# taz.de -- Angriffe auf Kommunalpolitiker*innen: CDU-Chefin gegen Selbstbewaffnung
> Allein die Polizei sollte Lokalpolitiker*innen schützen, sagt
> Kramp-Karrenbauer. Der Städte- und Gemeindebund plädiert für eine
> Klarnamenpflicht.
IMG Bild: Eine Bewaffnung von Kommunalpolitikern sei „nicht der richtige Weg“ sagt Kramp-Karrenbauer
Berlin afp | CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer fordert staatlichen
Schutz für von Gewaltdrohungen betroffene Kommunalpolitiker*innen. Wenn
Politiker*innen in der Kommunalpolitik besonders gefährdet seien, müssten
sie „entsprechende staatliche Schutzmaßnahmen“ erhalten, sagte
Kramp-Karrenbauer den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Eine Bewaffnung von
Kommunalpolitikern sei hingegen „nicht der richtige Weg“.
Die CDU-Vorsitzende reagierte damit auf das Vorgehen des Bürgermeisters von
Kamp-Lintfort, [1][Christoph Landscheidt] (SPD). Dieser hatte wegen
Drohungen aus der rechten Szene einen Waffenschein beantragt. Ein Sprecher
des Bundesinnenministeriums hatte dazu bereits am Montag gesagt, es sei vor
allem Aufgabe der Sicherheitsbehörden, für Schutz zu sorgen. Nur in
Ausnahmefällen könne es ein Weg sein, sich selbst zu bewaffnen.
Kramp-Karrenbauer nannte die steigende Zahl von Angriffen auf
Kommunalpolitiker*innen, Mandatsträger, Einsatzkräfte und Mitglieder der
Gemeindeverwaltung „besorgniserregend“. Es handle sich um einen „Ausdruck
des sich verändernden Klimas in unserer Gesellschaft“.
Die Welt am Sonntag hatte berichtet, dass sich die Zahl der polizeilich
erfassten Straftaten gegen Amts- und Mandatsträger*innen 2019 deutlich
erhöht habe. Demnach wurden beispielsweise in Niedersachsen 167 solcher
[2][Straftaten] registriert – 59 mehr als im Vorjahr. In Baden-Württemberg
wurden im vergangenen Jahr 104 solcher Straftaten verzeichnet (2018: 81)
und in Rheinland-Pfalz 44 (2018: 25).
Angesichts der zunehmenden Zahl von gegen Kommunalpolitiker*innen und
andere Amtsträger*innen gerichteten Drohungen und Beleidigungen hält auch
die Debatte um die Anonymität im Internet an. So zeigte sich der
Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg, offen
für den Vorschlag von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU), dass
Nutzer*innen sich nur noch namentlich kenntlich in den Onlinenetzwerken
bewegen dürfen.
Sein Verband unterstütze „alle geeigneten Maßnahmen, um ausufernde
Bedrohungen und Hasskriminalität im Netz zu bekämpfen“, sagte Landsberg dem
Handelsblatt. Er begründete seine Sympathie für den Schäuble-Vorstoß damit,
dass die bisherigen gesetzlichen Maßnahmen nicht ausreichten.
Das sogenannte Netzwerkdurchsetzungsgesetz zur Bekämpfung strafbarer
Inhalte im Internet sei „in Teilbereichen ein stumpfes Schwert“,
kritisierte Landsberg. Zwar seien die Plattformbetreiber dadurch
verpflichtet, Hassmails zu löschen. Doch seien sie nicht gehalten, die
Informationen einschließlich [3][Klarnamen] und IP-Adresse den
Ermittlungsbehörden zu melden. Landsberg forderte eine Gesetzesänderung,
welche die Unternehmen zur Identifizierung der betreffenden Nutzer*innen
verpflichtet.
14 Jan 2020
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