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       # taz.de -- Impeachment-Verfahren gegen Trump: Demokraten fordern weitere Zeugen
       
       > Im US-Senat hat das Impeachment gegen Präsident Trump begonnen. Vor allem
       > ein Punkt birgt Konfliktpotenzial: Die Demokraten wollen unbedingt neue
       > Zeugen hören.
       
   IMG Bild: „Jeden Tag kommen neue belastende Informationen hinzu“, sagt Demokratin Nancy Pelosi
       
       Washington dpa | Zum Beginn des Amtsenthebungsverfahrens gegen US-Präsident
       Donald Trump im Senat haben die Demokraten ihre Forderung nach der Anhörung
       weiterer Zeugen bekräftigt. Der Minderheitsführer der Demokraten im Senat,
       Chuck Schumer, sagte am Donnerstag, jeder Senator müsse nun entscheiden, ob
       das Verfahren der Wahrheitssuche oder dem Wunsch Trumps nach Vertuschung
       dienen solle. Die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, die Demokratin
       Nancy Pelosi, sagte: „Jeden Tag kommen neue belastende Informationen
       hinzu.“ Republikanische Senatoren, die keine neuen Zeugen anhören wollten,
       „haben Angst vor der Wahrheit“.
       
       Das historische Amtsenthebungsverfahren im Senat hatte am Donnerstagmittag
       begonnen. In der ersten Sitzung verlas der führende Anklagevertreter des
       Repräsentantenhauses, der Demokrat Adam Schiff, zunächst die Anklagepunkte
       gegen den Republikaner Trump. Dem US-Präsidenten werden darin
       Machtmissbrauch und Behinderung der Ermittlungen des Repräsentantenhauses
       vorgeworfen. Anschließend wurde der oberste US-Richter John Roberts als
       Leiter des Verfahrens vereidigt. Roberts nahm seinerseits den 100 Senatoren
       den Eid ab. Trump nannte das Verfahren „eine Schande“.
       
       Am nächsten Dienstag kommt der Senat wieder zusammen. Dann soll der
       inhaltliche Teil des [1][Impeachment-Verfahrens] beginnen. Die Demokraten
       fordern die Anhörung von Trumps geschäftsführendem Stabschef Mick Mulvaney,
       von dessen Berater Robert Blair, vom [2][früheren Nationalen
       Sicherheitsberater John Bolton] sowie von Michael Duffy, einem Mitarbeiter
       des Budgetbüros des Weißen Hauses. Bolton hatte vergangene Woche
       überraschend erklärt, er sei zur Aussage bereit.
       
       Schumer sagte: „Wir erwarten, dass wir am Dienstag über diese Zeugen
       abstimmen werden.“ Der Mehrheitsführer der Republikaner im Senat, Mitch
       McConnell, hatte dagegen am Dienstag gesagt, der Senat werde über die Frage
       von Zeugen abstimmen, nachdem man die Argumente der Anklagevertreter und
       der Verteidiger Trumps gehört habe.
       
       Trump ist nach Andrew Johnson und Bill Clinton der dritte Präsident der
       Geschichte der USA, der sich einem Amtsenthebungsverfahren im Senat stellen
       muss. Die Demokraten hatten es vor dem Hintergrund der Ukraine-Affäre
       angestrengt. Die Aussichten auf Erfolg sind für sie allerdings gering. Die
       Senatoren entscheiden über eine Verurteilung oder einen Freispruch Trumps.
       Dessen Republikaner haben in der Kammer mit 53 der 100 Sitze eine Mehrheit.
       Für eine Amtsenthebung Trumps müsste eine Zweidrittelmehrheit von 67
       Senatoren für mindestens einen der beiden Anklagepunkte stimmen. Das gilt
       als extrem unwahrscheinlich.
       
       Die Demokraten beschuldigen Trump, den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr
       Selenski zu Ermittlungen gegen seinen politischen Rivalen Joe Biden
       gedrängt zu haben, um die US-Präsidentschaftswahl 2020 zu seinen Gunsten zu
       beeinflussen. Sie sehen es als erwiesen an, dass Trump von der Ankündigung
       solcher Ermittlungen ein Treffen mit Selenski im Weißen Haus und die
       Freigabe von Militärhilfe in Höhe von rund 400 Millionen US-Dollar für die
       Ukraine abhängig gemacht habe. Als das herausgekommen sei, habe Trump alles
       darangesetzt, die Ermittlungen des Repräsentantenhauses zu blockieren.
       Trump weist diese Vorwürfe zurück und spricht von einer „Hexenjagd“.
       
       Das von den Demokraten kontrollierte Repräsentantenhaus hatte die
       Impeachment-Ermittlungen in der Ukraine-Affäre geführt. Das Weiße Haus
       hatte die Aussage mehrerer Zeugen blockiert, die die Demokraten während der
       Untersuchung anhören wollten.
       
       Die Demokraten sehen sich in ihrer Forderung nach weiteren Zeugenanhörungen
       in dem eigentlichen Verfahren im Senat nun durch neue Äußerungen eines
       Geschäftspartners von Trumps persönlichem Anwalt Rudy Giuliani bestärkt.
       Lev Parnas soll bei Giulianis Bemühungen, in der Ukraine belastendes
       Material zu Biden zu finden, eine zentrale Rolle gespielt haben. „Präsident
       Trump wusste genau, was vorging“, [3][sagte Parnas dem US-Sender MSNBC].
       „Ich hätte nichts ohne die Zustimmung von Rudy Giuliani oder dem
       Präsidenten getan.“ Trump sagte am Donnerstag, er kenne Parnas nicht. „Ich
       glaube nicht, dass ich jemals mit ihm gesprochen habe.“
       
       ## Zurückhalten von US-Militärhilfe war rechtswidrig
       
       Parnas und ein Kompagnon waren im Oktober in Washington festgenommen
       worden. Ihnen wird vorgeworfen, mit illegalen Wahlkampfspenden die
       Abberufung der damaligen US-Botschafterin in der Ukraine angestrengt zu
       haben. Parnas weist die Vorwürfe zurück und will mit der Staatsanwaltschaft
       zusammenarbeiten, er steht mittlerweile unter Hausarrest. Er hatte kürzlich
       dem Repräsentantenhaus Dokumente, Telefondaten und Kurznachrichten für die
       Ermittlungen gegen Trump überlassen. Die Demokraten veröffentlichten Teile
       des Materials, das den Präsidenten ihrer Ansicht nach weiter belastete. Die
       Sprecherin des Weißen Hauses, Stephanie Grisham, wies Parnas' Aussagen
       zurück.
       
       Kurz vor dem Auftakt des Amtsenthebungsverfahrens machte zudem eine
       Erklärung des Rechnungshofs Schlagzeilen. Das von Trumps Regierung
       angeordnete Zurückhalten von US-Militärhilfe für die Ukraine war der
       unabhängigen Kontrollbehörde zufolge rechtswidrig. Die Regierung dürfe
       bereits vom Kongress beschlossene Ausgaben nicht aufgrund politischer
       Erwägungen zurückhalten, hieß es.
       
       17 Jan 2020
       
       ## LINKS
       
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