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       # taz.de -- das portrait: Christian Olearius’Tagebuch macht Politikern Probleme
       
   IMG Bild: Kann er Tschentscher das Bürgermeisteramt kosten? Christian OleariusFoto: Holger Hollemann/dpa
       
       Es geht um 278 Millionen Euro. Das Finanzamt soll der Warburg-Bank und
       ihrer Tochter Warburg Invest diese Summe erstattet haben – ohne dass sie
       die je gezahlt hatten. Diese Geschäfte, die zulasten von Steuerzahler:innen
       gehen und derzeit mehrere Gerichte beschäftigen, werden Cum-Ex genannt.
       Christian Olearius war bis 2014 Sprecher der Geschäftsleitung der Hamburger
       Privatbank Warburg, bis Ende 2019 Aufsichtsratsvorsitzender und damit
       mitverantwortlich. Und er schrieb Tagebuch.
       
       Die von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmten Tagebucheinträge des
       Elbphilharmonieförderers bringen jetzt, mitten im Bürgerschaftswahlkampf,
       die Hamburger SPD in Bedrängnis. Wenn stimmt, was dort steht, hielten
       SPD-Politiker wie Olaf Scholz und Johannes Kahrs auch dann noch Kontakt zu
       ihm, als die Staatsanwaltschaft schon gegen den 77-Jährigen ermittelte.
       Dass die Hamburger Finanzbehörde gleichzeitig auf 46,8 Millionen Euro von
       der Warburg-Bank verzichtete, könnte ein echtes Problem für den Wahlkampf
       werden. Denn der damalige Finanzsenator war Peter Tschentscher (SPD),
       heutiger Erster Bürgermeister.
       
       2009 erstattete das Finanzamt der Privatbank 46,8 Millionen Euro, die sie
       nie gezahlt hatte. Die Staatsanwaltschaft wies das Finanzamt Anfang 2016
       darauf hin, das Finanzamt dann Tschentschers Finanzbehörde. Doch die
       forderte das Geld nie zurück – bis zur Verjährung des Falls Ende 2016.
       
       Im November 2017 traf Olearius, glaubt man seinem Tagebuch, den damaligen
       Bürgermeister Olaf Scholz in seinem Amtszimmer, so berichten es der NDR und
       Die Zeit. Olearius habe Scholz über den Stand seines Ermittlungsverfahrens
       unterrichtet. Scholz’Verhalten deutete er wohl so, dass er und die Bank
       sich „keine Sorgen zu machen brauchen“. Noch 2019 verneinte die
       Staatskanzlei, dass es Treffen zwischen Scholz und Olearius zur
       Cum-Ex-Ermittlung gegeben habe. Nele Spandick
       
       wirtschaft + umwelt
       
       14 Feb 2020
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Nele Spandick
       
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