URI: 
       # taz.de -- Trumps Plan für den Nahen Osten: „Tausendmal nein!“
       
       > Der US-Präsident und sein Schwiegersohn Jared Kushner preisen ihren
       > Nahostplan als „Deal des Jahrhunderts“. Die Palästinenser sehen das
       > anders.
       
   IMG Bild: Protest gegen Trumps Friedensplan vor der US-Botschaft in Amman, Jordanien
       
       New York taz | Als „Deal des Jahrhunderts“ hat Donald Trump seinen [1][Plan
       für Israel] bezeichnet, den er am Dienstag im Weißen Haus vorgestellt hat.
       Neben dem US-Präsidenten, gegen den ein Amtsenthebungsverfahren läuft,
       stand Israels Premierminister Benjamin Netanjahu, der wegen Korruption
       angeklagt ist. Auch einer von Trumps größten Geldgebern, der Casinobesitzer
       Sharon Adelson, sowie die Vertreter mehrerer fundamentalistischer
       Konfessionen in den USA priesen den Plan.
       
       Doch der Rest der Welt – von UN-Generalsekretär António Guterres, über den
       Außenminister Jordaniens, Ayman Safadi, bis hin zu den meistbetroffenenen
       PalästinenserInnen – ist skeptisch. In seltener Einmut lehnten
       Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und die Hamas den Plan ab. „Tausendmal
       nein“, sagt Abbas. Und die US-amerikanische jüdische Friedensgruppe
       „J-Street“ stellt fest: „Dies ist kein Friedens-, sondern ein
       Annektierungsplan. Es ist ein Rezept für permanente Besetzung und
       Konflikt.“
       
       Am Dienstag veröffentlichte Trump seinen Plan in Form einer [2][Landkarte
       auf Twitter]. Darin ist das ohnehin zerstückelte palästinensische Gebiet
       auf noch mehr Einzelteile zerlegt als bislang. Das Westjordanland ist
       radikal verkleinert und zu einer rundum von Israel umgebenen Insel
       geworden.
       
       Die Schrumpfung liegt einerseits daran, dass Trumps Plan sämtliche illegal
       gebauten Siedlungen in den besetzten Gebieten nachträglich sanktioniert und
       unter israelische Souveränität stellen will, und andererseits, dass er das
       fruchtbare Jordantal komplett an Israel geben will. Als „Ersatz“ für ihre
       Brotkammer am Jordan sollen die PalästinenserInnen ein paar Stück Land in
       der Wüste bekommen.
       
       ## Keine Souveränität für Palästina
       
       Jerusalem soll komplett an Israel gehen. Die palästinensische Hauptstadt
       möchte Trump in einer Vorstadt von Jerusalem ansiedeln. Als Verbindungen
       zwischen den zerstückelten einzelnen palästinensischen Landteilen sieht
       sein Plan unter anderem einen Tunnel und eine neue Bahnstrecke vor.
       
       In dem 80 Seiten langen Plan ist zwar ein palästinensischer Staat erwähnt,
       aber eine Souveränität dafür ist nicht vorgesehen. Die Kontrolle über die
       Landgrenzen und über den Luftraum soll Israel bekommen.
       
       Ausgedacht haben sich den Plan Trump und sein Schwiegersohn Jared Kushner,
       den der US-Präsident kurz nach seinem Amtsantritt mit einer
       Nahostfriedenslösung beauftragt hat. Beide Männer stammen aus New Yorker
       Immobilienfamilien, und beide sind daran gewöhnt, Probleme mit „Deals“
       anzugehen.
       
       Kushners Familie ist seit langem mit der von Netanjahu befreundet. Aber
       diplomatisch und politisch war der „Experte“ unerfahren. Zusätzlich brachte
       er einen Interessenkonflikt mit in den Job. Er selbst saß jahrelang im
       Vorstand einer Stiftung der Kushner-Familie, die tausende US-Dollar für den
       Siedlungsbau in den palästinensischen Gebieten gespendet hat, als
       Washington die Siedlungen noch als illegal betrachtete. Als Kushner Trumps
       Mann für den Nahen Osten wurde, verschwieg er die Spenden, bis sie von
       anderer Seite enthüllt wurden.
       
       ## Friedensplan als Immobilien-Investment
       
       Seinen Nahostplan ging Kushner wie eine gigantische Investitionsmöglichkeit
       an. Dabei unterstützte ihn ein anderer US-amerikanischer Unterstützer der
       Siedlerbewegung. Trumps Israel-Botschafter David Friedman war jahrelang der
       Präsident der Bet-El-Siedlerbewegung.
       
       Bei einer Investorenkonferenz im vergangenen Herbst in Bahrain warf
       Schwiegersohn Kushner die Zahl von 50 Milliarden Dollar in die Runde. Am
       Dienstag erwähnte er bei einem [3][Interview mit dem TV-Sender al Jazeera],
       dass „einer der größten Investoren in der Region“ bereits interessiert sei.
       Der palästinensischen Führung riet der 39-jährige Kushner in dem Interview,
       „nach dieser Gelegenheit zu greifen“. Und fügte hinzu, niemand habe „mehr
       für Israel und das palästinensische Volk getan, als Präsident Trump“.
       
       Tatsächlich hat Trump auf Druck evangelikaler ChristInnen und konservativer
       jüdischer Organisationen in den USA die traditionelle Nahost-Politik und
       den Konsens in den Vereinten Nationen in den zurückliegenden Jahren
       verlassen. Er stieg aus dem Iran-Abkommen aus, er verlegte die US-Botschaft
       von Tel Aviv nach Jerusalem, er erkannte die Annexion der Golanhöhen an und
       er beendete als Reaktion auf die palästinensische Kritik an seiner Politik
       vor zwei Jahren jede finanzielle Unterstützung für Palästina – darunter
       auch die US-amerikanischen Beiträge an die UN-Hilfe für palästinensische
       Flüchtlinge. Eine diplomatische Zusammenarbeit mit der palästinensischen
       Führung gibt es unter Trump nicht mehr.
       
       29 Jan 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Trumps-Nahost-Plan/!5660688
   DIR [2] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/1222224528065155072
   DIR [3] https://www.youtube.com/watch?v=PhvLnUPxpwo
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dorothea Hahn
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Israel
   DIR Palästina
   DIR Mahmud Abbas
   DIR Donald Trump
   DIR Jared Kushner
   DIR Westjordanland
   DIR Siedlungspolitik
   DIR Benjamin Netanjahu
   DIR Naher Osten
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Schwerpunkt Konflikt zwischen USA und Iran
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Palästinenser
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Donald Trump
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Israels Siedlungspolitik: Grünes Licht für Annexion
       
       Deutschland sollte helfen, die Straflosigkeit der israelischen
       Siedlungspolitik zu beenden, statt Netanjahu zu stützen.
       
   DIR 25 Jahre Le Monde diplomatique: Uns gibt es immer noch
       
       1998, ein halbes Jahrhundert nach der Staatsgründung Israels, reiste Edward
       Said für Dreharbeiten nach Jerusalem und ins Westjordanland.
       
   DIR Anti-IS-Koalition im Irak: US-Luftangriffe gegen Schiitenmiliz
       
       Bei einem Raketenangriff im Irak sterben amerikanische und britische
       Soldaten. Die USA machen eine pro-iranische Miliz verantwortlich – und
       schlagen zurück.
       
   DIR Olmert und Abbas reden über Nahostplan: Eine ungewöhnliche Koalition
       
       Israels Ex-Premier Olmert und Palästinenserpräsident Abbas sprechen über
       Trumps Friedensplan. Dabei hat Olmert womöglich eine spezielle Agenda.
       
   DIR Sicherheit in Israel und Palästina: Abbas will Kooperation beenden
       
       Die Zusammenarbeit von Palästinensern und Israelis im Bereich Sicherheit
       ist ein erstaunlicher Aspekt des Nahostkonflikts. Droht jetzt das Aus?
       
   DIR Trumps Nahost-Friedensplan: Nur heiße Luft
       
       Was auch immer US-Präsident Trump mit seinem sensationell schlecht
       konzipierten Nahost-Deal vorhatte: Frieden stiften wollte er nie.
       
   DIR Annexion von Palästinensergebieten: Zwei Geschenke für Bibi
       
       Der Wahlkampf von Israels Premier Benjamin Netanjahu läuft bestens. Nur
       spiegelt sich das in Umfragen bislang nicht wider.
       
   DIR Israelischer Diplomat über Nahostplan: „Es herrscht die reine Macht“
       
       In Trumps Plan für Israel und Palästina sieht der Diplomat Ilan Baruch
       einen Paradigmenwechsel. Er warnt vor einer Annexion palästinensischer
       Gebiete.
       
   DIR Nahost-Friedensplan ohne Palästinenser: Falscher Handschlag
       
       Den Palästinenser*innen wurde in Abwesenheit ein Staat ohne Kontrolle über
       die Grenzen versprochen. Sie haben schon bessere Angebote abgelehnt.
       
   DIR Reaktionen auf US-Friedensplan: Palästinenser eindeutig dagegen
       
       In der Ablehnung des Friedensplans von US-Präsident Trump sind sich alle
       palästinensischen Fraktionen einig. Das kommt selten vor.
       
   DIR Trumps Nahost-Plan: Ostjerusalem als Hauptstadt?
       
       US-Präsident Donald Trump hat seinen lange erwarteten Plan für Israel und
       die palästinensischen Gebiete nun in Washington vorgestellt.
       
   DIR US-Plan für Nahost: Warten auf den „Jahrhundertdeal“
       
       Mit Spannung wird Trumps Plan für Israel und Palästina erwartet. Neben
       Netanjahu kommen auch die Siedlerführer nach Washington.