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       # taz.de -- Unternehmenskultur der Deutschen Welle: Ein Gesprächsangebot
       
       > Nach interner Kritik reagiert die Leitung der Deutschen Welle mit einem
       > Brief an die Mitarbeitenden. Sie will mit den Betroffenen sprechen.
       
   IMG Bild: Gibt zu, dass nicht alles super läuft in seinem Sender: Deutsche Welle-Intendant Peter Limbourg
       
       Berlin taz | Im Streit zwischen Leitung und Teilen der Belegschaft beim
       Auslandssender [1][Deutsche Welle (DW)] hat die Geschäftsleitung auf
       erneute interne Kritik reagiert. „Wenn sich offenbar mehr als 250
       Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter veranlasst sehen, sich anonym an den
       Intendanten zu wenden, scheint tatsächlich einiges nicht zu funktionieren“,
       schreibt die Leitung der DW in einem Brief an die Mitarbeitenden vom
       Samstag, den die taz einsehen konnte.
       
       Bei dem Brief, den unter anderem Intendant Peter Limbourg und
       Verwaltungsdirektorin Barbara Massing zeichnen, handelt es sich um eine
       Reaktion auf ein Schreiben von offenbar gut 250 Redakteur*innen der DW, das
       die Leitung am Freitag erreichte ([2][Buzzfeed News berichtete zuerst]).
       Darin wird der Leitung vorgeworfen, die Kritik herunterzuspielen, die
       Mitarbeiter*innen gegenüber anderen Medien geäußert hatten. Nach
       taz-Informationen wurde der Brief von der Nachrichtenredaktion Englisch der
       DW initiiert, aber von Mitarbeitenden verschiedener Redaktionen
       unterzeichnet.
       
       Seit Längerem schon gibt es interne Kritik an der Führung des Senders.
       Mitarbeiter*innen einzelner Redaktionen haben gegenüber verschiedenen
       Medien, so auch der taz, die Unternehmens- und Führungskultur bei der DW
       kritisiert. Diese befördere Machtmissbrauch in Form von Mobbing oder
       Belästigung und verhindere einen produktiven Umgang mit Kritik.
       
       Es ging dabei um mehrere interne Konfliktfälle, zum einen die mutmaßliche
       sexualisierte Gewalt durch einen Moderator ([3][der Fall wurde 2019
       publik]); außerdem der Fall eines Sportmoderators, der sich wiederholt
       offen diskriminierend geäußert und Kolleg*innen gemobbt hatte und für den
       es offenbar lange keine Konsequenzen gegeben hatte (dieser Fall liegt
       allerdings mehrere Jahre zurück); und schließlich die Beschwerde von
       Mitarbeitenden der Sprachredaktion Arabisch über ihre Führung, welche
       offenbar für allem zu Benachteiligung der Beschwerdeführenden geführt hat
       und der Initiator der Beschwerde sogar entlassen wurde.
       
       ## Das Muster „Machtmissbrauch“
       
       Während diese Fälle nur bedingt miteinander zu tun haben, sehen diejenigen
       bei der DW, die sich kritisch äußern, darin ein Muster. Autoritäre
       Strukturen, ein Hang zur Herabwürdigung von Mitarbeitenden, fehlende
       Unterstützung bei Kritik an Vorgesetzten. Und das, obwohl die Leitung des
       Senders bereits seit Anfang 2018 wiederholt die Mitarbeitenden aufgerufen
       hat, sich zu äußern, wenn sie Machtmissbrauch innerhalb des Sender
       begegnen, und bekräftigt hat, dass die Leitung hier „null Toleranz“ habe.
       
       Mitarbeitende der DW, darunter ein Personalrat, haben zuletzt der taz
       gegenüber dargelegt, dass die Leitung aus ihrer Sicht jedoch nicht genug
       tue, um eine Atmosphäre aufzubauen, in der Kolleg*innen sich wirklich
       sicher fühlen, sich kritisch über Vorsetzte zu äußern. Aus Sicht einer
       Vertreterin der Gewerkschaft Verdi, die den Konflikt begleitet, kann nur
       eine Untersuchung durch eine unabhängige, externe Person den Konflikt
       aufarbeiten.
       
       Die Verfasser*innen des Beschwerdebriefs vom Freitag schreiben: „Fälle von
       übergriffigem Verhalten sind weit verbreitet und betreffen diverse
       Abteilungen und Standorte von Berlin über Bonn bis in die Außenstudios der
       DW.“ Die meisten dieser Fälle würden nicht zufriedenstellend aufgearbeitet.
       
       Die Leitung bekräftigt in ihrer Reaktion erneut, dass es „null Toleranz“
       für Machtmissbrauch bei der DW gebe und dass bereits Wege existieren,
       interne Kritik zu äußern. „Die Geschäftsleitung hat ein hohes Interesse,
       über Missstände in der DW informiert zu werden.“ Jeder und jedem stünden
       hierfür „zahlreiche Wege offen“. Man habe auch am 22. Januar bereits
       Gespräche mit den Personal- und Freienvertretungen angeboten.
       
       Auf die Forderung einer unabhängigen, externen Untersuchung aller Vorfälle
       geht die Leitung jedoch nicht ein, sondern appelliert an die 250
       Verfasser*innen der Beschwerde, aus der Anonymität zu treten und auf die
       Leitung zuzukommen.
       
       2 Feb 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Kritik-an-der-Deutschen-Welle/!5654402
   DIR [2] https://www.buzzfeed.com/de/pascalemueller/brief-gegen-deutsche-welle-macht-missbrauch
   DIR [3] /Sexuelle-Belaestigung/!5610531
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Peter Weissenburger
       
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