# taz.de -- Norbert Röttgen und die CDU: Mit aufgerissener Jacke
> Röttgen als CDU-Chef? So blöd ist das nicht. Er wirkt freundlicher als
> Merz und hat sich als Umweltminister das wichtigste Thema erschlossen.
IMG Bild: Anders als Merz schaffte es Röttgen, seinen Groll nicht Jahre vor sich herzutragen
Der größte Fehler in der Bewertung der CDU [1][ist es jetzt], Norbert
Röttgen mit Friedrich Merz zu verwechseln: Herrje, da reaktiviert sich
erneut einer, den Angela Merkel mal aus der ersten Reihe entfernte. Und –
hihi – wann tritt bloß der Koch wieder an und wann der Oettinger.
Schon richtig, Merkel hat Röttgens Aufstieg 2012 beendet. Der damalige
Bundesumweltminister verlor die Wahl in Nordrhein-Westfalen kläglich,
vorher versuchte er noch Prozentpünktchen auf Kosten der Kanzlerin zu
retten. Die entließ ihn als Minister, es wirkte, als stieße sie jemanden in
voller Fahrt vom Fahrrad.
Aber anders als Merz schaffte es Röttgen, seinen Groll nicht Jahre vor sich
herzutragen. Er blieb Politiker, was auch erklärt, warum ihm nicht so viele
handwerkliche Fehler unterlaufen wie Merz. Röttgen ist Chef des Auswärtigen
Ausschusses im Bundestag. Was Merkel betrifft, hielt er meistens die
Klappe.
Jetzt lästert er über das Verfahren der scheidenden Parteichefin Annegret
Kramp-Karrenbauer zur Besetzung des CDU-Vorsitzes und der
Kanzlerkandidatur: Eine Jacke, wo schon der erste Knopf falsch geknöpft
sei. Tatsächlich wirkten die Bemühungen ziemlich verzweifelt, den
Umfragefürsten Merz, Gesundheitsminister Spahn und den mächtigen, aber noch
zaudernden nordrhein-westfälischen Regierungschef Laschet irgendwie
zusammenzubringen.
## Die Partei ist nicht doof
Röttgen hat diesen Moment genutzt. Um in seinem Bild zu bleiben: Die Jacke
hat er aufgerissen, dass die Knöpfe abgeplatzt sind. Er will einen
schnellen Bundesparteitag, eventuell auch eine Mitgliederbefragung.
Röttgens Kandidatur ist ernst zu nehmen. Nicht nur, weil auch in der CDU
viele Merz’ Song von den guten alten Zeiten nervt. Sondern weil die Partei
nicht doof ist. Röttgen wirkt freundlicher als Merz. Und erschloss sich
damals als Umweltminister das wichtigste Thema. Ja, [2][er ist Teil der
deutschen Klimamisere], und auf der Konferenz von Kopenhagen scheiterte er
2009 mit. Aber er lernte dort, und dealte später erste Absprachen zwischen
EU und Schwellenländern aus. [3][Für die Grünen wäre Röttgen] im
Bundestagswahlkampf das schwierigere Match, schwieriger als eins gegen
Merz.
18 Feb 2020
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## AUTOREN
DIR Georg Löwisch
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