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       # taz.de -- Neuer Regierungschef von Malta: Abela steht für das Establishment
       
       > Malta hat einen neuen Ministerpräsidenten: Robert Abela. Der hat Proteste
       > nach dem Mordfall Galizia einst „Provokation“ genannt.
       
   IMG Bild: Gefeiert, wie ein abdankender König: Neuer Regierungschef Robert Abela applaudiert Joseph Muscat
       
       VALLETTA taz | Er war auf der Insel als „Underdog“ für die Wahl gehandelt
       worden. Dabei zählt kaum jemand mehr zum Establishment Maltas, als der
       42-jährige Rechtsanwalt Robert Abela.
       
       Ihn hat die sozialdemokratische Partit Laburista (PL) am Samstag zu ihrem
       neuen Vorsitzenden und damit auch zum neuen Regierungschef gewählt. Abelas
       Vater George Abela war von 2009 bis 2014 Staatspräsident, Robert Abelas
       Frau Lydia Abela ist Generalsekretärin der PL. Und mit beiden betreibt
       Abela eine Kanzlei in der Altstadt von Valletta. Er selbst war der
       juristische Berater [1][des scheidenden Ministerpräsidenten Joseph Muscat].
       
       Der musste im Dezember 2019 trotz höchster Beliebtheitswerte [2][wegen dem
       Autobomben-Mord an der Journalistin Daphne Caruana Galizia] im Oktober 2017
       zurücktreten. Muscats Kabinettschef Keith Schembri steht im Verdacht, an
       dem Mord beteiligt gewesen und weitere Verdächtige über die Ermittlungen
       auf dem Laufenden gehalten zu haben.
       
       Die Urwahl am Samstag war eine Abstimmung, von der die SPD nur träumen
       kann: Obwohl die Stimmen nur persönlich und nur am Samstag abgegeben werden
       konnten, beteiligten sich fast 93 Prozent aller rund 17.000
       Parteimitglieder.
       
       ## Abela steht für Kontinuität
       
       Schon Abelas Vater hatte 2008 Parteivorsitzender werden wollen, unterlag
       damals aber Muscat. Dass Abela trotz einer solchen Familie als
       „Außenseiter“ galt, lag daran, dass ursprünglich nur Muscats
       Stellvertreter, der Gesundheitsminister Chris Fearne, für den Spitzenposten
       angetreten war.
       
       Nennenswerte politische Unterschiede gab es zwischen den beiden nicht: Zwar
       versprach Abela im Parteiwahlkampf mehr Sozialwohnungen, kostenlose
       Gesundheitsversorgung für Senioren und bessere Beschäftigungsbedingungen.
       Gleichzeitig machte er ebenso wie Fearne klar, vor allem „Kontinuität“
       anzustreben und den wirtschaftsfreundlichen Kurs Muscats für den Rest der
       bis 2022 laufenden Legislaturperiode fortsetzen zu wollen.
       
       Als die Proteste gegen Muscat wegen dem Galizia-Mord und immer neuen
       Enthüllungen über Verwicklungen von Ministern im Dezember 2019 einen
       Höhepunkt erreichten, sagte Abela in einem Fernsehinterview, dass er
       „passive Proteste“ zwar „toleriere“. Bei den von der Familie Galizias
       angeführten Demonstrationen handele es sich aber um Aktionen, die „nur in
       der Form der Provokation stattfinden“.
       
       Am wichtigsten sei, dass auch weiterhin „Ruhe und Ordnung“ gewahrt würden.
       Gleichzeitig sprach er davon, dass es einen Neuanfang geben müsse und
       Muscat früher hätte handeln sollen. Am Samstag äußerte Abela sich nicht zur
       Causa Galizia, sondern rief die Partei zur „Einheit“ auf.
       
       Muscat hatte sich am Freitagabend auf einem Parteitag in Valletta
       verabschiedet und war dabei gefeiert worden wie ein abdankender König.
       Muscat sagte, er zahle mit seinem Rücktritt „den höchsten Preis“ im Fall
       Galizia. Die Opposition erklärte umgehend, dass nicht er, sondern Galizia
       den „höchsten Preis“ gezahlt habe. Am Sonntagnachmittag hält Abela eine
       erste Rede auf dem Parteitag der PL. Die Amtsübergabe soll am Montag
       stattfinden.
       
       12 Jan 2020
       
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