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       # taz.de -- Glyphosat im Honig: Gift aus der Wabe
       
       > Honig gilt als Inbegriff des gesunden Naturprodukts. Dass in ihm
       > Glyphosat nachgewiesen werden kann, zeigt: Das ist nur eine Illusion.
       
   IMG Bild: Schluss mit dem romantischen Bild: klebrige, glyphosatverseuchte Masse vor dem Ministerium
       
       Honig gilt als Inbegriff des gesunden Naturprodukts. Wer erkältet ist,
       rührt sich einen Löffel in den Tee. Die süße, goldfarbene Masse wird als
       entzündungshemmendes Heilmittel gefeiert. Und es ist ja auch wunderbar, wie
       die seit Jahrtausenden domestizierten fleißigen Bienen uns außer mit Honig
       auch mit Pollen, Propolis oder duftendem Wachs versorgen.
       
       Die klebrige Protestaktion am Mittwoch beim
       Bundeslandwirtschaftsministerium hingegen war ein nötiger Bruch mit einem
       allzu romantischen Bild. Über vier Tonnen glyphosatverpesteten Honig
       brachten Imker*innen dorthin und schütteten dem Ministeriumsvertreter
       Stefan Schulz einen Teil davon vor die Füße. Ihre Wut ist verständlich.
       
       Die Bienen beeinträchtigt das Herbizid zwar nicht direkt. Aber das
       wahrscheinlich [1][krebserregende Unkrautvernichtungsmittel
       Glyphosat] kann für Honigkonsument*innen zum Problem werden. Den
       Schaden haben auch [2][die Imker*innen]: Sie setzen sich seit Jahren für
       ein grundsätzliches Verbot der Giftanwendung bei blühenden Pflanzen ein,
       werden damit aber politisch und wirtschaftlich alleingelassen.
       
       Aus den deutschen wie europäischen Ministerien und Parlamenten heißt es,
       dass Imker*innen besprühte Flächen meiden sollen. Doch selbst eine
       idealistische Bioimkerin kann nicht kontrollieren, ob die Tiere
       giftbesprühte Blüten anfliegen – Bienen haben einen Flugradius von mehreren
       Kilometern. Nicht ohne Grund gilt Stadthonig als sicherer; dort werden
       keine Pestizide gesprüht.
       
       Außerdem gibt es keinerlei verbindliche Regelung der Kontrolle des Honigs.
       Niemand kann wissen, [3][wie viel Glyphosat] Honigkonsument*innen zu
       sich nehmen, zumal die größte Menge des hierzulande verzehrten Honigs aus
       anderen Ländern importiert wird. Daher sollte Honig systematisch auf
       giftige Rückstände untersucht oder, noch besser, Glyphosat zügig verboten
       werden.
       
       Die Aktion weist aber noch auf etwas anderes Wichtiges hin: „Unverdorbene,
       ursprüngliche Natur“ ist heute mehr denn je eine Illusion. Das Gift im
       Honig steht auch dafür, wie Genuss und Gesundheit bei unserem heutigen
       Verhältnis zur Natur selbst im Kleinsten mit Entfremdung und Zerstörung
       zusammenhängen.
       
       15 Jan 2020
       
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