URI: 
       # taz.de -- Digitalisierung bei der Deutschen Bahn: Start-Ups füllen Lücken der Bahn
       
       > Digital ist die Bahn zwar schon, aber mancher Service läuft noch analog.
       > Start-ups wissen das zu nutzen und machen ein eigenes Angebot.
       
   IMG Bild: Zugverspätung? Start-ups kümmern sich um die Fahrpreisrückerstattung
       
       Berlin dpa | Eine Handvoll Start-ups profitiert derzeit von einer
       Service-Lücke bei der Deutschen Bahn. Die jungen Unternehmen ermöglichen es
       den Kunden, per App die Erstattung ihres Fahrpreises beim Konzern zu
       beantragen, wenn ihr Zug verspätet war. Auf dem offiziellen Weg ist das
       bislang ausschließlich über ein analoges Formular möglich. Das
       Papierverfahren gilt als umständlich. Der Staatskonzern arbeitet daran, das
       zu ändern.
       
       Generell gilt: Kunden können von der Deutschen Bahn 25 Prozent ihres
       Fahrpreises zurückbekommen, wenn sie mit mindestens einer Stunde Verspätung
       am Ziel angekommen sind. Ab zwei Stunden Verzögerung gibt es die Hälfte des
       Fahrpreises zurück. Dafür müssen die Fahrgäste ihre Verbindungsdaten in das
       Formular eintragen und dieses an einem der Service-Schalter abgeben oder
       per Post an die Deutsche Bahn schicken.
       
       „Viele Kunden haben darauf aber keine Lust, und dann kommen ja auch noch
       die weiteren Fragen der Bahn per Post zurück“, sagt Stefan Nitz, Gründer
       des Start-ups refundrebel, das diese Arbeit den Kunden abnimmt. Sie müssten
       ihre Verspätungsdaten per Handy übermitteln. Alles Weitere übernehme das
       Unternehmen. „Wir kümmern uns auch um die komplizierten Fälle“, sagt Nitz,
       etwa bei Taxifahrten oder Hotelübernachtungen in Fällen, in denen Fahrgäste
       wegen einer Verspätung nachts an Bahnhöfen stranden.
       
       Für diesen Service behält refundrebel 16,5 Prozent des erstatteten
       Fahrpreises ein. Im Vergleich mit anderen Anbietern ist das recht teuer.
       Rund ein halbes Dutzend Start-ups gibt es derzeit auf dem kleinen Markt.
       Auch bei RE.X etwa kann das Fahrgastrechteformular digital ausgefüllt
       werden. „Mit unserer App kannst du den Antrag schon in der Bahn ausfüllen
       und wir geben diesen für dich ab“, wirbt das Start-up auf seiner
       Internetseite.
       
       ## Pro Bahn nicht gänzlich überzeugt
       
       1,09 Euro kostet der Dienst bei RE.X pauschal, „unabhängig davon, wie viel
       Erstattung du von der Bahn bekommen wirst“. Auf der Seite Zug-Erstattung.de
       wiederum ist der erste Antrag im Jahr kostenlos. Jeder weitere kostet 99
       Cent.
       
       Der Fahrgastverband [1][Pro Bahn] ist von den neuen Angeboten nicht
       gänzlich überzeugt. „Es ist ein „nice to have““, sagte der Ehrenvorsitzende
       von Pro Bahn, Karl-Peter Naumann. „Aber die ganz große Erleichterung ist es
       auch nicht.“ Auch die Start-ups bräuchten zahlreiche Angaben von den
       Kunden, um die Erstattung zu beantragen. „Zeitlich bin ich da nicht bei
       wirklichen Unterschieden.“
       
       ## Geschäft bislang nicht profitabel
       
       Für die Deutsche Bahn selbst macht es eigenen Angaben zufolge keinen
       Unterschied, ob der Erstattungsantrag direkt von den Fahrgästen oder von
       dritten eingereicht wird. Es werde stets sorgfältig geprüft, sagte eine
       Sprecherin auf Anfrage. Weil der Konzern [2][derzeit das digitale
       Buchungssystem komplett überarbeitet], werde es noch bis 2021 dauern, bis
       in diesem Rahmen auch die Erstattungen digital ablaufen könnten.
       
       Eine Gefahr für das eigene Geschäft sieht refundrebel-Gründer Nitz darin
       nicht. „Wir glauben nicht, dass die Bahn uns dann das Wasser abgräbt“, sagt
       er. „Man kann digital auch einiges schlecht umsetzen. Da sind wir weiter
       eine gute Alternative.“ Zehn Mitarbeiter kümmerten sich um die Anträge.
       Profitabel laufe das eigene Geschäft bislang nicht. „Wir sind noch in der
       Wachstumsphase.“ Über die Plattform können auch bei anderen
       Eisenbahnunternehmen sowie bei Flixtrain Erstattungen beantragt werden –
       obwohl diese zum Teil selbst digitale Möglichkeiten anbieten.
       
       6 Jan 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.pro-bahn.de/index_2.php
   DIR [2] /Deutschlandtakt-der-Bahn/!5589942
       
       ## TAGS
       
   DIR Bahn AG
   DIR Deutsche Bahn
   DIR Verspätung
   DIR Zug
   DIR Deutsche Bahn
   DIR Greta Thunberg
   DIR Deutsche Bahn
   DIR Deutsche Bahn
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Baustellen passend zum Ferienbeginn: Die Bahn will nicht geliebt werden
       
       In Berlin und Brandenburg beginnen die Winterferien. Gleichzeitig beginnt
       die Bahn mit Bauarbeiten in Richtung Süden. Wer plant so was?
       
   DIR Die Bahnfahrt der Klimaschützerin: Greta genießt's in vollen Zügen
       
       Ein Tweet zeigt Thunberg im ICE auf dem Boden. Die Bahn entgegnet, sie sei
       1. Klasse gefahren. Deutsche rasten aus. Was stimmt?
       
   DIR Deutsche Bahn spart bei Entschädigungen: Fahrgäste haben das Nachsehen
       
       Die EU-Verkehrsminister haben sich darauf geeinigt, dass Zugverspätungen in
       Fällen von höherer Gewalt keinen Entschädigungsgrund mehr darstellen.
       
   DIR Deutsche Bahn erhöht Preise: Ohne Fahrgastabitur wird's teuer
       
       Mit dem Fahrplanwechsel erhöht die Bahn die Preise – trotz Verspätungen.
       Die Züge fahren auf Verschleiß, die Bundesregierung schaut tatenlos zu.