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       # taz.de -- Brände in Australien: Klimaskeptiker will Feuer prüfen
       
       > Australiens Premierminister Scott Morrison hat sich für sein Verhalten
       > während der Buschbrände entschuldigt. Greta Thunberg schaltet sich ein.
       
   IMG Bild: Feuer in Eden, Australien
       
       Canberra taz | Feuerwehrleute im Osten des australischen Kontinents konnten
       am Sonntag wenigstens etwas aufatmen. Deutlich kühlere Temperaturen und
       Regenfälle ermöglichten es den Einsatzkräften, die [1][Ausbreitung
       dutzender von Großfeuern zu verhindern.] Trotzdem brannten auch am
       Sonntagabend landesweit noch etwa 150 Feuer.
       
       Am Samstag starb im Bundesstaat Victoria ein Feuerwehrmann. Der 60-Jährige
       war bei Löscharbeiten von einem fallenden Baum erschlagen worden. Damit
       sind seit September 27 Menschen Opfer der Buschfeuer geworden. Mindestens
       2000 Häuser sind abgebrannt.
       
       Die Gefahr ist noch keineswegs gebannt. Mehrere Feuer bedrohen weiterhin
       Siedlungen und Dörfer. Zwei Großfeuer im Raum der australischen Alpen
       hatten sich am Samstag zu einem 6.000 Quadratkilometer umfassenden
       Megafeuer vereint, mehr als doppelt so groß wie das Saarland.
       
       Premierminister Scott Morrison entschuldigte sich am Sonntag für sein
       Verhalten zu Beginn der Katastrophe. Er meinte, er würde den Urlaub in
       Hawaii nicht mehr nehmen, der zu massiver Kritik geführt hatte. Außerdem
       stellte er die Schaffung einer Untersuchungskommission zur Entstehung der
       Buschfeuer in Aussicht. Dabei solle auch die Rolle erforscht werden, die
       Klimawandel bei der Entstehung und Intensität von Feuersbrünsten spiele
       könnte.
       
       ## Bis vor kurzem Klimaskeptiker
       
       [2][Morrison, ein entschiedener Verfechter fossiler Energieträger,] war bis
       vor kurzem erklärter Klimaskeptiker. Erst vor zwei Wochen meinte er nach
       massivem Druck von Kritikern, Klimawandel spiele eine Rolle bei der Serie
       zerstörerischer Buschfeuer – als „einer von mehreren Faktoren“.
       
       Die Rolle australischer Kohle und deren Emissionen bei der Erderwärmung
       dürften in den kommenden Tagen auch weltweit so prominent diskutiert werden
       wie kaum je zuvor. Die Klimaaktivistin Greta Thunberg hat sich in einen
       Streit um die Zukunft einer der potenziell größten Kohletagebauminen der
       Welt eingeschaltet. Die 17jährige Schwedin rief den deutschen
       Industriekonzern Siemens dazu auf, Pläne für den Bau einer Signalanlage für
       die Firma Adani in Nordostaustralien abzubrechen.
       
       Das indische Rohstoffhaus will im Bundesstaat Queensland vorerst jährlich
       27 Millionen Tonnen Kohle abbauen. Die Produktion könnte bis zu 60
       Millionen Tonnen ausgebaut werden. Der Rohstoff muss über eine knapp 200
       Kilometer lange Bahnlinie zu einem Hafen gebracht werden. Von dort soll die
       Kohle durch das Gebiet des unter den Folgen des Klimawandels bereits stark
       leidenden Barrier Reefs verschifft werden.
       
       ## Heftiger Widerstand von Umweltschützern
       
       Gegen das Projekt gibt es seit Jahren heftigen Widerstand von Seiten von
       Umweltschützern. Kritiker beklagen nicht nur die Tatsache, dass Kohle aus
       der Mine die Erderwärmung weiter anheizen würde. Die Anlage hätte auch
       schwerwiegende Folgen für den Grundwasserspiegel und würde das Überleben
       verschiedener Tierarten in Frage stellen. Außerdem träte sie die Rechte der
       Ureinwohner im betroffenen Gebiet „mit Füssen“, so ein Aktivist von der
       Bürgerrechtsgruppe „Stop Adani“.
       
       [3][Siemens-Chef Jo Kaeser] will an diesem Montag entscheiden, ob der
       Konzern einen Auftrag im Wert von knapp 20 Millionen Euro für den Bau einer
       Signalanlage für die Bahnlinie zurückziehen soll. Die australische
       Regierung steht voll hinter dem Kohleprojekt – einem von mehreren in
       Queensland geplanten oder vorgesehenen Grossminen.
       
       Premierminster Scott Morrison hatte geplant, in den kommenden Wochen nach
       Indien zu reisen, um unter anderem für die Kohleindustrie zu werben. Er
       soll die Reise nun aber verschoben haben. Australien ist ein führender
       Förderer von Kohle. Die Ausfuhren des fossilen Brennstoffs tragen mit
       jährlich etwa 50 Milliarden US Dollar zum Exporteinkommen bei. 2018 waren
       rund 36.000 Beschäftigte in der Kohleindustrie angestellt. Der mit dem
       Barrier Riff verbundene Tourismus allein stellt rund 70 000 Arbeitsplätze.
       
       12 Jan 2020
       
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