat die französische Regierung einen Teil der
       > Rentenreform ausgesetzt – vorerst. Für die Demonstranten ist das kein
       > Sieg.
       
   IMG Bild: Erste Ermüdungserscheinungen – Philippe ist die Streiks und Demonstrationen schon lange leid
       
       Der französische Regierungschef Edouard Philippe hat dem Druck der Streiks
       nachgegeben und die von ihm als unumgänglich bezeichnete Erhöhung des
       [1][Rentenalters von 62 auf 64 „provisorisch“ ausgesetzt]. Endlich! Es ist
       eine erste Geste und zeigt, dass der Regierungschef zumindest gehört hat,
       was in unzähligen Treffen im Voraus als unzumutbar und ungerecht vor allem
       für bestimmte Berufskategorien erklärt worden war. Doch diese Konzession
       ist eben nur „provisorisch“.
       
       Und vielleicht sogar nur eine Pseudolösung. Denn die Staatsführung behält
       sich explizit das Recht vor, schon im April auf diese von ihr gewünschte
       Erhöhung zurückzukommen, wenn sich die Sozialpartner, die Arbeitgeber und
       die Gewerkschaften nicht schleunigst auf neue Finanzierungsmittel einigen –
       was höchst unwahrscheinlich erscheint.
       
       Allein schon die Tatsache, dass Philippe den Sozialpartnern nur drei Monate
       Zeit gewährt, um Lösungen zu finden, die ihm das finanzielle Gleichgewicht
       garantieren können, belegt, dass er nur Zeit gewinnen und die
       Gewerkschaften spalten will. Trotzdem knickt der Premierminister politisch
       ein, weil er auch von Präsident Emmanuel Macron zu einem „Kompromiss“
       gedrängt wurde. Für die Streikenden ist damit klar, dass sie etwas
       erreichen können, auch wenn es ihnen längst nicht ausreichen dürfte.
       
       Dass die gemäßigten Gewerkschaftsverbände [2][CFDT und Unsa] dieses
       „vorläufige“ Entgegenkommen als Sieg feiern, ist hingegen verfrüht. Die
       Regierung verschiebt ja nur die Erhöhung des Ruhestandsalters, ab dem eine
       volle Rente nach mindestens 43 Beitragsjahren bezogen werden kann. Die
       Einführung des ungerechten [3][Punktesystems zur Berechnung der Rentenhöhe]
       aber bleibt.
       
       Natürlich wird man sich heute in Frankreich auch fragen, warum es für diese
       kleine Konzession einen solchen langen und zermürbenden Kampf brauchte. Die
       Regierung hätte sich von Beginn an mit den Gewerkschaften auf einen
       Kompromiss einigen sollen.
       
       12 Jan 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Proteste-um-Rentenreform-in-Frankreich/!5655135
   DIR [2] /Streik-gegen-Rentenreform-in-Frankreich/!5646397
   DIR [3] /Streit-um-Rentenreform-in-Frankreich/!5646290
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rudolf Balmer
       
       ## TAGS
       
   DIR Gelbwesten
   DIR Édouard Philippe
   DIR Gilets jaunes
   DIR Rentenreform
   DIR Rentenreform
   DIR Schwerpunkt Frankreich
   DIR Schwerpunkt Emmanuel Macron
   DIR Gelbwesten
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR OECD-Studie zur Alterssicherung: Druck auf Rentensysteme wächst
       
       Lebenserwartung und Rente sollten verknüpft werden, so die OECD. Außerhalb
       Deutschlands werden Geringverdiener im Alter oft besser unterstützt.
       
   DIR Rentenreform in Frankreich: Zahl Streikender sinkt, Wut bleibt
       
       In Frankreich streiken weniger Menschen gegen die Rentenreform. Doch einen
       Kompromiss mit der Regierung gibt es immer noch nicht.
       
   DIR Protest gegen Rentenreform: Frankreich streikt weiter
       
       Die Gewerkschaften mobilisieren für Donnerstag erneut gegen die
       Rentenreform. Laut Umfragen haben sie die öffentliche Meinung noch auf
       ihrer Seite.
       
   DIR Generalstreik in Frankreich: Vereint gegen Macron
       
       Beim Generalstreik in Frankreich treffen sich Gelbwesten und
       Gewerkschafter. Sie protestieren gemeinsam gegen die geplante Rentenreform.
       
   DIR Gelbwesten-Proteste in Frankreich: Für tot erklärt, aber immer noch da
       
       Bald gibt es die „Gilets jaunes“ ein Jahr lang. Wie geht es weiter? In
       Montpellier trafen sich 450 Delegierte, um über die Zukunft zu sprechen.