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       # taz.de -- Debatte über Bundeswehreinsatz im Irak: Überprüfen oder abziehen
       
       > Nach dem US-Raketenangriff in Bagdad fordern die Grünen, Soldaten aus dem
       > Irak zu evakuieren. SPD-Chefin Esken will den Einsatz erstmal nur
       > überdenken.
       
   IMG Bild: Wie geht's weiter? Verteidungsministerin Kramp-Karrenbauer im August bei der Bundeswehr im Irak
       
       Berlin dpa | Nach [1][der Tötung] des iranischen Generals [2][Qasim
       Soleimani] bei einem US-Luftangriff in Bagdad ist in Deutschland eine
       Debatte über den Bundeswehreinsatz im Irak entbrannt. Die SPD-Vorsitzende
       Saskia Esken sagte [3][am Samstag im Deutschlandfunk,] das Mandat müsse
       möglicherweise überprüft werden, wenn sich die Situation vor Ort verändere.
       Forderungen nach einem sofortigen Abzug schloss sie sich aber nicht an.
       
       Grünen-Chefin Annalena Baerbock verlangte dagegen, alle deutschen Soldaten
       sofort aus dem Irak herauszuholen. Die Linke beantragte eine Sondersitzung
       der Bundestagsausschüsse für Auswärtiges und Verteidigung.
       
       Die Bundeswehr hat die Ausbildung von Sicherheitskräften der Kurden und der
       Zentralregierung im Irak [4][inzwischen ausgesetzt]. Eine entsprechende
       Entscheidung hatte das Hauptquartier der Koalition gegen die Terrormiliz IS
       getroffen, um die eigenen Kräfte zu schützen. Das deutsche Kontingent für
       den internationalen Einsatz zählt derzeit 415 Männer und Frauen. Geführt
       wird es aus Jordanien, wo davon rund 280 Soldaten stationiert sind. Knapp
       90 Bundeswehrleute sind im nordirakischen Kurdengebiet im Einsatz, um dort
       kurdische Kräfte auszubilden. Ihre Schulungen ruhen nun.
       
       Esken betonte, die Mission sei ausgesetzt und nicht sofort beendet worden,
       weil man die Lage im Moment noch nicht beurteilen könne. „Zur Sicherheit
       der Soldatinnen und Soldaten ist das jetzt die richtige Entscheidung, dann
       müssen wir sehen, wie die Situation sich entwickelt“, sagte die
       SPD-Vorsitzende. „Die Mission war schon richtig angelegt, aber wenn die
       Situation jetzt droht, zu eskalieren, müssen wir unsere Soldatinnen und
       Soldaten auch schützen.“ Nach dem US-Schlag gebe es eine „ganz gefährliche
       Eskalation“. Sie rechne mit einer Radikalisierung des Irans. Es werde
       Reaktionen auf den US-Angriff geben und das werde Menschenleben kosten.
       
       ## „Dramatische Eskalation“
       
       Grünen-Chefin Baerbock forderte dagegen den sofortigen Abzug der Bundeswehr
       aus dem Irak. „Der Konflikt zwischen den USA und dem Iran eskaliert
       dramatisch“, sagte Baerbock. Damit sei die Sicherheit der Soldatinnen und
       Soldaten im Irak nicht mehr zu gewährleisten. „Wir fordern die
       Bundesregierung inständig auf, die sofortige Evakuierung aller deutschen
       Truppen einzuleiten.“ Am Irak-Einsatz jetzt festzuhalten, wäre „schlicht
       unverantwortlich“.
       
       Bundestags-Vizepräsidentin Claudia Roth verlangte eine generelle
       Überprüfung der Mission. Den Einsatz auszusetzen sei die „einzig richtige
       Entscheidung“, sagte die Grünen-Politikerin. „Nun muss die Mission im
       Lichte jüngster Entwicklungen grundlegend auf den Prüfstand.“ Alle seien
       gefragt, eine diplomatische Lösung zu suchen.
       
       Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen wandte sich dagegen, den
       Bundeswehreinsatz im Irak zu beenden. Die Stärkung der irakischen Armee sei
       „entscheidend dafür, dass Irak als Staat langfristig seine eigene
       Sicherheit selbst gewährleisten kann“, sagte der Vorsitzende des
       Auswärtigen Ausschusses im Bundestag den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
       
       ## Linke beantragen Sondersitzung im Bundestag
       
       Unionsfraktionsvize Johannes Wadephul sagte den Funke-Zeitungen:
       „Deutschland hat ein Interesse an der Stabilisierung der Region. Die
       erreicht man nicht durch Rückzug und Wegschauen.“
       
       Wegen der Gefährdungslage der Bundeswehrsoldaten im Irak und in der Region,
       beantragte die Linke am Samstag eine Sondersitzung der Bundestagsausschüsse
       für Auswärtiges und Verteidigung. Weiter Themen seien der Stand der
       Bundeswehr-Missionen sowie Erkenntnisse über die Urheberschaft des Angriffs
       auf die US-Irakische Militärbasis nahe Kirkuk und Auswirkungen auf die
       Sicherheitslage in Europa.
       
       „Angesichts der sich immer weiter eskalierenden Lage im Nahen Osten ist es
       dringend geboten, dass der Bundestag von der Bundesregierung informiert
       wird und über die dortigen Situation und den Einsatz der Bundeswehr
       debattiert“, sagte Korte der dpa. Als Termin schlug er kommenden Mittwoch
       vor.
       
       4 Jan 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Konflikt-zwischen-Iran-und-USA/!5653432
   DIR [2] /Toetung-durch-US-Drohnenangriff/!5653495
   DIR [3] https://www.deutschlandfunk.de/bundeswehr-mandat-fuer-irak-wir-muessen-immer-fuer-die.694.de.html?dram%3Aarticle_id=467147
   DIR [4] /Nach-der-Toetung-General-Soleimanis/!5653511
       
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