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       # taz.de -- Barbara Broccoli will keine „Miss Bond“: „Bond“ ist was für Männer
       
       > Die „James Bond“-Produzentin findet, dass 007 niemals eine Frau sein
       > sollte. Recht hat sie. Wir sind doch hier nicht beim Männer-Upcycling!
       
   IMG Bild: Barbara Broccoli ist seit 25 Jahren hauptverantwortlich für „Bond“.
       
       Wird es nicht mal Zeit für eine weibliche Agentin 007? Das klingt zumindest
       nach einer fortschrittlichen Forderung. Ist es aber nicht, findet „James
       Bond“-Produzentin Barbara Broccoli. Dem Magazin Variety gegenüber hat es
       die US-Amerikanerin diese Woche ausgeschlossen, jemals aus Mr. Bond eine
       Ms. Bond zu machen. „Er kann jede Hautfarbe haben, aber er ist männlich“,
       sagte Broccoli.
       
       [1][Barbara Broccoli] produziert seit 1995 die endlose Agentenreihe. Sie
       sorgte damals dafür, dass Geheimdienstchef „M“ zu einer Frau wurde. Und sie
       holte die feministische Drehbuchautorin [2][Phoebe Waller-Bridge]
       („Fleabag“, „Killing Eve“) ins Team des nächsten Bond-Films „Keine Zeit zum
       Sterben“.
       
       Da liegt den Kulturjournalist*innen die Frage nach einer „Frau Bond“
       natürlich ganz besonders auf der Zunge. Broccoli aber winkt ab. [3][“Ich
       habe kein besonderes Interesse daran, männliche Figuren von Frauen spielen
       zu lassen.“]
       
       Und recht hat sie. Man kann es zwar gerecht finden, wenn beliebte
       Heldenfiguren auch mal von Frauen gespielt werden. Und allein die Empörung
       in den Reihen der reaktionären Fanboys wäre es schon mal wert. Aber
       letztlich sind die weiblichen Varianten etablierter männlicher Figuren am
       Ende immer bloß das: weibliche Varianten.
       
       ## Vorsicht, „Schlumpfine-Prinzip“
       
       Können Sie sich an den [4][„Ghostbusters“-Film von 2016] erinnern? Können
       Sie ihn als etwas anderes beschreiben als „der mit den Frauen“? Und glauben
       Sie, dass Jodie Whittakers „Doctor“ aus der BBC-Serie „Doctor Who“ je
       anders beschrieben werden wird als mit „der weibliche Doktor“?
       
       Das Problem heißt „Schlumpfine-Prinzip“: Einzelne Frauenfiguren in männlich
       dominierten Filmen oder Reihen werden unweigerlich aufs Frausein reduziert.
       Die übrigen Eigenschaften der Figur dringen kaum durch und bleiben schon
       gar nicht in Erinnerung. Heißt: Man würde die geniale Phoebe Waller-Bridge
       eine komplexe Frauenfigur erfinden lassen, die dann am Ende doch bloß „der
       weibliche Bond“ wäre.
       
       Zum Glück schließt Broccoli diesen Blödsinn von vornherein aus. Wer sich
       nach weiblichen Agentinnen sehnt, soll neue erfinden (oder [5][„Killing
       Eve“] anschauen). Männer-Upcycling braucht kein Mensch. Überhaupt: Wenn
       Feminist*innen Männerfiguren erschaffen, ist dem Patriarchat damit viel
       mehr geschadet.
       
       17 Jan 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Bond-Produzentin-ueber-007/!5080556
   DIR [2] /Emmy-Verleihung-2019/!5627931
   DIR [3] https://variety.com/2020/film/features/james-bond-no-time-to-die-barbara-broccoli-michael-wilson-1203466601/
   DIR [4] /Remake-von-Ghostbusters/!5323148
   DIR [5] https://www.youtube.com/watch?v=Kk0PyD-XNZA
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Peter Weissenburger
       
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