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       # taz.de -- Beschwerde gegen „Sea-Watch“-Kapitänin: Aufwind für Rackete
       
       > Gute Nachrichten für die Kapitänin und die Seenotretter: Die Beschwerde
       > gegen Racketes Freilassung in Italien wurde abgewiesen.
       
   IMG Bild: Carola Rackete vor ihrer Festnahme auf Lampedusa
       
       Rom dpa | Das oberste Gericht in Italien hat die Beschwerde der
       Staatsanwaltschaft gegen die Freilassung der deutschen
       „Sea-Watch“-Kapitänin [1][Carola Rackete] abgewiesen. „Es ist sehr gut
       gelaufen, Carola hätte nicht festgenommen werden dürfen“, sagte ihr Anwalt
       Leonardo Marino der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. Die Entscheidung
       kann nun Folgen für die laufenden Ermittlungen gegen Rackete in Italien
       haben.
       
       Die Staatsanwaltschaft im sizilianischen Agrigent hatte vergangenen Sommer
       Berufung beim Kassationsgericht (oberstes Gericht) in Rom eingelegt,
       [2][nachdem eine Untersuchungsrichterin angeordnet hatte, Rackete wieder
       freizulassen]. Die Richterin hatte argumentiert, dass diese in einer
       Notlage und nach ihrer Verpflichtung gehandelt habe, Menschen zu retten und
       in den nächsten sicheren Hafen zu bringen.
       
       Die Deutsche war im Juni 2019 mit der „Sea-Watch 3“ und 40 Migranten an
       Bord nach einer Machtprobe mit dem rechten damaligen Innenminister Matteo
       Salvini unerlaubt in den Hafen von Lampedusa eingefahren. Sie touchierte
       dabei auch ein Schiff der Finanzpolizei. Sie argumentierte, dass sich die
       Lage an Bord wegen der tagelangen Blockade vor Italien extrem zugespitzt
       hatte.
       
       Rackete wurde vorübergehend festgenommen. Gegen sie läuft in Sizilien noch
       ein Verfahren unter anderem wegen des Vorwurfs der Beihilfe zur illegalen
       Einwanderung. Unklar ist immer noch, ob es zu einem Prozess kommt. Das
       jetzige Urteil des obersten Gerichtshofs wird nun allerdings eine wichtige
       Rolle spielen.
       
       ## Sea-Watch: „Erfreuliche Nachricht“
       
       Sea-Watch sprach von einer „erfreulichen Nachricht“, die bestätige, „dass
       Carola nichts falsch gemacht hat und Seenotrettung kein Verbrechen ist“.
       Auch mit Blick auf die laufenden Ermittlungen in Sizilien ist Sea-Watch
       optimistisch. „Es ist davon auszugehen, dass andere Ermittlungen
       eingestellt werden“, sagte Sprecher Ruben Neugebauer. „Das (Urteil des
       Kassationsgerichts) wird Strahlkraft auf andere Verfahren haben.“ Einen
       Termin für eine Anhörung Racketes oder Ähnliches gebe es in Italien derzeit
       nicht.
       
       Staatsanwalt Salvatore Vella sagte der dpa, die Begründung des
       Kassationsgerichts werde nun geprüft. „Wir entscheiden dann, ob wir mit
       Blick auf einen möglichen Prozess mit Ermittlungen weitermachen.“ Er hoffe,
       dass die Staatsanwaltschaft in dieser Sache nächste Woche eine Entscheidung
       fällen könne.
       
       Salvini empörte sich umgehend über das Urteil in Rom. „Das ist keine
       ‚Gerechtigkeit‘, das ist eine Schande“, erklärte der Lega-Chef auf
       Facebook. Er bezog sich auch auf Ermittlungen gegen ihn selbst im Fall
       eines anderen Rettungsschiffs mit Migranten. Salvini hatte vergangenen
       August die Regierung in Rom aufgekündigt und sitzt seitdem in der
       Opposition.
       
       17 Jan 2020
       
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