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       # taz.de -- Präsidentenwahl in Kroatien: Sozialdemokrat gewinnt
       
       > Der sozialdemokratische Präsidentschaftskandidat Zoran Milanović hat in
       > Kroatien die Stichwahl gewonnen. Das ist eine große Überraschung.
       
   IMG Bild: Zoran Milanović und seine Frau nach Ergebnisverkündung in Zagreb
       
       Split taz | Je länger der Wahlabend in Kroatien wurde, um so länger wurden
       die Gesichter auf der Wahlparty der [1][regierenden rechtskonservativen
       Kroatischen Demokratischen Gemeinschaft HDZ]. Der sozialdemokratische
       Präsidentschaftskandidat Zoran Milanović hat bei der Stichwahl über die
       bisherige Präsidentin und Rechtspopulistin Kolinda Grabar-Kitarović
       gesiegt. Diesen Schock konnten die Unterstützer der HDZ nicht so schnell
       verkraften.
       
       Fassungslos waren auch die Besucher der Wahlparty der Sozialdemokraten –
       den überlegenen Sieg Milanović' hatte auch hier fast niemand erwartet. Er
       erhielt 52,7 Prozent der Stimmen gegenüber 47,3 für seine Kontrahentin.
       
       Beide Seiten waren stillschweigend davon ausgegangen, dass die Mehrheit der
       Stimmen für den [2][im ersten Wahlgang im Dezember] unterlegenen
       rechtsextremen Sängers Miroslav Škoro (24 Prozent) zu Kolinda
       Grabar-Kitarović wandern würden. Sie hatte damals 27 Prozent der Stimmen
       gegenüber 30 Prozent für Milanović erhalten.
       
       Die große Überraschung des zweiten Wahlgangs ist also, dass ein großer Teil
       der Stimmen für den Rechtsextremen zu den Sozialdemokraten gewandert ist.
       Die etwas höhere Wahlbeteiligung von 55 Prozent hat auch zum Sieg
       Milanović' beigetragen. Ihm ist es offenbar gelungen, die
       sozialdemokratische Stammwählerschaft wieder stärker zu mobilisieren.
       
       ## Sozialdemokrat siegt in den vier größten Städten
       
       Milanović siegte in den vier größten Städten: Zagreb, Split, Rijeka und
       Osijek. Über 80 Prozent der Bevölkerung Istriens und über 60 Prozent
       Zagrebs stimmte für ihn. Grabar-Kitarović hat hingegen in den ländlichen
       ehemaligen Kriegsgebieten und bei den Auslandskroaten gewonnen.
       
       Im Wahlkampf hatte der 53-jährige Sozialdemokrat das Fernsehduell für sich
       entschieden. Der Jurist hat Regierungserfahrung, da er schon von 2011 bis
       2015 Premierminister Kroatiens war. Doch verlor er die Wahlen 2015 auf dem
       Höhepunkt der Flüchtlingskrise, als er in scharfe Kontroversen mit dem
       ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán wegen des Baues des
       Grenzzaunes verwickelt war.
       
       Jetzt punktete er nach Ansicht vieler Beobachter mit seiner höheren
       Kompetenz in Wirtschaftsfragen, beim Kampf gegen die Korruption und der
       Europapolitik im Gegensatz zur Kontrahentin, die auf die Mobilisierung
       nationalistischer Gefühle setzte.
       
       Milanović vertritt einen klaren proeuropäischen Kurs. Da Kroatien jetzt für
       ein halbes Jahr den Vorsitz in der EU innehat, wird mit seiner Wahl die
       demokratische Position innerhalb der EU gestärkt. Der Präsident Kroatiens
       ist zwar weniger mächtig als der Premierminister, hat aber eine starke
       Stellung in Bezug auf die Außen- und Sicherheitspolitik. Die
       Sozialdemokraten hoffen nun auf einen weiteren Machtzuwachs: Im Oktober
       wird das Parlament neu gewählt.
       
       6 Jan 2020
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Erich Rathfelder
       
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