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       # taz.de -- Prozess gegen Pfleger in Hannover: Vorwurf: Frauen missbraucht
       
       > Der Pfleger Roland W. soll Frauen mit Behinderung missbraucht,
       > vergewaltigt und dabei gefilmt haben. Das ist kein Einzelfall, sagt eine
       > Expertin.
       
   IMG Bild: Behinderte Frauen werden öfter Opfer sexueller Gewalt als der Durchschnitt
       
       Hannover taz | Drei schwer behinderte Frauen soll der Pfleger Roland W. in
       einem Pflegeheim in Hannover mehrfach missbraucht und vergewaltigt haben.
       Viele der Taten filmte er mit dem Handy. Fast sieben Jahre lang, zwischen
       Oktober 2011 und März 2018, soll es immer wieder zu Übergriffen gekommen
       sein.
       
       Am Donnerstag steht er deshalb vor dem Landgericht Hannover. Nicht zum
       ersten Mal: Der Prozess gegen den geständigen 59-Jährigen hatte schon im
       vergangenen Jahr begonnen, musste dann aber ausgesetzt werden, um den
       Angeklagten psychiatrisch begutachten zu lassen. Jetzt beginnt er von
       vorn.
       
       Und es sei ein wichtiger Prozess, sagt Helena Behrens [1][vom Frauennotruf
       Hannover.] Denn Roland W. sei keineswegs ein Einzelfall. Der Verein befasst
       sich seit 20 Jahren mit dem Thema „Sexuelle Gewalt und Beeinträchtigungen“.
       Solche Prozesse helfen, Öffentlichkeit zu mobilisieren und die Sensibilität
       zu schärfen.
       
       „Frauen mit Beeinträchtigungen haben ein zwei- bis dreifach erhöhtes
       Risiko, sexuelle Gewalt zu erfahren“, sagt Behrens. In der Öffentlichkeit
       sei das Thema aber kaum präsent – weil [2][viele immer noch glaubten,
       Behinderte hätten gar keine Sexualität] und würden auch nicht als sexuelle
       Wesen wahrgenommen. Außerdem gebe man sich gern der Illusion hin, sie
       würden sich ja ohnehin nur in besonders geschützten und behüteten Räumen
       bewegen.
       
       ## Den Opfern wird häufig nicht geglaubt
       
       Doch der vermeintliche Schutzraum kann schnell zur Falle werden. „Wenn aus
       den Einrichtungen kaum etwas nach außen dringt, begünstigt das solche
       Taten“, sagt Behrens. Häufig könnten sich die Opfer zudem kaum
       artikulieren, und wenn sie es täten, würde ihnen häufig nicht geglaubt.
       
       Nötig sei vor allem eine bessere Aufklärung – und zwar sowohl der
       betroffenen Frauen als auch der Angehörigen und Fachkräfte. „Gerade Frauen,
       die schon als Kinder oder Jugendliche sexuelle Gewalt erfahren, definieren
       ihre Sexualität dann auch so“, sagt Behrens. „Nach dem Motto: Wieso, der
       fasst mich doch immer so an.“
       
       Immerhin: Der Frauennotruf verzeichnet eine steigende Zahl von Anfragen
       nach Beratungen genauso wie nach Präventionsprogrammen und Fortbildungen.
       Nach der Gerichtsverhandlung werden es vermutlich noch einmal ein paar mehr
       sein.
       
       19 Jan 2020
       
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