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       # taz.de -- Demonstration gegen Indymedia-Verbot: Bald ist Tag (((i)))
       
       > Ende Januar wird die Klage gegen das Verbot der Internetplattform
       > linksunten.indymedia verhandelt. Gruppen rufen zu Protesten auf.
       
   IMG Bild: Protest gegen das Verbot von Indymedia in Freiburg 2017
       
       Hamburg taz | Zweieinhalb Jahre haben die Betroffenen und ihre
       Unterstützer*innen auf den Termin gewartet. Jetzt steht das Datum für
       „Tag (((i)))“ bevor: am 29. Januar verhandelt das Bundesverwaltungsgericht
       über die Klage gegen das Verbot der Internetplattform
       [1][linksunten.indymedia].
       
       Der damalige Innenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte im August 2017
       per Vereinsrecht [2][den weiteren Betrieb der Homepage zur Straftat
       erklärt]. Betroffene, die das Innenministerium als Vereinsmitglieder
       betrachtet, hatten dagegen geklagt. Bei dem Prozess vor dem
       Bundesverwaltungsgericht geht es um die Frage, ob das Verbot Bestand haben
       wird, ob das Vereinsrecht überhaupt zur Anwendung kommen kann und letztlich
       um die Pressefreiheit.
       
       Allerdings scheint ein anderer Termin Teile der linken Szene mehr zu
       interessieren: Für den 25. Januar rufen mehrere Gruppen bundesweit zur Demo
       gegen das Verbot in Leipzig auf. Es ist die erste, größere autonome Demo
       nach den [3][Ereignissen der Silvesternacht in Connewitz]. Die Gewalt, die
       zur Jahreswende sowohl von Polizist*innen als auch gegen
       Polizist*innen verübt wurde und das Nachspiel durch die fehlerhafte
       Pressearbeit der Polizei, sowie die Festnahmen und Prozesse im
       Schnellverfahren – das alles dürfte vielen noch nachhängen.
       
       So ist auch der Tenor der Aufrufe überwiegend militant: „Wir suchen die
       direkte Konfrontation – am Tag (((i))) alle nach Leipzig, Bullen
       angreifen!“ lautet der Titel eines Aufrufs. Die Kommentare darunter sind
       allerdings kontrovers: von „Richtig so“ bis „Solche Gewaltaufrufe sind
       dumm.“
       
       Dass die Demo so militant wird wie die Aufrufe, ist allerdings nicht
       gesagt. Häufig lesen sich Aufrufe zu autonomen Demos wesentlich wütender
       als die Demonstrant*innen auf der Straße sind. Allerdings ist Leipzigs
       Polizeipräsident Torsten Schultze für viele ein rotes Tuch. Er hatte die
       Demonstrant*innen [4][nach der Silvesternacht] als „Verbrecher“ und
       „Unmenschen“ bezeichnet.
       
       ## Deeskalation bei jeder Demo
       
       Auch bei der Polizei ist die Stimmung angespannt: „Wir sind uns bewusst,
       dass das eine schwierige Lage wird“, sagt der Leipziger Polizeisprecher Uwe
       Voigt. „Das, was wir in der Silvesternacht inConnewitz erlebt haben, soll
       dort seine Fortsetzung finden. Deshalb müssen wir alles tun, um Sicherheit
       und Ordnung zu gewährleisten und die Beamten zu schützen.“ Man gehe aber an
       jede Demo deeskalierend heran und greife erst ein, wenn Straftaten
       geschehen.
       
       Die Demonstration soll für die Szene auch einen Wendepunkt im Protest gegen
       das Linksunten-Verbot markieren. Denn von dem war – gemessen an dem
       Verlust, den das Medium für die Szene darstellt – bislang wenig zu spüren.
       Das mag auch am Zeitpunkt liegen, zu dem das Verbot in Kraft trat. Kurz
       nach dem [5][G20-Gipfel] in Hamburg und mitten im Bundestagswahlkampf
       hagelte es Forderungen nach der Schließung linker Zentren.
       
       Hinzu kommt: Der Verlust der Plattform war zwar groß, vor allem für
       militante Kleingruppen, von deren Aktionen ohne das Medium kaum jemand
       etwas mitbekommen würde. Aber das Internet ist größer. Und der Weg zur
       Mutterplattform Indymedia.de, als deren Ableger Linksunten im Jahr 2008
       gegründet worden war, ist nicht weit. Seit 2017 finden sich die meisten
       Bekenner*innschreiben und Aufrufe dort.
       
       Trotzdem: „Der geringe Widerstand gegen das Verbot von linksunten war ein
       Zeichen der Schwäche“, urteilen die Verfasser*innen eines Beitrags auf
       de.indymedia.org. „Gerade das militante Milieu hätte angemessen reagieren
       müssen.“ Eine andere Gruppe formuliert es ähnlich: „Die Solidarität mit
       Linksunten bisher ist ein veritables Desaster.“
       
       Von dem Prozess verspricht sich die Szene allerdings nicht viel. „Bei der
       Verteidigung von Presse und Medienfreiheit sind Staat und Justiz keine
       Partner“, heißt es bei Indymedia. Umso wichtiger sei es, ein eigenes Signal
       auf der Straße zu setzen.
       
       21 Jan 2020
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Katharina Schipkowski
       
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