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       # taz.de -- Deutscher Vorentscheid für den ESC: Aufregung um fast gar nichts
       
       > Die Kritik an den Vorentscheidung im Hinblick auf den ESC im Mai ist
       > unberechtigt. Und das Gerücht, Helene Fischer könnte antreten, ist pure
       > PR.
       
   IMG Bild: Der NDR folgt dem Motto: Hauptsache, im Gespräch bleiben – Duncan Laurence gewann im vergangenen Jahr
       
       Na, das ist aber empörend: Dass der NDR, in der ARD verantwortlicher Sender
       für die Belange des Eurovision Song Contest, dieses Jahr auf eine
       öffentliche [1][Vorentscheidung im Hinblick auf den ESC] am 16. Mai in
       Rotterdam verzichtet. Das sei undemokratisch – und es klang, als sei dies
       noch nie dagewesen. Das ist allerdings irrig. Die knapp vier Dutzend
       [2][Länder der Eurovision entsenden ihre Kandidat:innen] für diesen
       Popwettbewerb – das erfolgreichste Entertainmentformat der
       öffentlichen-rechtlichen Sender – mal nach Vorentscheiden, dann wieder nach
       internen, in der Regel kaum transparenten Kriterien.
       
       Einen direkten Zusammenhang zwischen vorauswahlermittelten ESC-Acts und
       Erfolg beim ESC selbst gibt es jedoch nicht. Worauf es freilich ankommt,
       ist, dass für den ESC rein werblich vor dem Finale im Mai öffentlich
       getrommelt wird – Klappern gehört eben zum Handwerk aller Performances, das
       geht von Flyern für Off-Off-Bühnen in Neukölln bis eben zur gestrigen
       Oscar-Verleihung, die medial viele Wochen vor der Nacht der Nacht aus Los
       Angeles in den Diskurs gebracht wird – womit das öffentliche Interesse
       markiert ist.
       
       Dass der NDR auf eine interne, jurygestützte Auswahl setzt, ist
       verständlich. Voriges Jahr gewann ein Frauenduo die deutsche Vorauswahl –
       und endete in Tel Aviv auf dem vorletzten Platz. Insofern: Der NDR hat –
       auch durch diese Zeilen – Aufmerksamkeit für eine Show errungen, die erst
       im Mai stattfindet und somit für diese Promotion gestiftet.
       
       Gerüchte, es könnte bei dem Verfahren hinter den Kulissen plötzlich Helene
       Fischer (mit Florian Silbereisen womöglich als Backing Vocal) nominiert
       werden, tragen zu dieser PR bei. Dabei hat noch keine Künstlerin, die es
       längst in höchste Pophöhen geschafft hat, je beim ESC mitgemacht: Weniger
       als ein erster Platz ist für diese immer karriereschädigend.
       
       Aber schon die Vermutung, es könnte die Eiserne Helene sein, ist wiederum
       ein Mosaiksteinchen in dem Spiel, das nichts will als – Aufmerksamkeit.
       
       10 Feb 2020
       
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