URI: 
       # taz.de -- Senat: Rot-Rot-Grün setzt auf Reserve
       
       > Die Landesregierung will Grundstücke für die Zukunft horten, um flexibel
       > zu bleiben – und nicht unter Druck zu geraten.
       
   IMG Bild: Die Senatsmitglieder Lompscher (l.) und Kollatz stellten Pläne für eine Grundstücksreserve vor.
       
       Händeringend eine Fläche für eine dringend nötige neue Schule suchen
       müssen? Akut eine Fläche für eine neue Flüchtlingsunterkunft benötigen? Und
       deshalb möglicherweise unter Druck eigentlich zu hohe Preise zahlen müssen,
       weil geeignete eigene Flächen fehlen? In so eine Situation mag der
       rot-rot-grüne Senat nicht (mehr) kommen – und hat darum am Dienstag
       beschlossen, eine „strategische Grundstücksreserve“ aufzubauen. „Wir müssen
       heute zukunftsweisende Entscheidungen für die nachwachsenden Generationen
       treffen“, sagte Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) danach vor
       Journalisten.
       
       Dafür soll es eine neue landeseigene Gesellschaft geben, die Bodenfonds
       GmbH. In früheren Jahren kümmerte sich der 2015 aufgelöste
       Liegenschaftsfonds des Landes um Grundstücke – damals jedoch ging es um den
       Verkauf, der Einnahmen für den Landeshaushalt brachte. Dann aber hatte die
       Liegenschaftspolitik eine neue Richtung bekommen: statt möglichst hoher
       Gewinne sollte nachhaltige Stadtentwicklung ausschlaggebend sein. Seither
       ist die gleichfalls landeseigene Berliner Immobilien-Management GmbH
       zuständig, die auch die künftige Bodenfonds GmbH steuern soll.
       
       Dabei soll es laut Kollatz ausdrücklich um Grundstücke gehen, nicht um
       Wohnungskäufe. Im Fokus sind „Pakete“, also ganze Bündel von Flächen, über
       die der Senat laut Kollatz beispielsweise gegenwärtig mit der Deutschen
       Bahn verhandelt. Derzeit gibt es schon einen Ankaufsfonds des Senats und
       Geldtöpfe einzelner Verwaltungen. Die neue Bodenfonds GmbH soll zudem
       zunächst Kredite von bis zu 250 Millionen aufnehmen können – sie
       unterliegt, obwohl landeseigen, nicht der staatlichen Schuldenbremse, weil
       sie als GmbH formell privat ist.
       
       Wie groß die angestrebte Reserve werden soll, wie viele Grundstücke dazu
       gehören sollen, wie viel Geld dafür insgesamt fließen soll? All das blieb
       am Dienstag noch offen. Die Grundstücke, obwohl als Reserve gedacht, sollen
       auch Einnahmen und damit die Möglichkeit für weitere Käufe erwirtschaften,
       auch über Erbbaurecht. „Das soll ja nicht nur ein Schatzkästlein sein“,
       sagte Kollatz. Wie das zusammengeht, vermochten er und seine Senatskollegin
       vom Stadtentwicklungs-Ressort, Katrin Lompscher (Linkspartei), zumindest
       der taz nicht schlüssig zu erläutern.
       
       Auch die künftige Nutzung der Grundstücke ist offen. Kollatz erinnerte dazu
       an die Schnelllebigkeit von Einschätzungen und Bedürfnissen, verwies auf
       einbrechende und dann plötzlich wieder stark ansteigende Einwohner- und
       damit auch Schülerzahlen. „Das kann man gerade eben nicht planen“, sagte
       Lompscher. „Es ist in der Stadtentwicklung aber auch lebensnotwendig, dass
       man Vorsorge trifft für Dinge, die man jetzt noch nicht kennt.“
       
       18 Feb 2020
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Alberti
       
       ## TAGS
       
   DIR Finanzsenator Matthias Kollatz
   DIR Katrin Lompscher
   DIR Liegenschaftspolitik
   DIR Steglitz
   DIR Florian Schmidt
   DIR Matthias Kollatz-Ahnen
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Streit um landeseigene Grundstücke: Land und Bezirke blockieren Fortschritt
       
       Senat und Bezirke zanken sich um die letzten Grundstücke in Landesbesitz.
       Starke Argumente haben beiden Seiten, wie ein Beispiel aus Lichterfelde
       zeigt.
       
   DIR Friedrichshain-Kreuzberg: Herr Schmidt stellt sich quer
       
       Weil die Bahn ein freies Grundstück nicht an die BSR verkaufen will, droht
       der Bezirk mit Blockade. Und bekommt Rückendeckung aus dem Senat.
       
   DIR Interview mit Berlins Finanzsenator: „Man macht Politik nicht ohne Werte“
       
       Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) ist in der schönen Lage, Geld ausgeben zu
       müssen. Ein Gespräch über linke Finanzpolitik, sein Engagement für
       Wohnungen und die Flüchtlingspolitik.