# taz.de -- Münchner Sicherheitskonferenz: Macron verdient Aufmerksamkeit
> Während die anderen EU-Länder ratlos sind, plädiert Frankreichs Präsident
> für ein unabhängiges Europa. Doch seine Vorschläge werden kaum
> diskutiert.
IMG Bild: Macron scheint den rechten Riecher für Europa zu haben
Der Auftritt des französischen Präsidenten [1][Emmanuel Macron] am
Samstagmittag war der Höhe- und Tiefpunkt der diesjährigen Münchner
Sicherheitskonferenz zugleich. Höhepunkt, weil es dem französischen
Präsidenten gelungen ist, einer gelähmt und ratlos wirkenden Kaste von
westlichen Profipolitikern einen Hauch von Hoffnung und Vision
einzuhauchen.
Er hat der „[2][Westlessness“] (Konferenzmotto), also dem sich
verflüchtigenden Westen, eine Alternative entgegengestellt: die eines sich
stärkenden, sich bewussten, sich nicht wegduckenden Europas, das in der
Substanz ohne die Vereinigten Staaten von Amerika auskommt. Im Begriff der
„Westlessness“ drückt sich die wachsende Ratlosigkeit über die Abkehr der
[3][US-Regierung] vom westlichen Bündnis aus.
Diese Ratlosigkeit lähmte nicht nur die Konferenz, sondern die westliche
Außen- und Sicherheitspolitik insgesamt. Macrons Auftritt war aber auch der
Tiefpunkt der Konferenz: weil er ganz offenkundig keinen Partner findet,
der seine Vorschläge aufnimmt, allen voran nicht die Bundesregierung. Es
ist ja nicht so, dass Macrons Ideen ausgereift wären, im Gegenteil: Seinen
Vorstoß für eine atomare Bewaffnung Europas kann man für absurd halten;
seine Forderung nach einer europäischen Armee ebenso.
Und trotzdem: Nur ein eigenständiges, erwachsenes Europa wird zwischen den
USA, [4][Russland] und China seine Rolle behaupten können. Macrons
Vorschläge, so umstritten sie auch sein mögen, verdienen eine
leidenschaftliche, laute Diskussion. Man hätte gern die Bundeskanzlerin auf
Macron antworten hören, aber die war leider nicht da.
Stattdessen trat eine innenpolitisch ausgeknockte Verteidigungsministerin
an, die außenpolitisch schlingert und nicht die Kraft hat, Macrons
Initiative angemessen zu beantworten. Irgendwer wird in diesem Europa
irgendetwas anstoßen müssen, wenn die Amerikaner Europa abstoßen (und
selbst allzu oft abstoßend auftreten). Allez!
17 Feb 2020
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## AUTOREN
DIR Barbara Junge
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