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       # taz.de -- Krieg in Libyen: Waffenruhe soll kommen
       
       > Die Türkei und Russland setzen sich für einen Waffenstillstand ein.
       > Gelten soll er ab Sonntag. Die EU kündigt eine Libyen-Konferenz an.
       
   IMG Bild: Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdoğan am Mittwoch in Istanbul
       
       Istanbul taz | Dieses Mal ließen die Chefs ihren Außenministern den
       Vortritt. Mittwochabend traten in Istanbul ein zufrieden lächelnder
       russischer Außenminister Sergei Lawrow und sein türkischer Kollege Mevlüt
       Çavuşoğlu vor die Presse, um einen baldigen Waffenstillstand in Libyen zu
       fordern. Auch ein Termin dafür soll schon feststehen: Ab kommenden Sonntag
       um Mitternacht sollen in Tripolis und im Rest des Landes die Waffen
       schweigen.
       
       Zwar sind der russische Präsident Wladimir Putin und sein türkischer
       Gastgeber in Istanbul, Präsident Recep Tayyip Erdoğan, nicht diejenigen,
       deren Soldaten direkt gegeneinander kämpfen, doch als wichtigste Verbündete
       für die jeweiligen Konfliktparteien haben sie wohl ein gewichtiges Wort
       über einen Waffenstillstand mitzureden. Ihre jeweiligen Schützlinge, der
       international anerkannte aber militärisch schwache Ministerpräsident Fajis
       al-Sarradsch, den Erdoğan an der Macht halten will, und der aufständische
       General Chalifa Haftar, den Putin unterstützt, hatten aber am Mittwoch
       jeweils noch eigene Auftritte mit Verbündeten und Gegnern.
       
       Sarradsch traf sich in Brüssel mit Bundesaußenminister Heiko Maas und dem
       neuen EU-Außenbeauftragten Josep Borrell. Dabei erklärte Sarradsch, dass er
       gern bereit sei, an einer von Deutschland geplanten Libyen-Konferenz
       teilzunehmen und letztlich auch deren Beschlüsse anzuerkennen.
       
       ## Absicherung eines Waffenstillstands
       
       Schwieriger dürfte es bei seinem Gegner General Haftar sein. Haftar, der in
       Libyen vor Ort militärisch im Vorteil ist und bereits Tripolis belagert,
       war am Mittwoch in Rom und traf dort den italienischen Ministerpräsidenten
       Guiseppe Conte. Italien hat in Libyen als ehemalige Kolonialmacht noch
       immer einigen Einfluss und bemüht sich deshalb auch um einen
       Waffenstillstand.
       
       Während Erdoğan und Putin verkünden ließen, man werde sich in Libyen aktiv
       um einen Waffenstillstand bemühen, erklärte der EU-Außenbeauftragte, die
       Europäische Union könne helfen, einen Waffenstillstand abzusichern. Die
       Türkei ist vor Ort mittlerweile [1][mit eigenen Soldaten vertreten], die
       die Milizen der Regierung Sarradsch besser als bislang organisieren sollen.
       
       Libyen ist für die Migration nach Europa ein Schlüsselland. Viele Migranten
       besteigen an der libyschen Küste Boote und versuchen von dort Italien oder
       Malta zu erreichen. Außerdem ist Libyen einer der ölreichsten Staaten
       weltweit. Seit der Diktator Muammar al-Gaddafi 2013 mit militärischer
       Unterstützung von Frankreich und den USA gestürzt wurde, herrscht in dem
       Land Bürgerkrieg.
       
       Die offizielle Regierung von Sarradsch wird von der Türkei, Katar und, mit
       Ausnahme Frankreichs, von der EU unterstützt, während sich hinter Haftar
       Russland, Ägypten, Frankreich und die Vereinigten Arabischen Emirate mit
       Geld, Waffen und Söldnern versammeln. Die Waffenstillstandsgespräche sollen
       am Donnerstag in Ägypten fortgesetzt werden. Am Samstag kommt der neue
       EU-Ratspräsident Michel deshalb auch nach Ankara und fliegt dann weiter
       nach Kairo.
       
       9 Jan 2020
       
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