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       # taz.de -- Pferde beim Karneval: Alaaf, helau, hühott
       
       > In zwei Wochen beginnt im Rheinland der Karneval. Das bedeutet:
       > Brauchtum, heilloses Saufen – und gestresste Fluchttiere in
       > Menschenmengen.
       
   IMG Bild: Betrunkene Menschen, enge Wege und extremer Lärm – enormer Stress für Pferde
       
       Der Einsatz von Tieren beim [1][Karneval] ist schon länger umstritten. Aus
       Gründen des Tierschutzes und der Sicherheit. Unfälle mit Huftieren gab es
       bei Umzügen nämlich schon öfter. 2017 zum Beispiel brach eine Stute während
       des Rosenmontagszugs in Köln zusammen. Hin und wieder rennt auch mal ein
       panisches Tier in eine Zuschauermenge. Ob es dabei eine Kutsche zieht oder
       einen Jecken trägt, ist ihm dann auch egal.
       
       Während Karneval und Fasching in der Regel auf Bräuche zum
       Frühlingserwachen, zum Vetreiben der Wintergeister und zum Beginn der
       christlichen Fastenzeit zurückzuführen sind, kommt beim Rheinischen
       Karneval im 19. Jahrhundert noch eine weitere Tradition dazu. Das
       Rheinland nutzte den Karneval, um sich über das preußische Militär lustig
       zu machen, das damals die Region besetzte. Daher die Uniformen – und
       [2][Pferde].
       
       Außerdem sind Pferde praktische Nutztiere und in der Lage, schwere
       Gefährte zu ziehen. Postkutsche, Pflug oder Transportwagen sind für die
       muskulösen Tiere kein Problem. Und eben auch Motivwagen beim
       Karnevalsumzug.
       
       Allerdings sind Pferde nicht nur Nutz-, sondern auch scheue Fluchttiere.
       Muss man sie also unbedingt im motorisierten Zeitalter noch durch
       Menschenmassen und laute Musik hindurchschieben?
       
       ## Es gibt jetzt immerhin Richtlinien
       
       Der Standpunkt der Tierschützer: [3][Pferde haben bei Großveranstaltungen
       nichts verloren]. Egal ob Karneval, Schützenfest oder Sankt Martin. Geben
       wir diesem Wunsch statt, ist klar, dass Karneval natürlich nicht mehr
       dasselbe wäre: Es würden die tänzelnden Pferdchen fehlen, der Geruch nach
       tierischen Ausscheidungen und die Schlagzeilen über Unfälle mit Pferden,
       wenn die Journalisten wieder nüchtern sind.
       
       Faschingskultur in anderen Ländern zeigt aber, dass es möglich ist, ohne
       vierbeinige Lastenträger zu feiern. Der Karneval in Rio lebt allein von
       Kostümen (die gerne nach Pferd aussehen können) und von Tanz. Daran könnte
       man sich ein Beispiel nehmen und die steifen Gardetänzerinnen zur
       Tanzschule schicken, damit auf Pferdeschlagzeilen verzichtet werden kann.
       Dem alkoholisierten Amateurkostümierten wird das Fehlen der Tiere nicht
       auffallen, er hat am nächsten Morgen sowieso alles vergessen.
       
       Immerhin hat das Bundesland Nordrhein-Westfalen jetzt [4][Leitlinien zum
       Umgang mit Pferden] in Karnevalszügen veröffentlicht. Nach diesen gelten
       für Reiter*innen künftig Alkoholverbot, Handyverbot und eine
       Gewichtsobergrenze. Das klingt nach vorbildlicher Sicherheit im
       Straßenverkehr, aber inwiefern es die Pferde beruhigen soll, ist unklar.
       
       5 Feb 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Start-der-Karnevalssession/!5639533
   DIR [2] /Aus-fuer-Polizeipferde-in-Oesterreich/!5641240
   DIR [3] https://www.waz.de/staedte/duesseldorf/tierschuetzer-fordern-pferdeverbot-im-duesseldorfer-karneval-id228194439.html
   DIR [4] https://www.aachener-zeitung.de/nrw-region/pferde-beim-karneval-dopingproben-und-waagen-fuer-reiter_aid-48652159
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Laura Mench
       
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