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       # taz.de -- Labour-Partei in Großbritannien: Keir Starmer Favorit für Chefposten
       
       > Fünf KandidatInnen sind von den Labour-Abgeordneten in die nächste
       > Wahlrunde geschickt worden. Die Anwärterin des Corbyn-Lagers liegt auf
       > Platz zwei.
       
   IMG Bild: Liegt vorn: der Corbyn-Kritiker Keir Starmer
       
       Berlin taz | Die Parlamentsfraktion der britischen Labour-Partei hat eine
       erste Tendenzentscheidung für die anstehende Wahl eines neuen Parteichefs
       getroffen. Keir Starmer, der bisherige Schattenminister für den Brexit,
       wurde bis Abschluss der Kandidatenfrist am Montagnachmittag von 86 der 202
       Labour-Abgeordneten zur Urwahl nominiert, weit vor allen Konkurrenten.
       Hinter dem Juristen und Abgeordneten für den Wahlkreis Holborn & St.
       Pancras in London stehen die Reste des Blair-Flügels der Partei.
       
       Im Sinne der Labour-Einheit haben viele von ihnen als Stellvertreterin die
       Schattenbildungsministerin Angela Rayner nominiert, die von der
       Corbyn-treuen Basisbewegung Momentum unterstützt wird. Auf dem zweiten
       Platz hinter Starmer liegt mit 33 Stimmen Schattenwirtschaftsministerin
       Rebecca Long-Bailey, Favoritin von Momentum, gefolgt von Lisa Nandy und
       Jess Phillips, zwei Corbyn-Kritikerinnen.
       
       Wenige Minuten vor Fristablauf erreichte auch Schattenaußenministerin Emily
       Thornberry die erforderliche Mindestanzahl von Unterstützern. Um zur Urwahl
       antreten zu können, mussten die Bewerber mindestens ein Zehntel der
       Parlamentsfraktion hinter sich scharen, also mindestens 22 Nominierungen.
       Corbyn-Loyalist Clive Lewis, den nur fünf Abgeordnete unterstützt hatten,
       schied kurz vor Fristablauf aus.
       
       ## Konflikt um Kurs der Partei
       
       Labour-Chef Jeremy Corbyn hatte [1][nach der Wahlniederlage vom 12.
       Dezember 2019], als die Partei in Unterhaussitzen gerechnet das
       schlechteste Ergebnis seit 1935 eingefahren hatte, seinen Rücktritt nach
       der Wahl eines Nachfolgers angekündigt. Seitdem wird bei Labour heftig
       darüber gestritten, ob die Partei [2][den Linkskurs der Corbyn-Ära] hinter
       sich lassen soll.
       
       In ersten Stellungnahmen zeigten sich Labour-Politiker erfreut, dass alle
       Parteiflügel ins Rennen geschickt werden. Und: „Schön, dass sämtliche
       Frauen es auf den Stimmzettel geschafft haben“, erklärte eine Kandidatin.
       Die prominente Brexit-Gegnerin Yvette Cooper, die zugunsten Starmers
       verzichtet hatte, twitterte: „Viele gute Kandidaten, die wichtige Dinge
       sagen.“ Es gehe darum, „die Partei wieder zusammenzuführen und die
       Herausforderung anzunehmen, Labour als landesweite Partei neu aufzubauen“.
       
       Nun folgt ein Schaulaufen zwischen Keir Starmer und seinen vier
       Konkurrentinnen, mit Rebecca Long-Bailey als linke Favoritin. Erst müssen
       die fünf Kandidaten sich Ortsvereinen und Gewerkschaften stellen, dann
       müssen sie die Parteibasis überzeugen. Wahlberechtigt sind nicht nur die
       rund 550.000 Labour-Mitglieder, sondern auch alle „registrierten
       Unterstützer“, die einmalig 25 britische Pfund zahlen. Die Antragsfrist
       dafür beginnt am 14. Januar um 17 Uhr und endet schon 48 Stunden später. Es
       folgen Parteiveranstaltungen quer durch das Land und dann die Urwahl vom
       21. Februar bis zum 2. April. Auf einem Sonderparteitag am 4. April wird
       die neue Parteispitze bekanntgegeben.
       
       13 Jan 2020
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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