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       # taz.de -- Studie zur Erderwärmung: Mieses Klima für Frauen
       
       > Der Klimawandel verschlechtert die Lage der Frauen weltweit. Der Grund:
       > Mangelnde Ressourcen verstärken geschlechtsspezifische Gewalt.
       
   IMG Bild: Ein Mädchen auf dem Weg zur Trinkwasserausgabe im Südsudan im November 2019
       
       Berlin taz | Eine von drei Frauen weltweit erfährt Gewalt, weil sie eine
       Frau ist. ExpertInnen nennen das geschlechtsbezogene Gewalt. Diese Gewalt
       wird zunehmen, das zeigt eine [1][Studie], die die
       [2][Weltnaturschutzorganisation] am Mittwoch veröffentlicht hat. Grund: der
       Klimawandel.
       
       Geschlechtsbezogene Gewalt bezeichnet neben sexuellem und emotionalem
       Missbrauch auch Stalking, häusliche Gewalt, Kinderheirat, Menschenhandel
       und Genitalverstümmlung, also alle Handlungen, die gegen den Willen der
       Frau sind und auf ungleichen Geschlechternormen und Machtdynamiken beruhen.
       Zwei Jahre lang hat die IUCN mehr als 1.000 Quellen zusammengetragen und
       analysiert.
       
       Weltweit bedeutet die Kontrolle über Wälder, Landwirtschaft, Wasser und
       Fischerei Nahrung, Obdach, Einkommen und gesellschaftliche Identität. Der
       Klimawandel verringert diese Ressourcen. Hinzu kommt, dass es in vielen
       Ländern Gesetze gibt, die Frauen daran hindern, Land zu besitzen, zu
       verwalten oder zu erben. Sie seien also vielerorts abhängig von
       Landbesitzern, die die Situation ausnutzten, um sie zu sexuellen Handlungen
       zu zwingen.
       
       Ein Beispiel dafür sei das „Fisch gegen Sex“-Prinzip. In Teilen Ost- und
       Südafrikas kommt es vor, dass Frauen Meeresprodukte auf dem Fischmarkt nur
       gegen Geschlechtsverkehr erhalten.Von Extremwettern oder dem Klimawandel
       verursachte schlechte Ernten zwängen viele Familien, ihre Töchter früh zu
       verheiraten, schreiben die AutorInnen. Im Tausch erhielten sie meist Vieh,
       mit dem der Rest der Familie besser ernährt werden könne.
       
       ## Naturkatastrophen führen zu Gewalt
       
       Bereits 2015 nannte der südostafrikanische Staat Malawi Kinderehen als
       besonderes Risiko für Mädchen nach Katastrophen wie Überschwemmungen. Durch
       die Erderwärmung steigt das Hochwasserrisiko weltweit dramatisch. Auch in
       anderen Regionen führten Naturkatastrophen zu Gewalt gegen Frauen. Grund
       sind posttraumatische Belastungsstörungen, der Verlust von Lebensräumen und
       eine angespannte gesellschaftliche Lage.
       
       Die Studie listet einige Beispiele auf. Nachdem der Taifun „Haiyan“ 2013
       Thailand traf, stieg der Menschenhandel dort um bis zu 30 Prozent an. Im
       westafrikanischen Sierra Leone berichteten Betroffene, dass Mitarbeiter
       humanitärer Einrichtungen Hilfsgüter nur gegen sexuelle Handlungen ausgeben
       würden.
       
       Auch lokale Verantwortliche würden Frauen nur gegen Geld oder Sex auf
       Lebensmittellisten setzen. Im pazifischen Inselstaat Vanuata stieg die
       Anzahl der gemeldeten Fälle von häuslicher Gewalt um 300 Prozent an,
       nachdem dort zwei tropische Wirbelstürme gewütet hatten.
       
       Die ökologischen und sozialen Folgen der globalen Erhitzung treiben
       unzählige Frauen in die Flucht. Doch auch unterwegs und in Lagern sind sie
       nicht sicher, so die WissenschaftlerInnen. In Notunterkünften sei es
       Aufgabe der Mädchen und Frauen, Feuerholz in nahe gelegenen Wäldern zu
       sammeln. Dabei würden sie immer wieder bedroht oder gar missbraucht. Einem
       Bericht aus Tschad zufolge fanden 91 Prozent der dort gemeldeten
       Vergewaltigungen in unmittelbarer Nähe zu Notunterkünften statt.
       
       Auch wenn Frauen gegen die globale Erhitzung kämpften, können sie
       geschlechtsbezogener Gewalt ausgesetzt sein, so die Studie. Das Ziel:
       Aktivistinnen einzuschüchtern und zu hindern, für ihre eigenen Rechte
       einzustehen und sich für umweltpolitische Belange einzusetzen.
       
       30 Jan 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://portals.iucn.org/library/sites/library/files/documents/2020-002-En.pdf
   DIR [2] https://www.iucn.org/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sara Wess
       
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