# taz.de -- Aktivistin über Kohlekraftwerk Datteln: „Kämpfen wie für den Hambi“
> Die Aktivistin Kathrin Henneberger kämpfte schon für den Erhalt des
> Hambacher Walds. Nun protestiert sie gegen das Kohlekraftwerk Datteln IV.
IMG Bild: Besetzung des Kraftwerks Datteln 4
taz: Kathrin Henneberger, Sie kämpfen seit Jahren im Hambacher Forst. Am
Wochenende haben Sie das [1][Steinkohlekraftwerk Datteln IV besetzt]. Sind
Sie nicht müde?
Kathrin Henneberger: Nein. Ich bin gerade unglaublich energiegeladen. In
meinem Herzen ist große Verzweiflung, weil in der Klimakrise nicht
gehandelt wird, wie gehandelt werden sollte, um die 1,5 Grad-Grenze
einzuhalten. Und diese Verzweiflung gibt mir unglaublich viel Energie und
Mut, mich mit Konzernen wie RWE und deren politischen Verbündeten
anzulegen. Und das müssen wir auch. Datteln IV ist der Sargnagel unserer
Zukunft.
Warum?
Wir rasen ungebremst auf eine Welt vier bis sechs Grad heißer zu. Wir
müssen die Kohlekraftwerke ab- und nicht anschalten. Es ist wahnsinnig, im
Jahr 2020 ein neues Kraftwerk ans Netz gehen zu lassen. Abgesehen davon
kommt die Steinkohle, die in Datteln IV verfeuert wird, nicht aus
Deutschland, sondern wird in Nordkolumbien und Sibirien eingekauft. Dort
werden ganze Gemeinden zwangsumgesiedelt. Der indigenen Bevölkerung werden
Landrechte entzogen.
Und Anwohnende, die sich wehren, leiden unter unglaublichen Repressionen.
Sie müssen jeden Tag Angst haben, dass sie abends nicht mehr nach Hause
kommen. Bei unserer Pressekonferenz in Datteln war eine sibirische
Aktivistin zu Gast, [2][Alexandra Koroleva von Ecodefense, die in Russland
gegen die Steinkohle gekämpft hat und fliehen musste]. Wir möchten nicht,
dass dieses koloniale Gehabe weiter besteht. Dass wir hier im Norden auf
Kosten der Länder im globalen Süden leben.
Wer muss handeln?
Das Parlament und die Bundesregierung, in erster Linie aber die
Landesregierung von NRW unter Armin Laschet. Aber das wird nichts. Die
Menschen, die auch Hambi haben räumen lassen, werden jetzt dafür
verantwortlich sein, dass ein neues Kohlekraftwerk ans Netz geht. Wir
können uns nicht darauf verlassen, dass die Politik uns vor der Klimakrise
rettet, und wir können uns nicht darauf verlassen, dass Kohlekonzerne
Einsicht haben. Der Konzern Uniper, der in Datteln baut, ist in der Hand
des Energieversorgers Fortum. Und Fortum wiederum gehört zu 50,8 Prozent
dem finnischen Staat. Wir haben also auch die finnische Bevölkerung dazu
aufgerufen, sich solidarisch an unsere Seite zu stellen und Druck zu
machen. Und die sind mit dabei.
Wie geht es weiter?
Ich kann noch nicht viel verraten. Datteln wird jedenfalls nicht das
einzige Zentrum unserer Proteste sein. Im Juni soll das Kohlekraftwerk ans
Netz gehen, deswegen werden wir im Mai groß wiederkommen. In der [3][taz
stand ja schon], dass vor dem Kraftwerk ein Kanal ist. Na ja, und wer
Baumhäuser bauen kann, kann auch Flöße bauen.
Sind wieder Dauerbesetzungen geplant?
Das darf ich nicht sagen.
Wie war die Stimmung in Datteln am Wochenende?
Unglaublich. Als wir auf dem Kraftwerkgelände waren, bekamen wir Besuch von
den Menschen, die hier vor Ort seit 13 Jahren im Widerstand sind. Die kamen
mit ihren eigenen Fahnen und haben Präsenz gezeigt. Gemeinsam werden wir
gegen dieses Kraftwerk kämpfen, wie wir für den Hambi kämpfen.
3 Feb 2020
## LINKS
DIR [1] /Proteste-gegen-Kohlekraftwerk/!5656199
DIR [2] https://ru.boell.org/de/2019/06/19/strafrechtliche-verfolgung-von-alexandra-korolewa-stellt-neue-dimension-der-repression
DIR [3] /Proteste-gegen-Kohlekraftwerk/!5656199
## AUTOREN
DIR Sara Wess
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