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       # taz.de -- Greenpeace-Chefin über Münchner Siko: „Hier gibt es Macht und Ressourcen“
       
       > Das Thema Klimasicherheit nahm bei der Sicherheitskonferenz nur eine
       > kleine Rolle ein. Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan fordert jetzt
       > Lösungen.
       
   IMG Bild: „Wir brauchen Lösungen“, sagt Jennifer Morgan. Und die Antarktis erwärmt sich weiter
       
       taz: Frau Morgan, haben die versammelten Politiker, Militärs und
       Geschäftsleute nach dieser Konferenz jetzt verstanden, was auf dem Spiel
       steht? 
       
       [1][Jennifer Morgan]: Ich glaube, die meisten haben immer noch nicht
       begriffen, was die Klimakrise für die Sicherheitspolitik und für die
       Außenpolitik bedeutet. Die Sicherheitscommunity fängt gerade erst an, die
       Klimakrise nicht mehr nur als Randthema zu betrachten.
       
       Die [2][MSC] ist nicht eben als der Heilige Gral progressiver Politik
       bekannt. Was war hier Ihr Ziel? 
       
       Ich wollte den Veranstalter Wolfgang Ischinger dazu herausfordern, die
       Klimakrise mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken. Das
       Klima-Bewusstsein ist fast überall in der Gesellschaft angekommen, in der
       Wissenschaft, in den Regierungen, in der Geschäftswelt. Jetzt muss die
       Sicherheitscommunity und in deren Kern die Sicherheitskonferenz nachziehen.
       
       Wie hat Wolfgang Ischinger auf die Herausforderung reagiert? 
       
       Er hat reagiert, das muss ich anerkennen, und hat das Thema Klimasicherheit
       mehr auf die Agenda gesetzt. Das Thema muss aber noch viel zentraler
       positioniert werden. Vor allem aber muss die Sicherheitskonferenz ihre ganz
       besondere Stärke nutzen: dass hier so viele internationale Entscheider
       zusammenkommen.
       
       Für die Finanzwelt etwa ist die Klimakrise ein großer Risikofaktor. Und es
       sind so viele Entscheider aus der Welt der Finanzen hier! Die
       Sicherheitskonferenz könnte dieses Potenzial nutzen, um Lösungen zu
       entwickeln. Wir sprechen genug. Wir brauchen Lösungen. Hier gibt es dafür
       das Potenzial, die Macht, die Ressourcen.
       
       Wenn man sich umsieht, dann laufen hier aber doch sehr viele Uniformen
       durch die Flure. Im Kern ist die MSC eine militärpolitische Veranstaltung. 
       
       Das Militär führt Kriege um Öl. Jetzt muss das Militär genau das Gegenteil
       tun: Dafür sorgen, dass das Öl, das Gas, diese CO2-Bomben, im Boden
       bleiben.
       
       Und sind Sie mit den Militärs hier in München vorangekommen? 
       
       Na ja, mit aktiven Militärs ist es schwierig. Die sind noch nicht so weit.
       Kein Verteidigungsministerium nimmt die Risiken des Klimawandels so ernst,
       dass es seine Ressourcen und Strategien ändert. Wir brauche eine neue
       Friedens- und Klimapolitik.
       
       Neben den Regierungen gibt es noch supranationale Organisationen, die dabei
       eine Rolle spielen. Wie weit sind Sie in München mit der Nato gekommen? 
       
       Nicht sehr weit.
       
       War es trotzdem richtig, zur MSC zu kommen? 
       
       Ich finde, es lohnt sich, die Menschen direkt anzusprechen und zu
       konfrontieren. Wenn Greenpeace in dieser Situation die Chance hat, die
       Sicherheitscommunity zu konfrontieren, dann müssen wir das machen.
       
       Es ist gerade sehr opportun, irgendetwas mit Klima zu machen. Geht es bei
       der Sicherheitskonferenz über Imagepflege hinaus? 
       
       Es gibt Leute bei der MSC, die verstanden haben, wie elementar die
       Klimakrise mit der Sicherheitspolitik verbunden ist. Aber den Durchbruch
       kann ich noch nicht sehen. „Houston, we have a problem“ ist bei der
       Sicherheitscommunity immer noch nicht angekommen. Ich hoffe, dass die
       Aufmerksamkeit für die Klimakrise in München im kommenden Jahr, in den
       kommenden Jahren größer wird. Aber das glaube ich erst, wenn ich es sehe.
       
       16 Feb 2020
       
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   DIR Barbara Junge
       
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