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       # taz.de -- CDU-Politiker schießt auf 20-Jährigen: Anwalt beklagt „Twitter-Lynchmob“
       
       > Das mutmaßliche Opfer des CDU-Manns Bähner erhebt Rassismusvorwürfe gegen
       > den Schützen. Dessen Anwalt teilt derweil aus.
       
   IMG Bild: Was am Tatort tatsächlich geschah, bleibt vorerst unklar (Symbolfoto)
       
       Berlin/Köln taz | Im Fall des CDU-Kommunalpolitikers Hans-Josef Bähner, der
       im Dezember in Köln einen 20-Jährigen angeschossen haben soll, erhebt das
       mutmaßliche Opfer neue Vorwürfe. Dem [1][WDR sagte der Mann], der
       72-jährige Bähner habe ihn und seine drei Begleiter vor der Tat als
       „Scheiß-Kanaken“ und „Dreckspack“ bezeichnet. Zuvor hatte einer der
       Begleiter schon [2][dem Kölner Stadt-Anzeiger] gesagt, der Schütze habe die
       Gruppe vor dem Schuss mit gezogener Pistole bedroht und beschimpft.
       
       In der Nacht auf den 30. Dezember war Bähner, der für die CDU in der
       Bezirksvertretung von Köln-Porz sitzt, vor seinem Haus mit der Gruppe in
       Streit geraten. Im Laufe der Auseinandersetzung soll er den 20-Jährigen
       [3][angeschossen haben], dieser erlitt einen Durchschuss an der Schulter.
       
       Ein Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft kommentierte die neuen Vorwürfe
       auf Anfrage der taz am Freitag nicht. Seine Behörde bestätige momentan nur
       den Vorfall an sich. Die Ermittlungen zum Sachverhalt dauerten weiterhin
       an.
       
       Ralf Höcker, als Medienanwalt für Bähner tätig, äußerte sich auf Anfrage
       ebenfalls nicht zu den Tatvorwürfen. Der taz sagte er lediglich: „Wir
       führen dieses Verfahren vor der Kölner Justiz und nicht in den Medien oder
       gegen einen wildgewordenen Twitter-Lynchmob, der keine Ahnung hat, was
       wirklich passiert ist.“
       
       ## Höcker macht Druck
       
       Anwalt Höcker, der auch Pressesprecher der rechten CDU-Plattform
       „Werte-Union“ ist, hatte in den vergangenen Tagen zu verhindern versucht,
       dass der Name Bähners im Zusammenhang mit den Vorwürfen genannt wird. So
       zum Beispiel gegenüber CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak: Dieser hatte die
       Schüsse am Donnerstag als erster ranghoher Vertreter der Union kommentiert.
       Auf Twitter schrieb er, Gewalt dürfe „keinen Platz in der Gesellschaft
       haben“. Den Tweet garnierte er mit dem Hashtag „#Baehner“.
       
       Höcker forderte ihn daraufhin über Twitter auf, den „rechtswidrigen Tweet
       zu löschen und abzuwarten, was WIRKLICH passiert ist“. Ziemiak löschte den
       Tweet tatsächlich und veröffentlichte ihn neu – diesmal ohne Hashtag.
       Etliche andere Twitter-Nutzer hatten den Namen zu dem Zeitpunkt allerdings
       auch schon verwendet.
       
       Die Redaktionen der meisten Kölner Lokalmedien hatten über den Fall in den
       ersten Tagen nach der Tat zunächst nur anonymisiert berichtet. Jetzt haben
       sie sich zum Teil umentschieden. Der [4][Kölner Stadt-Anzeiger begründete
       das in einem Kommentar] folgendermaßen: „Nachdem ein Mitglied der
       CDU-Bundesspitze den Namen des mutmaßlichen Schützen selbst benutzte und in
       Abwägung aller weiteren Argumente hat sich der Kölner Stadt-Anzeiger
       entschieden, den Namen des mutmaßlichen Täters ebenfalls zu nennen.“
       
       Lange Zeit nicht auf die Vorwürfe reagiert hatte die Kölner CDU. Eine erste
       Stellungnahme gab es erst am Donnerstag, nachdem Bähner selbst entschieden
       hatte, sein Amts als Bezirksvertreter vorübergehend ruhen zu lassen. Die
       Vorsitzenden der CDU Köln und Köln-Porz schrieben [5][in einem gemeinsamen
       Statement]: „Sollten sich die Vorwürfe (…) erhärten, erachten wir eine
       Mandatsniederlegung als einzig mögliche und unausweichliche Konsequenz. Wir
       hoffen nun auf eine gründliche wie zügige Aufarbeitung durch die
       Strafverfolgungsbehörden.“
       
       In ihrer Stellungnahme gingen sie nicht auf die politischen Positionen ein,
       die ein User namens „Hajo Bähner“ auf seinem öffentlichen Facebook-Profil
       offenbart. Der User, bei dem es sich wahrscheinlich um den
       Kommunalpolitiker handelt, teilt dort Beiträge von rechten Blogs und
       schreibt von „Gutmenschen“, „Linksfaschisten“ sowie der „EU--dSSR“.
       AfD-Fraktionschefin Alice Weidel hat er mit „Gefällt mir“ markiert. Eine
       Polizeimeldung über einen Raubüberfall kommentierte er mit den Worten: „JA
       DIE SÜDEUROPÄER“. Seitdem sich der User im Februar 2018 „für die vielen
       Glückwünsche zu meinem Geburtstag“ bedankte, ist das Profil aber weitgehend
       verwaist.
       
       10 Jan 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/wdr-aktuell/video-nach-schuss-auf--jaehrigen-koelner-cdu-politiker-laesst-mandat-ruhen-100.html
   DIR [2] https://www.ksta.de/koeln/schuss-in-porz-opfer-erhebt-schwere-vorwuerfe-gegen-koelner-cdu-politiker-33703056
   DIR [3] /Mann-in-Koeln-von-Politiker-angeschossen/!5651361
   DIR [4] https://www.ksta.de/koeln/kommentar-zum-schuss-in-porz-warum-wir-jetzt-den-namen-des-politikers-veroeffentlichen-33718512
   DIR [5] https://www.facebook.com/koeln.cdu/posts/3099338883410231?__xts__%5B0%5D=68.ARAdH4dwQVjdGFOgoFd66Ns8FOsxqp8XZ0zvdtJcxvzw8FOiOt6UrpeCCzRLFgnOZ4qc8wkpEe4eRW_FwiFUaryPAJC3M_lfac9wA0jLFscs5hVCzyp7aqKboN1Txx4mPr9oaO00a6WNkc8f0V08fYcEEeWySbpglh3MRe6KF3Ew4FbY9ULBEgwKC8g-aeMRYTv2qsTpcKgpfvuqjQfcNzUhnFuYm9QtShDpcZwZ9uplKx8sDZSv5qalnKj7FywMiXQd71FVzxKYM6e3pnXr-0OmOdYJLvjt2SHdrvGs-f4NmxGSS8btJArbuw6-ocxnmm4jWLqPz-scnk33I2ecSA&__tn__=-R
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Wyputta
   DIR Tobias Schulze
       
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