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       # taz.de -- Parteiverbotsverfahren in Thailand: Dämpfer für Militärjunta
       
       > Die Oppositionspartei Future Forward bleibt durch ein höchst
       > richterliches Urteil erst einmal erlaubt. Doch es gibt weitere Klagen.
       
   IMG Bild: Thanathorn Juangroongruangkit, Führer der Future Forward Party, inmitten von Unterstütztern
       
       BERLIN taz | Thailands antimilitaristische Opposition hat am Dienstag vor
       dem höchsten Gericht des Königreichs einen Achtungserfolg erzielt. Das
       Verfassungsgericht in Bangkok urteilte, dass die Partei Neue Zukunft
       (Future Forward) nicht die in Thailand sakrosankte Monarchie abschaffen
       wolle.
       
       Das Urteil löste in der Parteizentrale großen Jubel aus, wie Videoaufnahmen
       von dort zeigen.
       
       Die Klage gegen Future Forward war von Beobachtern als Versuch gewertet
       worden, die beliebte Partei aus dem Verkehr zu ziehen. Die 2018 von dem
       heute erst 41-jährigen Milliardär Thanathorn Juangroongruangkit gegründete
       Partei kam bei den Wahlen im vergangenen März mit 6,2 Millionen Stimmen
       überraschend auf den dritten Platz.
       
       Es waren die ersten Wahlen seit dem letzten Militärputsch 2014 gewesen. Die
       [1][Oppositionsparteien beklagten Manipulationen].
       
       ## Die Partei ist beliebt bei jungen Städtern
       
       Future Forward ist insbesondere bei jungen WählerInnen in den Städten
       beliebt. Die reformorientierte Partei mit einem Programm zwischen
       linksliberal und neoliberal wendet sich gegen die permanenten Einmischungen
       des putschfreudigen thailändischen Militärs in die Politik. Die Partei will
       Macht und Budget des Generäle stark eindämmen.
       
       Seit dem letzten Putsch regiert eine Regierung ehemaliger Militärs, die
       Thailands [2][drakonische Gesetze zum Schutz des Königshauses] gern für den
       eigenen Machterhalt missbrauchen. So stehen auf die Beleidigung des Königs
       15 Jahre Haft.
       
       Parteichef Thanathorn, der Erbe eines Imperiums für Autoersatzteile ist,
       hat sich inzwischen zum wichtigsten Gegenspieler des heutigen
       Premierministers sowie früheren Juntachefs und Putschgenerals Prayuth
       Chan-ocha entwickelt.
       
       In manchen [3][Medienberichten] wird der charismatische Thanathorn mit
       Frankreichs Präsident Emmanuel Macron oder Kanadas Premierminister Justin
       Trudeau verglichen.
       
       Thanathorn selbst war bereits im November das Parlamentsmandat entzogen
       worden. Ein Gericht hatte entschieden, dass er seine Partei illegal mit
       einem Kredit unterstützt habe.
       
       ## Bezug zum König angemahnt
       
       Im jetzigen Verfahren basierte die Anklage laut Bangkok Post unter anderem
       darauf, dass in den Parteistatuten nur von „Demokratie entsprechend der
       Verfassung“ die Rede ist statt von „Demokratie mit dem König als
       Staatsoberhaupt“. Letzteres sei in anderen thailändischen Parteistatuten
       üblich. Das Verfassungsgericht empfahl jetzt, den monierten Passus
       entsprechend zu ändern.
       
       Vorgeworfen wurde der Partei auch, Verbindungen zum ominösen
       antiroyalistischen Geheimbund Illuminati zu haben, unter anderem weil ihr
       dreieckiges Parteilogo Ähnlichkeit mit dem des Geheimbundes habe. Der
       wirkte im 18. Jahrhundert hauptsächlich in Bayern und ist nach Meinung von
       Verschwörungstheoretikern immer noch aktiv.
       
       Das Gericht sah aber Illuminatis Existenz nicht als erwiesen an. Dass es
       überhaupt darüber urteilte, zeigt laut dem juntakritischen Journalisten
       Pravit Rojanaphruk „wie weit einige zu gehen bereit sind, um die Partei zu
       zerstören“.
       
       So sehr das Urteil jetzt ein Erfolg für Future Forward ist – das letzte
       Wort ist noch nicht gesprochen. Denn es sind weitere Klagen anhängig.
       
       Beobachter gehen davon aus, dass die Partei früher oder später verboten
       wird und damit das Schicksal vieler Oppositionsparteien in Juntazeiten
       teilen wird. Mit dem jetzt nicht juntakonformen Urteil erscheint die Justiz
       unabhängiger, als sie ist, was ein späteres Parteiverbot sogar in besserem
       Licht erscheinen ließe.
       
       22 Jan 2020
       
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