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       # taz.de -- Kandidatur von Friedrich Merz: Ein Geschenk mit Schleife
       
       > An Friedrich Merz knüpfen sich Hoffnungen: Er soll die CDU zu neuem Ruhm
       > führen. Profitieren würden andere.
       
   IMG Bild: Mann mit Schleife: Friedrich Merz
       
       Er soll alles wieder besser machen und die am Boden liegende Organisation
       aufrichten. Er war ja früher mal erfolgreich. Das ist zwar schon etwas her
       – aber er hat in der Zwischenzeit andernorts genug Erfahrungen gesammelt.
       Manchen erscheint er jetzt als Lichtgestalt, geradezu als Erlöser, mit der
       man zu vergangener Größe zurückkehren wird.
       
       Nein, hier ist nicht von [1][Friedrich Merz] die Rede, sondern von
       [2][Jürgen Klinsmann.] Der sollte als Retter und Investorenfreund Hertha
       BSC zu neuem Ruhm führen und hat dort in beachtlich kurzer Zeit ein Fiasko
       hinterlassen.
       
       Wir wissen nicht, ob Friedrich Merz als CDU-Trainer ähnliche Verwüstungen
       anrichten wird. Aber ein paar Ähnlichkeiten fallen doch ins Auge. An beide
       Männer knüpfen sich überbordende, nostalgisch gefärbte Hoffnungen. Beide
       sind sehr von sich selbst überzeugt und nicht unbedingt als Teamplayer
       bekannt.
       
       Die Union ist momentan in einem diffusen Zustand. Merkel ist noch da, aber
       die [3][Post-Merkel-Ära] hat schon begonnen. Der Merkel-Mix, meinungsarmer
       Pragmatismus gepaart mit liberalen Grundüberzeugungen, wird in Zukunft
       nicht mehr reichen. Die Union braucht einen neuen, konservativen Anstrich.
       Und Merz, ein Wirtschaftsliberaler mit kantigen Ansagen, scheint da vielen
       der Richtige zu sein.
       
       ## Sein Bonus ist ein Malus
       
       Das ist er nicht. Er ist ein Mann von gestern. Seine verhaspelte, kalt und
       arrogant wirkende Bewerbungsrede, die in Hamburg Kramp-Karrenbauers Sieg
       erst ermöglichte, war ein Offenbarungseid. Neoliberale Gesinnung plus
       markige Sprüche sind zu wenig, um die auf Sinnsuche befindliche CDU zu
       führen. Merz hat nicht nur jene 15 Jahre, in denen er in der
       Finanzindustrie aufstieg, verpasst. Sein scheinbarer Bonus – das klare
       Profil – ist in Wahrheit ein Malus. Denn ihm fehlen Zugewandtheit, soziale
       Kompetenz und Einfühlungsvermögen. Und all das ist nötig, um die neu zu
       erfindende Mischung von kulturellem Konservativismus und Pragmatismus zu
       formen.
       
       Anders gesagt: Für Grüne, SPD und Linkspartei wäre der Kanzlerkandidat
       Friedrich Merz ein Geschenk mit Schleife. Nur nicht für die CDU selbst.
       
       13 Feb 2020
       
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