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       # taz.de -- Amtsenthebungsverfahren in den USA: Trumps Triumph
       
       > Das Ende des Impeachment-Verfahrens im Senat gegen den US-Präsidenten ist
       > so gut wie sicher. Nur zwei Republikaner stimmten für die Ladung von
       > Zeugen.
       
   IMG Bild: Susan Collins (im Bild) von den Republikanern hat für die Ladung von Zeugen gestimmt
       
       New York taz | Nur zwei der 53 RepublikanerInnen im US-Senat wollten
       ZeugInnen hören und Dokumente sehen. Alle anderen republikanischen
       SenatorInnen verzichteten auf eigene Ermittlungen und Beweismittel in ihrem
       Prozess gegen Donald Trump. Sie wollten weder Trumps Ex-Berater für die
       nationale Sicherheit, John Bolton, noch andere Insider vorladen und unter
       Eid über den Ukraine-Skandal aussagen lassen.
       
       Nachdem das Repräsentantenhaus den US-Präsidenten im Dezember wegen
       „Machtmissbrauchs“ und „Behinderung des Kongresses“ angeklagt hat, wird der
       Senat ihn – falls kein Wunder geschieht – am kommenden Mittwoch
       freisprechen. In der Geschichte der USA ist es das erste
       Impeachment-Verfahren, das ohne Zeugenaussagen in der Oberen Kammer zu Ende
       geht.
       
       Trump reagierte auf seinen bevorstehenden Freispruch vom Golfplatz in
       Florida aus. Am Samstag twitterte er ein Foto von sich beim Schwung mit dem
       Schläger. Dazu schrieb er: „Ein wenig Übung heute Morgen“. Auf dem Kopf
       trägt er eine rote Mütze mit der Aufschrift „Keep America Great“. Der Satz
       ist der Slogan, mit dem Trump die Kampagne für seine Wiederwahl bestreitet.
       
       Die Idee von einem „Great American Comeback“, das er selbst in den
       zurückliegenden drei Jahren organisiert haben will, wird Trump am
       Dienstagabend auch bei seiner jährlichen Ansprache zur Lage der Union
       vertreten. Er muss sie zwar am Tag vor seinem offiziellen Freispruch
       halten. Aber er macht deutlich, dass er das Ende des Impeachment-Verfahrens
       als Triumph und sich als Sieger betrachtet. Und dass er den Freispruch in
       den neun Monaten bis zum Urnengang als Wahlempfehlung für sich nutzen will.
       
       Trumps Anwalt Rudolph Giuliani feierte das Ereignis mit einer Zigarre, die
       er locker aus dem Mund hängen ließ. Giuliani hat in der Ukraine eine
       Paralleldiplomatie für Trump organisiert und in Kiew Männer angeheuert, die
       vor Ort gegen die ehemalige US-Botschafterin Marie Yovanovitch und Trumps
       demokratischen Rivalen Joe Biden intrigieren. Nach dem absehbaren
       Freispruch seines Bosses kündigt Giuliani an, der „Putschversuch“ und die
       „Hexenjagd“ – so nennen Trump und seine Gefolgsleute die Ermittlungen –
       würden sich „rächen“.
       
       Auf der anderen Seite des politisches Spektrums erklärten DemokratInnen das
       Impeachment des Präsidenten zu einem Makel, der bleiben werde. „Ein
       Freispruch ohne Zeuge und Belege hat keinen Wert“, erklärte Chuck Schumer,
       der Chef der demokratischen Minderheitsfraktion im Senat. Auch die Manager
       des Repräsentantenhauses, die vor dem Senat die Anklage vertreten hatten,
       machten klar, dass die Geschichtsbücher nicht sanft mit Trump umgehen
       werden. Die drei demokratischen SenatorInnen, die selbst für das Weiße Haus
       kandidieren, Bernie Sanders, Elizabeth Warren und Amy Klobuchar, können
       sich ab Mittwoch wieder auf ihre Vorwahlen konzentrieren.
       
       Am selben Tag, an dem Susan Collins und Mitt Romney als einzige
       RepublikanerInnen den „Mut“ aufbrachten, ZeugInnen für den Prozess zu
       verlangen, verließ eine Frau, die eine zentrale Rolle bei Trumps
       Impeachment gespielt hat, den diplomatischen Dienst der USA. Marie
       Yovanovitch, die einstige Botschafterin in der Ukraine, die das Land auf
       Weisung aus Washington Hals über Kopf verlassen musste, hatte 2019 vor dem
       Repräsentantenhaus ausgesagt.
       
       Sie war eine von zahlreichen hohen AmtsträgerInnen aus Washington, die in
       ihren Aussagen das Bild des US-Präsidenten zeichneten. Darin hat Trump fast
       400 Millionen Dollar vom US-Kongress bewilligte Militärhilfe an Kiew
       zurückgehalten, um den ukrainischen Präsidenten unter Druck zu setzen.
       Trumps Absicht war die Ankündigung von Ermittlungen gegen seinen Opponenten
       Biden. Erst nachdem ein Whistleblower den Erpressungsversuch im September
       anprangerte, machte die Trump-Regierung einen Rückzieher und übermittelte
       die Militärhilfe.
       
       2 Feb 2020
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dorothea Hahn
       
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