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       # taz.de -- Gleichberechtigung und Wahlrechtsreform: Frauen spielen keine Rolle
       
       > Bei der anstehenden Reform des Wahlrechts ist Parität kein Thema. Über
       > die Frage, wie das doch noch erreicht werden kann, herrscht Uneinigkeit.
       
   IMG Bild: Abstimmung im Bundestag: Männer, so weit das Auge reicht
       
       Berlin taz | Die interfraktionelle Gruppe von Frauen aller
       Bundestagsfraktionen außer der AfD ist mit ihrem Vorhaben gescheitert,
       einen gemeinsamen Antrag für eine Kommission einzubringen, die sich mit dem
       Thema „Mehr Frauen in den Bundestag“ beschäftigt. Die Gruppe traf sich seit
       fast einem Jahr, um noch in dieser Legislatur zu einem konkreten Ergebnis
       zu kommen, wie es geheißen hatte.
       
       Übrig geblieben ist nun nur ein Antrag von Grünen und Linken. Dieser
       fordert zwar eine Kommission, die Vorschläge für gesetzliche Regelungen
       prüft, um künftig eine gleiche Anzahl von Frauen und Männern im Bundestag
       anzustreben. Doch ohne den Rückhalt von FDP, Union und SPD hat der Antrag
       schlechte Chancen.
       
       101 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts und angesichts des
       niedrigsten Anteils von Frauen im Bundestag seit Jahren – nur rund ein
       Drittel aller Parlamentarier:innen sind Frauen – hatten sich die Frauen im
       Februar 2019 zusammengetan. Doch zunächst konnten die FDP-Frauen in ihrer
       Fraktion den Antrag nicht durchsetzen, dann zogen die Unionsfrauen zurück.
       Und um des Koalitionsfriedens willen wollten sich dann auch die SPDlerinnen
       nicht mehr beteiligen. Vergangene Woche nun wurde der Antrag in den
       Innenausschuss verwiesen, der für das Wahlrecht zuständig ist.
       
       Bei der anstehenden Wahlrechtsreform allerdings ist Parität bislang kein
       Thema. Im Vorschlag der gescheiterten Arbeitsgruppe von Bundestagspräsident
       Schäuble war Parität anders als erhofft gar nicht erst vorgekommen. Und
       innerhalb der Frauen herrscht nun Uneinigkeit darüber, was der richtige Weg
       sein könnte, um Parität zu pushen. Während Grüne und Linke zumindest die
       SPD doch noch dazu bewegen wollen, der Kommission zuzustimmen, setzt die
       SPD darauf, das Thema innerhalb der anstehenden Reform unterzubringen.
       
       ## Eine Kommission kann nur Nutzen bringen
       
       „Man kann sich momentan noch nicht einmal auf die Größe des Bundestags
       einigen – um uns Frauen geht es bisher überhaupt nicht“, sagte die
       frauenpolitische Sprecherin der Grünenfraktion, Ulle Schauws. Deshalb sei
       leider absehbar, dass Parität bei der Reform keine Rolle spielen werde.
       Ähnlich äußerte sich die frauenpolitische Sprecherin der Linksfraktion,
       Cornelia Möhring. „Wir müssen eindringlich diskutieren, ob die SPD den Weg
       nicht doch mitgeht“, sagte sie. Eine Kommission könne keinen Schaden
       bringen, nur Nutzen. Beide halten an den bisherigen Plänen fest: „Das
       Angebot steht im Raum, dass SPD und Union der angestrebten Kommission
       zustimmen können“, sagte Schauws.
       
       Die SPD ihrerseits legt den Fokus auf die Reform. „Die Wahlrechtsreform
       muss endlich für die Parität genutzt werden“, sagte die Vorsitzende der
       Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, Maria Noichl. Man brauche
       einen „Systemwechsel“, der die paritätische Besetzung des Bundestags nach
       der Wahl garantiere. Elke Ferner, ehemalige Staatssekretärin der SPD und
       nun Leiterin des Fachausschusses Parität im Deutschen Frauenrat, sagte:
       „Das muss jetzt thematisiert werden. Wenn jetzt nichts passiert, ist das
       historische Zeitfenster, die Parität zu erreichen, geschlossen.“
       
       Die interfraktionelle Gruppe der Frauen will sich vorerst nicht mehr
       treffen. Wann die Kommission im Innenausschuss auf die Tagesordnung kommt,
       ist noch unklar.
       
       23 Jan 2020
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Patricia Hecht
       
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