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       # taz.de -- Verkauf der „Mitteldeutschen Zeitung“: Die Gefahr des Monopols
       
       > DuMont verkauft die „Mitteldeutsche Zeitung“ in Halle an die Bauer Media
       > Group. Die hat sich bisher nicht sehr arbeitnehmerfreundlich gezeigt.
       
   IMG Bild: In der Redaktion der „Mitteldeutschen Zeitung“ in Halle (Saale) wird sich wohl einiges ändern
       
       Es ist eine Transaktion, die nicht nur aus Sicht der Belegschaft, sondern
       auch aus Gründen der Pressevielfalt skeptisch stimmt: DuMont verkauft die
       Mediengruppe Mitteldeutsche Zeitung an die Bauer Media Group. Das
       Verlagshaus DuMont hatte sein Zeitungsportfolio schon im vergangenen
       Frühjahr zum Verkauf geöffnet. Nachdem das Kölner Unternehmen im [1][Herbst
       bereits den Berliner Verlag mitsamt der Berliner Zeitung an das
       Unternehmerpaar Silke und Holger Friedrich verkauft hat], kommt es nun zum
       nächsten großen Deal.
       
       Am Mittwochvormittag informierte DuMont-Chef Christoph Bauer die
       Belegschaft der Mitteldeutschen Zeitung (MZ) in der Kantine der halleschen
       Zeitung darüber, dass es zu einem Eigentümerwechsel kommt. Mitarbeiter der
       Zeitung, die schon seit fast einem Jahr auf Nachrichten über den Verbleib
       ihres Arbeitgebers warteten, dürfte diese Nachricht alles andere als
       erleichtern.
       
       Die MZ ist die größte Regionalzeitung im Süden von Sachsen-Anhalt. Die
       Zeitung betreibt 17 Lokalausgaben und hat eine Auflage von 162.000
       Exemplaren. Neben diesem Titel verkauft DuMont auch das Newsportal mz.de,
       die Anzeigenblätter Wochenspiegel und Super Sonntag mit einer wöchentlichen
       Auflage von rund 1,3 Millionen und 27 Lokalausgaben sowie den regionalen
       TV-Sender TV Halle an die Bauer Media Group. Alle gehörten zuvor zur
       Mediengruppe Mitteldeutsche Zeitung. Laut Berichten verschiedener
       Mediendienste soll das Hamburger Verlagshaus 50 Millionen Euro dafür
       bezahlen.
       
       ## Die Rede von „Synergieffekten“
       
       Man habe sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht, teilte DuMont mit:
       „Das Medienhaus in Halle hat sich in den vergangenen Jahren beachtlich
       entwickelt und sehr erfolgreich Antworten auf die herausfordernden
       Rahmenbedingungen in Sachsen-Anhalt gefunden“, so
       DuMont-Aufsichtsratsvorsitzende Isabella Neven DuMont. Offenbar war diese
       Entwicklung aber nicht gut genug.
       
       Die Bauer Media Group vertreibt bereits die Magdeburger Volksstimme, die
       ihr Verbreitungsgebiet im mittleren und nördlichen Teil Sachen-Anhalts und
       mit knapp 150.000 eine ähnliche Auflage wie die MZ hat. Marco Fehrecke,
       Leiter der Mediengruppe Magdeburg, die die Volksstimme herausgibt,
       übernimmt mit dem Verkauf auch die Leitung der MZ.
       
       Weil die Bauer Media Group nun die zwei wichtigsten Regionalzeitungen
       Sachsen-Anhalts herausgibt, stellt sich die Frage der Pressevielfalt. Zwar
       muss das Bundeskartellamt dem Deal noch zustimmen, ein Widerspruch gilt
       aber wegen der unterschiedlichen Verbreitungsgebiete als unwahrscheinlich.
       Die Arbeitnehmer der MZ dürften vor allem alarmiert sein, weil DuMont-Chef
       Bauer und der neue Chef Fehrecke in der öffentlichen Kommunikation des
       Verkaufs [2][von angestrebten „Synergieeffekten“] sprechen.
       
       „Wenn mehrere Titel in einem Verlag vereint werden, dann wird unter
       ‚Synergie‘ vor allem der Abbau von Arbeitsplätzen verstanden“, sagt Hendrik
       Zörner vom Bundesverband der Journalistengewerkschaft DJV. Im Hinblick auf
       die künftige Monopolstellung des Verlagshauses Bauer spricht Uwe Gajowski,
       Landesvorsitzender der DJV, von einem „schwarzen Tag für die
       Meinungsvielfalt in Sachsen-Anhalt“.
       
       ## Frage der betrieblichen Mitbestimmung
       
       DuMont gab am Mittwoch zwar bekannt, dass Bauer die rund 1.100
       Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und sämtliche vertragliche Vereinbarungen
       übernehmen werde. Diesen Vorsätzen gegenüber zeigt sich Gewerkschafter
       Gajowski jedoch skeptisch. Mittelfristig sei zu erwarten, dass die
       Mantelteile beider Zeitungen zusammengelegt werden, um Kosten einzusparen.
       Außerdem, so Gajowski, sei der neue Eigentümer für eine nicht gerade
       arbeitnehmerfreundliche Hauspolitik bekannt.
       
       Tatsächlich [3][strukturierte Bauer die Magdeburger Volksstimme nach der
       Übernahme weitreichend um]: Aus den verschiedenen Redaktionen wurden
       Mini-GmbHs. „Bauer hat so die Mitbestimmung außer Kraft gesetzt“, sagt
       Gajowski. Denn das Betriebsverfassungsgesetz erlaubt es Belegschaften erst
       ab fünf Mitarbeitern, einen Betriebsrat zu gründen.
       
       16 Jan 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Verkauf-des-Berliner-Verlags/!5622989/
   DIR [2] https://www.dumont.de/presse-news/presse/artikel/dumont-verkauft-die-mediengruppe-mitteldeutsche-zeitung-an-die-bauer-media-group.html
   DIR [3] /Skandal-bei-Magdeburger-Volksstimme/!5071486
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Volkan Ağar
       
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