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       # taz.de -- „Akademikerball“ in Wien: Omas gegen Burschis
       
       > In Wien fand unter Protest und Polizeischutz wieder mal der
       > „Akademikerball“ der FPÖ statt. Ex-Parteichef Strache blieb der
       > Veranstaltung fern.
       
   IMG Bild: Tanzen draußen mit: Omas gegen rechts in Wien
       
       Wien taz | Die Omas gegen Rechts machten am Freitagabend gegen tanzende
       Burschenschafter mobil. [1][Der traditionelle „Akademikerball“] in der
       Wiener Hofburg, ein Tummelplatz für schlagende Burschenschafter und am
       rechten Rand angesiedelte Politiker, ging diesmal aber ohne Zwischenfälle
       über die Bühne.
       
       Mit 1.600 Polizisten zeigte die Exekutive präventiv geballte Präsenz und
       blieb damit nur knapp hinter der von den Veranstaltern auf 2.200 Teilnehmer
       geschätzten Gegendemonstration zurück. Aufgerufen hatte die Plattform
       Offensive gegen Rechts mit dem Motto „FPÖ-Burschiball blockieren“.
       
       Veranstalter ist nämlich seit 2013 nicht mehr der Wiener Korporationsring
       der deutschnationalen Burschenschaften, sondern die FPÖ, die mit Parteichef
       Norbert Hofer prominent vertreten war. Der war bemüht, jede Begegnung mit
       einem anderen Ballgast zu vermeiden, nämlich Martin Sellner, dem Chef der
       „Identitären“. Hofer hat seinen Parteimitgliedern bei Drohung mit
       Ausschluss jeden Kontakt mit der rechtsextremen Gruppierung verboten.
       
       Während in früheren Jahren Gesinnungsgenossen und -genossinnen wie Marine
       Le Pen oder der Niederländer Geert Wilders zum gesellschaftlichen
       Großereignis der Nationalen angereist kamen, blieben Promis aus dem Ausland
       diesmal aus. Auch Heinz-Christian Strache, vor einem Jahr noch als stolzer
       Vizekanzler der Festredner, ließ sich nicht blicken. Er hatte seinen großen
       Auftritt einen Abend zuvor beim Neujahrstreffen der neuen Gruppierung Die
       Allianz für Österreich (DAÖ), einer aus der FPÖ im Wiener Rathaus
       entstandenen Splittergruppe, deren Daseinszweck es ist, Strache bei den
       Wiener Wahlen im Herbst eine Plattform zu bieten.
       
       ## Abschlusskundgebung bei klirrender Kälte
       
       Strache, der vor Weihnachten „wegen parteischädigenden Verhaltens“ [2][aus
       der FPÖ ausgeschlossen wurde], deutete zwar ein politisches Comeback an,
       ließ seine zahlreich erschienenen Fans bei der Veranstaltung aber noch
       zappeln. Auf eine feste Zusage ihres Idols, sich einmal mehr um den
       Bürgermeisterposten der Bundeshauptstadt zu bewerben, müssen sie noch
       warten.
       
       Gern gesehener Gast in der Hofburg war hingegen Johann Gudenus, der Strache
       auf [3][dem berühmt-berüchtigten Ibiza-Video] als Dolmetscher für die
       falsche russische Oligarchin diente. Er war nach der Affäre, die im
       vergangenen Mai zum Platzen der Koalition mit der ÖVP geführt hatte, aus
       der FPÖ ausgetreten. Parteichef Hofer, Mitglied der Burschenschaft
       Marko-Germania zu Pinkafeld, beschied sich auf dem Ball mit einer kurze
       Rede: „Ihr seid der wahre, der harte Kern, auf den man auch weiter aufbauen
       kann“, sagte Hofer vor den rechten Ballgästen.
       
       Einer einst von Jörg Haider und zuletzt von Strache ins Spiel gebrachten
       Idee, eine „neue Bürgerbewegung“ zu gründen, lehnt er ab. Er sieht vielmehr
       eine Verfestigung der Ideologie als Ziel: „Dass wir uns der Ideologie
       berauben lassen, nur um zu einer Bewegung zu werden, das war damals falsch
       und es wäre auch heute falsch“.
       
       Gegen diese Ideologie trommelten und marschierten die durch ein
       weitreichendes Platzverbot auf Distanz gehaltenen Demonstranten unter denen
       die Omas gegen Rechts besonders zahlreich vertreten waren. Die
       Abschlusskundgebung bei klirrender Kälte verlief genauso friedlich wie der
       Demonstrationszug. Gewaltbereite Gruppen aus dem Ausland, die in
       vergangenen Jahren oft für Krawall gesorgt hatten, konnte die Polizei
       diesmal nicht entdecken.
       
       25 Jan 2020
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Ralf Leonhard
       
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