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       # taz.de -- Oberleitungsbus für Berlin: Auf der Straße mit Strom von oben
       
       > Umweltfreundlich, leise, schnell: Laut einer Machbarkeitsstudie des
       > Senats sind Oberleitungsbusse in Berlin wieder eine Option für die
       > Zukunft.
       
   IMG Bild: Eberswalde ist Berlin über ein Jahrhundert voraus: Hier fahren Oberleitungsbusse seit 1901
       
       Berlin dpa | Moderne Oberleitungsbusse wie in Zürich oder Salzburg könnten
       künftig auch auf Berliner Straßen fahren. Eine Machbarkeitsstudie der
       Senatsverwaltung für Umwelt und Verkehr hat gezeigt, dass das für manche
       stark nachgefragte Linien wie die M32 in Spandau Vorteile hätte. Auch die
       Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sehen darin Chancen. Realistisch sei der
       Start allerdings nicht vor 2024/25, so BVG-Sprecherin Petra Nelken.
       
       Die modernen Oberleitungsbusse haben anders als ihre Vorgänger aus früheren
       Jahrzehnten eine Batterie an Bord, die wieder aufgeladen wird, während der
       Bus den Strom aus der Oberleitung bekommt. Für das Laden gibt es also
       keinen größeren Bedarf an Fahrzeugen oder Personal als bei Dieselbussen.
       Aus Sicht von Petra Nelken haben die Oberleitungsbusse noch weitere
       Vorteile: „Der erste ist, dass moderne O-Busse mit einer Batterie
       ausgestattet und damit nicht ständig an die Oberleitungen gebunden sind.“
       Damit ließen sich zum Beispiel die aufwendigen Kreuzungen und Weichen in
       der Oberleitung vermeiden.
       
       Die Busse könnten, anders als die Straßenbahn, außerdem auch mal abbiegen
       und einen Unfall oder eine Baustelle umfahren. „Die haben den Strom immer
       bei sich.“ O-Busse haben außerdem nicht ein solches Reichweitenproblem wie
       E-Busse – „der Strom geht ihnen ja nicht aus“. Ein weiterer Vorteil: „Man
       muss für sie keine Gleise bauen, Oberleitungen allein sind natürlich
       günstiger“, erklärte die BVG-Sprecherin.
       
       Nelken hält es deshalb für realistisch, in Zukunft in Berlin wieder
       Oberleitungsbusse fahren zu sehen. Der O-Bus sei allerdings nur ein
       Baustein von vielen im Verkehrskonzept der BVG. Denn es sei zu bedenken,
       dass es nicht ohne Oberleitungen gehe, die dann eben auch im Stadtbild zu
       sehen seien. Und im Vergleich zur Straßenbahn könnten O-Busse deutlich
       weniger Fahrgäste transportieren und sie daher nicht einfach ersetzen.
       
       ## „Das Effizienteste“
       
       Außerdem sei für den O-Bus zusätzliche Infrastruktur nötig, sagte Nelken,
       „eine spezielle Werkstatt zum Beispiel und ein Betriebshof, der gut
       erreichbar sein muss. Denn man kann mit dem O-Bus zwar eine kurze Strecke
       mit Batterie fahren, aber eben nicht durch halb Berlin.“
       
       Michael Müller-Görnert vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) kann
       Oberleitungsbussen ebenfalls einiges abgewinnen: „Die direkte Stromnutzung
       ist die effizienteste, das ist unbestritten.“ Im Vergleich zum Dieselbus
       sei der CO2-Ausstoß deutlich geringer. Allerdings seien O-Busse in der
       Anschaffung teurer als Dieselbusse. Das war seit den 1960er Jahren ein
       wichtiges Argument dafür, dass in vielen deutschen Städten
       Oberleitungsbusse außer Dienst gestellt wurden.
       
       Die Machbarkeitsstudie kommt zu einem positiven Fazit. Entsprechend hat die
       Senatsverwaltung einer Sprecherin zufolge einen Planungsantrag an die BVG
       gestellt, die Bustechnologie zunächst in Spandau einzuführen, unter anderem
       auf der Metro-Linie M32.
       
       12 Feb 2020
       
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