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       # taz.de -- Weihnachtsansprache der Queen: Elisabeth und die Wichtel
       
       > Deutschland kriegt nur eine Weihnachtsansprache. Brexit-Großbritannien
       > hat es da besser: Hier gab’s im TV gleich vier Reden zum Fest.
       
   IMG Bild: Die Queen mal ohne Hut, aber mit Weihnachtsansprache
       
       Habe die [1][Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten] gesehen, und jetzt
       ist mir flau im Magen. Nicht wegen des Inhalts. Oder weil in unserer WG eh
       grad was rumgeht. Sondern weil sich die Kamera so durchs Schloss Bellevue
       gedreht hat, dass einem ganz blümerant wurde. Vermutlich wollten sie’s mal
       dynamischer machen.
       
       Ist ja auch verständlich. Die Säle und Flure hatten trotz Weihnachtsbaum
       was Leergeräumtes, wie ein deutsches Museum nach Ladenschluss. Steinmeier
       selbst war gut, wenn auch in Moll. Hat uns daran erinnert, dass wir
       Bürger*nnen diejenigen sind, die bestimmen, was wie läuft. „Sie
       entscheiden, ob die krassesten Parolen mit immer neuen Klicks belohnt
       werden“, hat er gesagt. Und nochmal drauf hingewiesen: „Was uns verbindet,
       ist keine Garantie!“ Es wird, findet er ganz richtig, auch nicht von „denen
       da oben“ angesagt, sondern muss debattiert, erstritten, gewollt und gemacht
       werden. Das geht auch. Denn Deutschland ist nun mal kein armes Land.
       
       Höchstens bei Weihnachtsansprachen. Denn wir haben nur eine, die vom
       Bundespräsidenten. Die Kanzlerin kommt ja – wie die Wiener Philharmoniker –
       erst an Neujahr. Großbritannien hat es da besser: Hier gab’s Reden von
       gleich drei Weihnachtswichteln – [2][und einer waschechten Königin].
       
       Her Majesty war natürlich viel zu fein, den Brexit direkt zu erwähnen.
       Dafür war viel von früher die Rede: D-Day, Mondlandung, vor ihr stand denn
       auch ein Foto ihres Vaters. (Und keins von [3][Prinz Andrew] …) Immer, wenn
       die Queen sagte, dass aus alten Feinden Freund*innen werden können, war
       Angela Merkel im Bild. (Yes, die Ansprache der Queen kam dieses Jahr mit
       Einspielfilmchen!) Außerdem hat sie gesagt, dass sich 2019 ganz schön
       „bumpy“ anfühlte. Damit war natürlich die Spaltung des Königreichs in
       Sachen Brexit gemeint. Die müsse jetzt durch kleine Schritte überwunden
       werden, die viel wichtiger seien als markige Sprüche.
       
       ## Johnson warnt vor Diskussionen
       
       Für Letztere war [4][Boris Johnson] zuständig, der Krawatte trug,
       glorreiche Zeiten versprach, vor zu viel politischer Diskussion warnte und
       allen riet, sich mit Partnern und Verwandten an Weihnachten nicht zu viel
       zu streiten. Auch Noch-Labour-Chef [5][Jeremy Corbyn] durfte ran. Er
       schwurbelte verlässlich und ohne Krawatte von seiner besseren Welt.
       
       Wie gut, dass der britische Sender Channel Four den ehemaligen Speaker
       [6][John Bercow] für seine alternative Christmas Message verpflichtet
       hatte. Bercow warnte wie Steinmeier vor „simple solutions for complex
       problems“ und davor, anders Denkende gleich als Verräter abzustempeln. Zum
       Schluss brüllte er mit den Kindern einer Londoner Gesamtschule sein
       berühmtes „Order“ und wünschte „a fun-filled Christmas“. Denn wenn wir mal
       ehrlich sind: Ohne Spaß ist alles Schrott. Mal sehen, ob uns Merkel an
       Neujahr zum Lachen bringt.
       
       26 Dec 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Steinmeiers-Weihnachtsansprache/!5647041
   DIR [2] https://www.independent.ie/world-news/europe/britain/giant-leaps-often-start-with-small-steps-britains-queen-elizabeth-ii-says-in-christmas-speech-38812840.html
   DIR [3] /Prinz-Andrew-legt-oeffentliche-Aemter-ab/!5640274
   DIR [4] /Boris-Johnson/!t5048360/
   DIR [5] /!t5224506/
   DIR [6] /!t5564525/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Steffen Grimberg
       
       ## TAGS
       
   DIR Kolumne Flimmern und Rauschen
   DIR Queen Elizabeth II.
   DIR Boris Johnson
   DIR Jeremy Corbyn
   DIR Schwerpunkt Brexit
   DIR Labour
   DIR Queen Elizabeth II.
       
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