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       # taz.de -- Zu lahme Klimaschutz-Kampagne: Wo bleibt die Gehirnwäsche?
       
       > Für den Rechtsstaat oder für Mittel gegen Nagelpilz: Heutzutage wird für
       > alles geworben. Warum nicht mal ähnlich aggressiv für die Energiewende?
       
   IMG Bild: Werben Sie hier! Wie wäre es mit einem Klima-Porno, um auf die Dringlichkeit hinzuweisen?
       
       Es hat seine Vorteile, [1][ein alter weißer Mann zu sein]. Während in der
       S-Bahn alle anderen per Gesetz verpflichtet sind, auf ihre Smartphones zu
       starren, wundere ich mich manchmal einfach nur über die Reklameplakate
       draußen. Da wirbt zum Beispiel die Bundesregierung für den Rechtsstaat.
       
       Diese schön fotografierten Plakate haben mich überzeugt: Pressefreiheit,
       eine unabhängige Justiz oder Religionsfreiheit sind eigentlich ganz cool.
       Beworben wird auch die Rente, also die Idee, dass ich als ganz alter weißer
       Mann nach Jahrzehnten der Arbeit irgendwann Geld fürs Nichtstun bekomme.
       
       Nur mal so: Müssen wir tatsächlich für die Gewaltenteilung oder die Rente
       Reklame machen wie für das beste Mittel gegen Nagelpilz? Muss man auch
       regelmäßiges Atmen, Urlaub, Gesundheit und guten Sex anpreisen?
       
       Das zumindest dachte sich vor Jahren auch mal das Umweltministerium, das
       [2][mit einem Sexvideo] den Klimaschutz voranbringen wollte. So einen
       Aufreger sucht man heute vergeblich. Dafür bräuchte es ja auch eine
       Regierung, die Energiewende, Klimaschutz und Nachhaltigkeitsziele nicht nur
       propagiert, wenn gerade niemand zuhört.
       
       ## Berliner Stadtreinigung: “We kehr for you“
       
       Sondern mit Lust und Laune und laut und deutlich ihren SteuerzahlerInnen
       mal erklärt, warum wir diesen ganzen Zirkus rund um Kohleausstieg und
       Windanlagen eigentlich machen. Das könnte so schön sein. Statt des ewigen
       Gemeckers über Abstandsregeln, CO2-Preis und Tagebau-Stilllegungen hätten
       wir dann witzige Plakate, freche Sprüche und Kichern for Future.
       
       Wenn sogar die Berliner Stadtreinigung („We kehr for you“) und die Berliner
       Verkehrsbetriebe („… is mir egal“) hippe Slogans unters Volk bringen
       können, sollten das doch auch Kampagnen für mehr Klimaschutz bringen:
       Vielleicht der durchgeknallte Ökospießer, der alle nervt. Oder eine
       Kampagne, die die dümmsten Gegenargumente („Wo ist die Erderwärmung, wenn
       man sie mal braucht?“) mal so richtig ernst nimmt.
       
       Die Regierung müsste dafür diesen Spaß sehr ernst nehmen. Wenn in der Groko
       Klima und Zukunft wenigstens so wichtig wären wie das beste Mittel gegen
       Nagelpilz, würde sie uns auf allen Kanälen einer ernsthaften
       Öko-Gehirnwäsche unterziehen. Nach diesem Bombardement mit Informationen
       und Gefühlen, mit Blut, Schweiß und Tränen wären wir Wachs in den Händen
       der Nachhaltigkeitspolitik. Als willenlose Umweltzombies würden wir sofort
       alle unsere Urlaubsflüge stornieren.
       
       Offenbar ist die Regierung schon viel weiter, als ich dachte. Sie hat
       anscheinend eine superclevere Werbeagentur engagiert, um ihren
       Kohleausstieg populär zu machen. Weiß auf blauem Grund steht jetzt überall
       der Slogan der Groko zur Kohle: „Aufhören, ohne aufzuhören!“
       
       2 Feb 2020
       
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