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       # taz.de -- Die Wochenvorschau Berlin: An der Schwelle zur Veränderung
       
       > Ein berühmter Dinosaurier verlässt Berlin. Die Verkehrswende hält
       > (zögerlich) Einzug. Und was macht die – nicht nur – elektronische Musik?
       
   IMG Bild: Bald aus Berlin verschwunden: das Skelett des Tyrannosaurus rex im Museum für Naturkunde
       
       Es kann doch – auch angesichts aktueller Debatten – nicht schaden, schon
       mal von der Kreide-Paläogen-Grenze gehört zu haben. Die definiert den
       erdgeschichtlichen Übergang von der Kreidezeit zum Paläogen, und sie
       markiert ein Massenaussterben, bei dem damals die Dinosaurier dahingerafft
       wurden. Lange her. Das war vor 66 Millionen Jahren. Bis heute ist die
       Ursache nicht eindeutig geklärt, aber es war wohl ein Meteoriteneinschlag
       mit den sich daran anschließenden Veränderungen der klimatischen
       Bedingungen auf der Welt, mit denen nicht alle klarkamen.
       
       Diese Kreide-Paläogen-Grenze mag man jetzt durchaus als ein
       Hoffnungszeichen deuten. Schließlich ist sie Beweis dafür, dass es auf der
       Welt immer weitergeht, irgendwie. Und man kann sie als Mahnung betrachten:
       dass bei sich verändernden Bedingungen eben nicht alle mitgenommen werden.
       
       Womit man jetzt wieder bei den Dinosauriern ist. Um sich wenigstens eine
       kleine Vorstellung davon machen zu können, was da für Viecher und in welch
       gewaltigen Dimensionen die einst auf der Erde herumgerannt sind, geht man
       am besten ins Museum für Naturkunde.
       
       Und das macht man am besten schnell, um dem Tristan Otto dort noch mal
       seine Aufwartung machen zu können. Das bestaunenswert gut erhaltene Skelett
       eines Tyrannosaurus rex soll nämlich demnächst nach Kopenhagen geschickt
       werden, wo es ein Jahr lang zu sehen sein wird – was eine raptorenbissgroße
       Lücke hier im Museum hinterlässt. Bis Sonntag allerdings ist der
       Knochen-Dino noch zu sehen, am Wochenende feiert man mit „[1][Bye bye,
       Tristan Otto!“] im Museum für Naturkunde in der Invalidenstraße eine
       eintrittsfreie Abschiedsparty.
       
       ## M wie Mobilität – und Musik
       
       Und wenn man sich jetzt viele Reihen mit parkenden Dinosauriern und dazu
       massenhaft durch die Straßen huschende T.Rexe vorstellt, dann hat man in
       etwa die aktuelle Verkehrssituation in Berlin im Blick. Urzeitliche
       Verhältnisse, in die die anderen Verkehrsteilnehmenden zu Fuß oder auf dem
       Fahrrad gar nicht recht passen wollen.
       
       Aber diese Verhältnisse, sie sind doch möglicherweise zu ändernde. Was am
       Mittwoch um 17 Uhr im Deutschen Institut für Urbanistik in der Zimmerstraße
       diskutiert wird. [2][„Platz für die Verkehrswende!“] heißt es da durchaus
       parteinehmend im Rahmen der Difu-Dialoge zur Zukunft der Städte, mit der
       „Parkraumpolitik in Berlin“ und einer neuen Verteilung von Verkehrsraum als
       Thema.
       
       Eigentlich steht man bei dieser Frage nach der neuen Mobilität schon an der
       Schwelle. Man muss sich nur noch richtig rüber trauen. Zum Üben mag die
       Musik helfen. Beim am Freitag startenden [3][CTM-Festival] hat man in
       diesem Jahr „Liminal“ als Titel gewählt, um damit genauer auf
       Schwellenzustände zu hören, die Grauzonen und Übergänge. Diese
       Zwischenbereiche, wo vertraute Ordnungen gar nicht mehr so in Ordnung sind,
       wo was ins Rutschen geraten ist, wo man sich an Neues gewöhnen sollte oder
       sich schlicht mal fragen, was denn eigentlich eine vertraute Ordnung ist?
       Ein „Festival für abenteuerliche Musik“ will man schließlich bei CTM sein,
       und längst gibt es da nicht mehr allein elektronische Musik zu hören.
       
       Das Schöne aber ist doch die Gewissheit, dass es manchmal auch wieder
       rückwärts geht und so der Dinosaurier zurückkommt nach Berlin. Man muss nur
       ein wenig warten, bis der Tristan Otto dann Teil des neu geplanten
       Wissenschaftscampus an der Invalidenstraße wird. In den nächsten zehn
       Jahren, heißt es, soll das entstehen.
       
       20 Jan 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://xn--www-hfa.xn--museumfuernaturkunde-90accccccdd.xn--berlin-dja/%C2%ADde/%C2%ADmu%C2%ADse%C2%ADum/%C2%ADver%C2%ADan%C2%ADstal%C2%ADtun%C2%ADgen/%C2%ADab%C2%ADschieds%C2%ADpar%C2%ADty%C2%AD-%C2%ADfu%C2%ADer-t-r%C2%ADex%C2%AD-%C2%ADtris%C2%ADtan-ot%C2%ADto
   DIR [2] https://difu.de/veranstaltungen/2020-01-22/platz-fuer-die-verkehrswende-parkraumpolitik-in-berlin.html
   DIR [3] https://www.ctm-festival.de/news/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Thomas Mauch
       
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